DISASTER AREA, THE - Sell Your Soul
Mehr über Disaster Area, The
- Genre:
- Metalcore / Trancecore
- ∅-Note:
- 3.00
- Label:
- Deafground Records
- Release:
- 11.11.2016
- This Is The New Age
- Moments
- Diaries Funeral
- Allzabell
- Open Wounds
- Sell Your Soul
- Speechless
- Downfall's Uprising
- Carried Away
- Force Of Destiny
Unfreiwilliger Metalcore-Tiefschlag.
Ist "Sell Your Soul" wirklich ernst gemeint? Oder handelt es sich hierbei um eine Metalcore-Parodie von YouTube-Alleinunterhaltern wie Jared Dines oder Stevie T? Ich fürchte nicht. Aber wie konnte es dann soweit kommen? Wie kann es sein, dass fünf junge Musiker unter der Regie eines erfahrenen Kollegen wie Daniel Haniß (ESKIMO CALLBOY) zehn Songs unters Volk bringen, die weit hinter dem breiten, ohnehin schon langweiligen Genredurchschnitt liegen, ohne dass irgendwer im Produktionsprozess die Reißleine zieht?
Die Bayern haben auf "Sell Your Soul" zehn lärmige Metalcore-Klanghaufen am Start, die an allen Enden und Ecken eklatante Schwächen aufweisen. Die Gitarren zwar drückend, aber auch breiig, das Schlagzeug polternd und undifferenziert im Gesamtsound, die Screams ordentlich, aber eintönig, der Klargesang oftmals erschreckend schief und kraftlos – vor allem aber kein stimmiger Songaufbau, keine Spannung, keine überzeugenden, mitreißenden Parts. Und zu allem Übel versagen selbst die stereotypen, größtenteils lahmen Breakdowns ihren Zweck. Was bleibt da noch für den gemeinen Metalcore-Fan?
Bezeichnend für den sehr schwachen Gesamteindruck ist, wie bemüht man die Produktion mit den immer gleichen elektronischen Effekten aufzupeppen versucht. Bestes Beispiel ist der ohnehin schon lahme Refrain von 'Allzabell', an dessen Ende die Screams immer wieder auf dieselbe Weise durch den Verzerrer gehackt werden. Das hätte einmal zur Auflockerung gereicht, offenbart in der andauernden Wiederholung jedoch erschreckende Einfallslosigkeit. Und wenn wir schon bei schwachen Refrains sind: Ich frage mich, wie viele Hörer über Track Nr. 3, 'Diaries Funeral' hinausgekommen sind. Ein diffuser Schlagzeugteppich legt sich über generische Downbeat-Riffs, und ein kurzweiliger, aber ebenso lärmiger Vers leitet über in einen Refrain, der gesanglich völlig indiskutabel ausfällt. Spätestens nach diesem frühen Tiefpunkt hätte ich als neugieriger Hörer abgeschaltet.
Unsere Tätigkeit verlangt natürlich, sich einen Gesamteindruck zu verschaffen, und daher stoße ich zur Albummitte mit dem Titeltrack auf den einzigen Song, der als Komposition einigermaßen funktioniert: Eröffnet von ungewöhnlich rockigen Gitarrenriffs, vorangetrieben in einer wütenden, moshbaren Strophe, erreicht 'Sell Your Soul' im Kehrvers einen stimmigen, recht eingängigen Höhepunkt. Track Nr. 6 wäre mit besserem Sound und abwechslungsreicherer Dynamik ausgestattet ein schlichter, aber würdiger Genrevertreter. Ansonsten killen die schwache Produktion und das unausgereifte Songwriting gute Ansätze wie die ansprechend postigen Momente bei 'Carried Away' oder 'Downfall's Uprising', oder den nochmals nett rockenden Refrain von 'Force Of Destiny' praktisch vollständig.
Zugute halten kann ich THE DISASTER AREA eigentlich nur, dass die Truppe auf ihrem Erstling nicht den Weg des Mainstreams gehen wollte, also nicht nur geschriene Verse an kitschige klare Refrains reiht. Man versucht abwechslungsreich zu agieren und stellt rohe Aggression in den Vordergrund - erleidet aber aufgrund einer weitgehend unterdurchschnittlichen Produktion und großen kompositorischen Schwächen spektakulär Schiffbruch. Allein in mein limitiertes Blickfeld sind mit Bands wie DISCLARITY, THE MATTER OF CHINA oder MY DEAR ADDICTION zuletzt schon so viele durchschnittliche Metalcore-Klone geraten, die ihre Sache ordentlich, aber unspektakulär machen, dass ein strauchelnder Erstversuch wie jener von THE DISASTER AREA vollständig durchs Raster fällt.
- Note:
- 3.00
- Redakteur:
- Timon Krause