DISCLARITY - What Will Be Left
Mehr über Disclarity
- Genre:
- Metalcore / Modern Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 17.06.2016
- Seven Gods
- Cycle Of Life
- Last Song
- Liars
- Light Dies
- Alteration
- Save Me From Myself
- Dreams
- Vanish
Metalcore-Spätlese? Oder doch nur Nachlese?
Wer sich Kummer ersparen will, sollte tunlichst Erklärungsversuche unterlassen, wieso sich auch nach über einer Dekade endlosen Einerleis noch Nachwuchsbands bemühen, auf den hoffnungslos überfüllten Metalcore-Zug aufzuspringen. Daher halte ich mich hier auch ab sofort an die Fakten: DISCLARITY ist eine 2012 in Finnland gegründete Kombo, die sich gar nicht erst vergeblich jenes in ihrer Szene oft zitierten und faktisch nicht vorhandenen Innovationsreichtums rühmt. "Metalcore" spielen die Suomi laut eigener Aussage, und werfen mit "What Will Be Left" ihren Hut in den Ring.
Und das Debütalbum der Finnen macht in erster Linie eines: Es drückt. Und zwar amtlich. Die fette Produktion ist in der groovig-corigen Seitensparte des einmal als Melodic Death Metal gestarteten Genres obligatorisch, und nicht selten schießen Bands hierbei weit übers Ziel hinaus. Die Finnen treffen soundtechnisch aber ins Schwarze; Schlagzeug, Bass, Gitarrenwände vereinen sich zu einer satt drückenden Planierwalze, ohne durch Überproduktion Klangmembranen und Hörernerven zu strapazieren.
Darüber hinaus vermag sich "What Will Be Left" allerdings zunächst nicht vom Modern-Metal-Durchschnitt abzuheben. Auch der Vierer aus Lahti könnte die hohen Saiten seiner Instrumente getrost abschrauben - es werden ja doch nur die tiefsten, leer geschrubbelten Stränge der Klampfen gequält. Auch DISCLARITY besitzt einen Schreisänger, der gelegentlich ins Melodische verfällt, und wie alle anderen musikalischen Geschwister im Geiste besteht auch die musikalische Arbeit der Skandinavier in erster Linie daraus, möglichst schnell möglichst viele Downbeats, Breakdowns und Groove-Elemente aneinander zu reihen. Wie gesagt, der Sound ist tadellos, aber nach dem gefälligen Opener 'Seven Gods' passiert lange Zeit nichts Aufregendes, und erst recht nichts, was man nicht in gleicher Form von anderen Bands schon tausendfach gehört hätte. Daran ändern auch gelegentliche sphärische Einsprengsel nichts.
Erst beim genauen Hinhören fallen die melodischen und ruhigeren Elemente auf, die den Gesamtsound dezent aufpolieren. Und so schwer es mir auch fällt dies zuzugeben: Das Album wird noch besser, sobald Schreihals Henry von seinem zwar bissigen, aber auch einförmigen Gebrüll ablässt und anfängt zu singen. Zahllose andere Bands haben ihren Aggro-Sound mit Klargesangseinlagen kläglich verwässert – DISCLARITY gewinnt durch die melodische Gesangskomponente einen echten Pluspunkt hinzu. Nicht immer trifft der Vokalartist den richtigen Ton (siehe 'Save Me From Myself'), alles in allem verhilft er "What Will Be Left" aber immer dann zu mehr Spannung und seiner Darbietung zu mehr hörbarer Hingabe, wenn er sein Geschrei abstellt. So überzeugt beispielsweise die (nennen wir es) Deathcore-Halbballade 'Light Dies', und besonders der Abschluss 'Vanish' durch die stimmungsvolle Performance der vier Musiker. Einen Pluspunkt erhält die Band außerdem für eine Leidenschaft, die vermutlich viele 0815-Metalcore-Kapellen für sich reklamieren möchten, die aber nur selten so deutlich spürbar wird wie bei DISCLARITY.
Also: In Sachen Kreativität gewinnen die jungen Finnen keinen Blumentopf, liefern aber zumindest souverän alle erforderlichen Trademarks ihres Fachs ab, und landen in den melodischeren Momenten ihres Debüts auch ein, zwei Volltreffer. Konkurrenzfähig ist "What Will Be Left" auf alle Fälle – aber mehr Abwechslungsreichtum und Mut, sich vom Genreeinerlei zu emanzipieren, wäre das nächste Mal sehr wünschenswert.
Anspieltipps: Seven Gods, Vanish
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause