DIR EN GREY - The Marrow Of A Bone
Mehr über Dir En Grey
- Genre:
- Modern Metal
- Label:
- Gan Shin/ Universal
- Release:
- 02.03.2007
- Conceived Sorrow
- Lie Buried With A Vengeance
- The Fatal Believer
- Agitated Screams Of Maggots
- The Grief
- Ryoujoku No Ame
- Disabled Complexes
- Rotting Root
- Namamekashiki Ansoku, Tamerai Ni Hohoemi
- The Pledge
- Repetition Of Hatred
- The Deeper Vileness
- Clever Sleazoid
Die Seele eines Knochens ("The Marrow Of A Bone") braucht eine griffige These, damit gleich jeder weiß, womit wir es hier zu tun haben: Die Antwort auf das Leben in hektischen japanischen Großstädten und gleichzeitig die fernöstliche Variante solcher Bands wie SLIPKNOT oder SYSTEM OF A DOWN sind DIR EN GREY. Diese Meinung kann mit ihrem aktuellen Album "The Marrow Of A Bone" gefestigt werden. Derbe wie nie zuvor dreschen sich die flippigen Japaner um Psycho-Schreihals Kyo durch rund 50 interessante Minuten. Denn DIR EN GREY klingen trotz des monetären Erfolgs immer noch ungewohnt und innovativ genug, dass sie nicht im einheitlichen Brei modern-trendiger Metal-Spielarten untergehen.
Daran schuld sind gleich mehrere Faktoren: Einmal sind die Jungs aus dem klischeeträchtigen Land des Lächelns eine Quelle des Abwechslungsreichtums - melodisch-kräftige Power-Balladen wie 'Ryoujoku No Ame' wechseln sich stetig ab mit dynamischen Hass-Batzen der Sorte 'Grief', dass ein wenig nach ganz sickem FAITH NO MORE-Stuff klingt. Da ist dann auch schon das nächste wichtige Merkmal von DIR EN GREY: Die Stimme von Kyo. Diese tummelt sich in sämtlichen Höhenlagen, von elektronisch-schreiend-verzerrt bis gefühlvoll-sensibel-klar. Außerdem bietet ihr Sound immer wieder auch wahrlich überraschende Momente wie der jazzige Anfang von 'Disabled Complexies': Später verwandelt sich das Lied jedoch in einen groovigen Hass-Stampfer, der wiederum in einen hymnischen Refrain mit 80er-Attitüde mündet. Ihr merkt: DIR EN GREY können anders, oft und gut.
Meckergründe gibt es trotzdem. Das grau spiegelnde Cover einer alten Frau auf einem mit Toten übersäten Schlachtfeld ist zusammen mit dem Titel "The Marrow Of A Bone" ja noch eine ganz nette Idee. Allerdings gehört der Grafiker auf japanische Art gefoltert, der dann im Booklet die Texte mit (augen-)gefühlter Fünf-Punkt-Schrift auf schwarzen Grund druckte: Lesbarkeit sieht anders aus. Auch ließe sich von DIR EN GREY-Altfans einwenden, dass sich ihre Lieblingsmusiker mit ihrem neuen Werk mehr in Richtung Mainstream bewegen und ihre Wurzeln zunehmend weniger eine Rolle spielen. Allerdings ist "The Marrow Of A Bone" dennoch in einer Weise perfekt geraten, dass solche Kritik wirklich nur Einzelstimmen bleiben dürften. Denn hier präsentiert sich eine Band, die den oft gefürchteten Spagat zwischen kommerzieller Massenkompatibilität und geldverachtender Fuck-Off-Einstellung schafft. Das haben SYSTEM OF A DOWN und SLIPKNOT früher auch hinbekommen, bis sie sich kreativ verhedderten. DIR EN GREY sind zum Glück noch nicht so weit - Fans moderner Metal-Klänge können ihnen deshalb noch sorgenlos lauschen und hoffen, dass die japanischen Jungs nicht doch noch in einem allgemeinen Hype-Fieber verheizt werden.
Anspieltipps: Ryoujoku No Ame, The Grief, The Fatal Believer, Namamekashiki Ansoku, Tamerai Ni Hohoemi
- Redakteur:
- Henri Kramer