DIE! DIE! DIE! - Form
Mehr über Die! Die! Die!
- Genre:
- Shoegaze/ Wave/ Rock/ Punk
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Golden Antenna/ Broken Silence
- Release:
- 01.04.2011
- Caseman
- Lil Ships
- Howye
- Daze
- We Built Our Own Oppresors
- Shine Through
- Paquin
- Wasted Lands
- Ht
- Frame
Da sollte mann und frau sich reinlegen...
Mit Superlativen herumzuwerfen und diese dadurch zu verwerfen, ist ja eine recht schädliche Angelegenheit. Der ich nach meinen Möglichkeiten immer entgehen möchte. Aber manchmal... da zuckt einem schon der Finger nebst Kopf. Zum Beispiel so etwas wie die "am meisten wieder herbei ersehnteste" Bass-Linie, die durch einen postpostpräpostmodernen Rockwavesong hindurchgeistert. Ist ja hier in Anführungsstrichen!
In Bruderschaft zur sandigen Flirrgitarre dieses neuseeländischen Trios gerät das, ja, zur nächstgrößeren Meisterschaftsklasse, zur nächsthöheren Champions-League der Postpunk-Erscheinungen dieser Tage. Um den in Vergessenheit geratenen Komparativ auch mal anzuwenden. Der K. deutet immer Vergleiche und Konkurrenzen an, was die Typen aus Auckland aber nicht fürchten müssen. Denn was das Album "Form" zu bieten hat, ist mindestens seltenartig.
Stundenlange Grübeleien, wem das hier nachempfunden sein könnte, versanden hoffnungslos, einfach auch, weil die DIE DIE DIE!-Kombination trotzdem so frisch klingt. Diese im fast klassischen Alt rudernde Burschengesangshektik, diese ineinander verwaschenen Saitenspiele. Die Instrumente... deren konzentrierte, punktgenaue Zurecht-Schleiferei des Zusammenspiels auf der Basis einer wohltuenden Jugendmelancholie und der Wut auf dieselbe, wo hat mann und frau das schon mal gehört? Mmh. Zeitverschwendung.
Die dunklen Saiten der Achtziger sind gerade modisch, überall wallende Nachtwellenmusik und Johnny Marr's-Klone , Psychedelic-Gesichter, Dunkel-Drums, wohin wir auch lauschen. Schön, passt zur Zeit, zur Jahreszeit - eine feine Entwicklung.
Und dann noch all die anderen Stilistiken, die Ausdruckstaktiken und -techniken, der Punk, der Pop, die Ambientes, die bereits in vormaliger Zeit definiert, verworfen, gehaßt, geliebt worden sind. Ein Fundus, der nie zu ersticken droht, vor allem nicht die Kreativität, wie es die Musiker von DIE DIE DIE! beweisen.
Wie selbstverständlich werden sich aus dem Pool der Klänge und Temperamente die Ideen und Harmonien abgeschöpft, wie Sahne, die oben schwimmt, werden die Leckereien genüsslich eingesogen. So kommt es, dass über die dustermutigen und schwitzigen Melancholien Süssigkeiten gesungen werden, deren Harmonien mindestens fünf bis sechs hartnäckige Ohrwürmchen ernähren. 'Caseman' - großartig, 'Lil Ships' - atmosphärisch, 'Howye' - absolut und 'Daze' - Sonderklassenpsychedelic und so geht das weiter fort. Ich erlaube mir dann also doch einen Superlativ: eine der himmelweitesten Platten des erwachenden Jahres.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben