DISCIPLINE - Old Pride New Glory
Mehr über Discipline
- Genre:
- Punkrock
- Label:
- I Scream/SPV
- Release:
- 13.06.2008
- Stand - Motörhead
- Power - Agnostic Front
- We're Not Gonna Take It - Twisted Sister
- Don't Forget The Struggle - Warzone
- I Wanna Live - Ramones
- Rebel Yell - Billy Idol
- Show You No Mercy - Cro Mags
- My World - The Crack
- Cum On Feel The Noizz - Slade
- One Law For Them - 4 Skins
- Delirious - Heavy Metal Kids
- Going To The Run - Golden Earring
- War On The Terraces - Cockney Rejects
- Astro Zombies - Misfits
- One Of The Boys - Rose Tattoo
- When I'm Dancing... - Slade
- Rinnin' Riot - Cock Sparrer
- Hang Up Y'r Boots - Slapshot
- No More Heroes - Stranglers
- Generation Of Scars - Terrible Twins
- Nice Boys Don't Play R 'n' R - Rose Tattoo
- Saturday's Heroes - The Business
- Tale Of Moran - Sheer Terror
- Chaos - 4 Skins
- Prison Bound - Social Distortion
- Saturday's Glory - Argy Bargy
- Fight To Live - Blitz
- Violence In Our Minds - Last Resort
- Crucified - Iron Cross
- Frontline Skins - The Bruisers
Mal wieder eine Scheibe mit Coverversionen - aber DISCIPLINE setzen Maßstäbe, was das Thema value for money angeht. Und interpretieren obendrein mehrfach gänzlich Unerwartetes!
Seit einigen Jahren können wir die "Tribute-Alben"-Seuche als weitgehend geheilt betrachten. Doch leise, leise hat sich über mehr als eine Dekade eine neue Unsitte eingeschlichen, nämlich die Wir-zeigen-was-wir-sonst-noch-hören-oder-gehört-haben-Krankheit. Früher durfte man sich über eine, manchmal auch zwei Coverversionen auf einem Album freuen (oder auch nicht), heute muss es immer gleich ein ganzer Release sein. Seitdem die Heroen RUSH auf diesen Zug aufgesprungen sind, motzen auch die Kritiker nicht mehr. Wirklich nicht? Doch, ich motze! Der Grund dafür ist, dass mir ein neues reguläres DISCIPLINE-Album deutlich lieber gewesen wäre. Und das galt bislang ebenfalls und ausnahmslos für die Coveralben anderer Kapellen.
Doch jetzt genug gemeckert und ein Blick riskiert auf das vorliegende Album. DISCIPLINE aus Holland, deren Stil zwischen Hardcore und Punkrock mit gehöriger Straßenattitüde liegt, haben in den sechzehn Jahren Bandgeschichte schon zahlreiche Coverversionen eingezockt, so dass sie für die Fans sogar entschuldigt sind, wenn sie ein solches Album, das in anderen Karrieren nur als Füller, Überbrückung kreativer Löcher oder kurzfristiger Umsatzbringer eine limitierte Berechtigung haben würde, auf die Szene loslassen. Obendrein machen sie und ihr Label I Scream schon dadurch alles richtig, dass sie value for money bieten. "Old Pride New Glory" ist nämlich ein Doppel-CD-Set, das auf der zweiten Scheibe achtzehn ältere Coverversionen zugänglich macht, die die Holländer in ihrer Karriere so eingetrümmert haben. Da sind einige witzige Sachen dabei, aber auch naheliegende typische Genre-Kost. Essentiell ist die Zusammenstellung für die Fans, weil manche der Songs nur auf Samplern und Singles veröffentlicht wurden, sich jetzt aber die Möglichkeit bietet, die DISCIPLINE-Kollektion zu vervollständigen. Liner-Notes runden das Ganze ab, die aber der zu besprechenden Scheibe nicht beiliegen. Da Liner-Notes grundsätzlich etwas Gutes sind, schlagen sie auch in diesem Fall auf der Habenseite zu Buche, ohne dass wir hier genauer auf sie eingehen können.Das Wichtigste an diesem Release bleibt aber natürlich die CD Nummer eins, die zwölf unveröffentlichte Coverversionen enthält. Im Gegensatz zu der eben angesprochenen Bonus-Compilation gehen die fünf harten Jungs auf dieser Scheibe überhaupt nicht auf Nummer sicher. Zwar passen Sachen wie 4 SKINS, AGNOSTIC FRONT und CRO-MAGS durchaus ins Beuteschema des DISCIPLINE-Fans, aber man hat den Kopf auch weit, weit über den Punk-Tellerrand hinausgereckt. Schon der erste Song 'Stand', im Original von MOTÖRHEAD, sorgt für Verwunderung. Denn Joost De Graaf macht überhaupt keine Anstalten, den Song in Richtung MOTÖRHEAD zu interpretieren, sondern 'diszipliniert' ihn völlig. Genauso ergeht es einigen anderen bekannten Werken wie TWISTED SISTERs 'We're Not Gonna Take It' und 'Rebel Yell' von BILLY IDOL. Die größte Überraschung ist sicher, dass die Fünf aus Eindhoven auch vor einer holländischen Rockinstitution nicht zurückgeschreckt sind, nämlich GOLDEN EARRING. Dies ist auch der am wenigsten punkige Track, den man sicherheitshalber ans Ende gesetzt hat, so dass der Pogo durch Drücken der Skip-Taste schnell fortgesetzt werden kann, sollte die Zielgruppe noch nicht verschwitzt genug sein.
Grundsätzlich werden die meisten Songs nur wenig verändert, erhalten aber dennoch einen neuen Charakter, da die Bandattitüde keine andere Interpretation zulässt, als Rock mit Straße und Tattoos zu paaren. Da gibt dann selbst ein 'Cum On Feel The Noizz' von SLADE lieber klein bei und wird von der Szene eingemeindet. Die einzige Crux ist, dass Joost nicht gerade zu den begnadetsten Sängern diesseits des Mississippi gehört. Dies ist für Streetpunk auch gar nicht nötig, aber da man sich einige Werke ausgesucht hat, die ihr Profil nicht unerheblich von den prägnanten Stimmen der Originalsänger erhielten, muss man einigen Aufnahmen attestieren, zwar Punk-Charisma erhalten, aber auch deutlich an Charme verloren zu haben. Lemmy, Joey Ramone, Dee Snider und Billy Idol werfen einen zu großen Schatten über ihre Songs, als dass DISCIPLINE mit ihren Interpretationen diesen verlassen könnten.
Nichtsdestotrotz ist "Old Pride New Glory" ein nettes Stück Musik für zwischendurch, dessen rohe Produktion und offensichtlich in kurzer Zeit eingespielte Coverversionen authentische, nicht perfekte und ganz sicher mainstreamferne Unterhaltung bieten, die man auch genießen kann, wenn man sich den Kopf nicht rasiert, Haare mehrfarbig getönt, den Stadtteil einer amerikanischen Metropole in die Bauchdecke gestochen oder 120 Gramm Metall durch den Körper gesteckt hat.
Anspieltipps: Stand, Rebel Yell, Show You No Mercy, Delirious, Going To The Run
- Redakteur:
- Frank Jaeger