DISGROOVE - Down On Myself
Mehr über Disgroove
- Genre:
- Alternative Rock
- Label:
- N-Gage
- Release:
- 13.09.2004
- Down On Myself
- Alright
- Upside Down
- Love Yourself
- Pictures
- It’s Not Forever
- Over
- Sometimes
- Everybody Knows
- Around
- Free
- That Part Of Me
DISGROOVE rocken staubtrocken mit poppigen Flocken. So ungefähr könnte man die Mucke der Schweizer Band zusammenfassen. Das klingt ein bisschen wie NIRVANA ohne puren Grunge und HELMET ohne Noise, wobei sie manchmal so nörgelig und regenwetterfühlig wie NIRVANA sein können und manchmal solch minimalistisch trockne Riffs wie HELMET in ihre Songs einmeißeln. Ganz in der Nähe von DISGROOVE wohnen die FOO FIGHTERS und auch der Nu Metal bekommt seine Referenzen. Eine gewisse populäre Gefälligkeit ist aber allen vorher genannten Bands eigen und so können DISGROOVE sich in die Reihe moderner Rockmusik einordnen, die ein breites Publikum anspricht. Ihr Sound bleibt dabei für die wohldosierten Härtemomente wie für die weicheren Seiten gitarriger Musik offen. Dass die Band dann auch schon bei VIVA im Fernsehen ein Interview geben durfte, kann daher nicht weiter verwundern.
Zwei Mitglieder von DISGROOVE spielten vorher in einer Gruppe, die für den Freund modernen Metals keine unbekannte Größe sein sollte. Schlagzeuger Töbi und Gitarrist Philippe hinterließen auf vier Veröffentlichungen im Sound von GURD ihre Duftmarken. Offenbar hatten sie aber andere musikalische Vorlieben entwickelt, denn schließlich ist die aktuelle Musik meilenweit vom hüpfgroovigen und knallenden Hardcore Metal ihrer Ursprungsband entfernt. Komplettiert werden DISGROOVE von Flipper, der zuvor bei der Rockband LEKTOR mit dem Bass herumbrummelte. Der Gesang kommt vom Gitarristen und trägt einiges zum erwähnten nörgligen Flair bei, das mich an Grunge erinnert. Aber er macht seine Sache gut, tönt recht angenehm und professionell. Sehr angenehm ist zudem, dass die Schweizer auf ödes pseudopsychedelisches Gitarrengeschrammel verzichten, das so viele Bands ihres Stiles zum Besten geben, wenn ihnen gar nichts mehr einfällt. Stattdessen setzen DISGROOVE auf klare differenzierte Rhythmik und erdige Gitarren, die deutlich feste Umrisse zeigen. Diese Art und Weise scheint das einzige musikalische Mitbringsel von GURD zu sein.
Ihr Debüt "Down On Myself" konnten sie mit der finanziellen Unterstützung des Kantons Basel aufnehmen, da sie einen dortigen Musikwettbewerb gewonnen hatten. Als Vorband von Slashs VELVET REVOLVER verdienten sie sich ihre Sporen auf einer umfassenden Tour. Zählt man die VIVA-Promotion (inklusive Video des Titelstücks) dazu, hat die Band also alle Chancen, bekannt zu werden.
Rechtfertigt die Musik nun eine solche Prognose? Bei allen positiven Seiten des Debüts kann ich trotzdem nur mit einem "Jein" antworten. In erster Linie liegt das daran, dass die großen prägnanten Songs noch darauf warten, von DISGROOVE geschrieben zu werden. Immerhin hat man mit dem Titelstück und Opener wenigstens einen Track in der Hinterhand, der diese Prägnanz aufweist. Die Anleihen am Nu Metal sind hier am stärksten hörbar. Einprägsame Rhythmusgitarren rocken lässig zur melancholischen Melodie des Sängers. Der Refrain weist wieder in Richtung Grunge und im übrigen auch der Strophentext: "Life is complicated ..." Im Folgenden aber vermisse ich oft die Abwechslung und die herausragenden Momente, wobei die Musik jedoch niemals in Langeweile abrutscht, sondern einfach angenehm zu hören bleibt.
Das nachfolgende 'Alright' wechselt zwischen ruhigen und nach vorne breschenden Passagen. Ein zuweilen pumpender Groove und leicht psychedelische atmosphärische Klänge machen 'Upside Down' zu einem der stimmungsreichsten und besten Tracks des Albums. Typischer poppiger Gitarrenrock ist 'Love Yourself', das stark von akustischen Klampfen getragen wird. Eine relaxte Melodie lädt in 'Pictures' anfangs zum Zurücklehnen ein, bevor im Refrain die Gitarre wieder lauter herausklingt. An dieser Stelle wird aber schon eine gewisse Limitiertheit in Aufbau und Machart der Songs deutlich. Rein akustisch, aber immer noch kräftig treibend, bietet sich 'It’s Not Forever' dem geneigten Hörer dar. Die Limitierung drängt sich bei 'Over' dann endgültig auf – die grungige Melodie mit den rockigen Rhythmen hatte man schon vorher auf dieser Scheibe gehört. 'Sometimes' geht wieder in Richtung Akustikpop, während 'Everybody Knows' ruhig vor sich hin rockt. 'Around' klingt zwar ebenfalls wie schon mal gehört, becirct aber doch mit dem effektiven Laut-Leise-Wechsel. Eigenwilliger fräst sich 'Free' in die Gehörgänge: - leichte NIRVANA-Anklänge treffen auf eine gewisse wüstenartige Stimmung. Druckvolle Rockgitarren und locker-flockige Harmonien bei 'That Part Of Me' entlassen den Hörer mit einer abschließenden Adrenalin-Spritze.
Wir haben also mit "Down On Myself" ein gutes moderne Alternative-Rock-Album, das mich zwar nicht vom Hocker haut, aber problemlos neben der internationalen Konkurrenz bestehen kann. Irgendwie ist das genau die Musik zum Nebenbeihören und Mitwippen für Haushalt und Autobahn, ohne dass die Tracks dabei vollständig anspruchslos wirken würden. Da auch der Sound der Scheibe differenziert und klar herüberkommt, kann ich für Fans dieser Musik bei aller Kritik eine Empfehlung aussprechen.
Anspeiltipps: Down On Myself, Alright, Upside Down, It’s Not Forever, Free, That Part Of Me
- Redakteur:
- Jörg Scholz