DISMAL - Miele Dal Salice
Mehr über Dismal
- Genre:
- Ambient / Dark Gothic
- Label:
- Aural Music / SPV
- Release:
- 16.02.2007
- La Conversione Di Shani
- Malia
- Mélisse
- Polvere D'Ireos
- Lana
- La Danza Del Ragno Di Cristallo
- Shiva Li Néve
- Niveàre
- Anima Sciolta
- Mandiàla
Let the Esoterik do the talking! Es darf geschwurbelt, gependelt und wild in die Sterne geguckt werden. Man liest aus der Hand, bis man, äh, fertig ist, legt Karten, die bisweilen schick aussehen und ansonsten keine Bedeutung haben, und ist irgendwann spirituell so aufgeladen, dass man fast Funken schlägt und 'ne Platte wie "Miele Dal Salice" aufnehmen muss. Diese Platte ist für das Innere, für die Sinne, für Mary Poppins, aber auch für die Katz. Und ganz wichtig: Sie ist nur für die Insider unter den Insidern, die Urheber.
Den Italienern DISMAL ist das Kunststück gelungen, einen Pseudo-Selbstfindungstrip als Soundtrack aufzublasen, der bei Spannungslevel null anfängt, im Mittelteil kurz auf Spannungslevel null klettert und gegen Ende massiv anzieht und auf Spannungslevel null förmlich explodiert. Auf dem Weg zur Erleuchtung, zum großen Ganzen, zum ultimativen Durchblick wird man als unschuldig in diese Sache Reingezogener mit einfältigem Piano-Geklimper und Akustikgitarren-Gezupfe, das den Tee ohne Wasser aufbrüht, unglaublich bedeutungsschwangeren Spoken-Word-Passagen, gesampelten Streichern, Hörspiel-Kram aus der Märchen-Ecke, Chanson-Elementen, Tango-Takten, Frauengesang und öden Computer-Beats an den Rand der Verzweiflung getrieben. Entspannung, die nervös und alsbald aggressiv macht. Und selbst Leute, die sich aus freien Stücken nie ein Death-Metal-Album anhören würden, werden nach dieser Dreiviertelstunde im Sauseschritt zum CD-Dealer wieseln, den kompletten OBITUARY- und DISMEMBER-Backkatalog einsammeln und sich während der nächsten Tage die volle Breitseite geben, um halbwegs wieder auf Kurs zu kommen. Denn eins ist sicher: DISMAL sind definitiv gefährlicher und vermutlich auch schädlicher als jedes Bollerkommando.
"Dark Gothic" soll "Miele Dal Salice" sein, ein "bizarrer Karneval des Geistes", ein "Opus mit leisen Botschaften". Ja, zumindest leise ist das Teil, und Botschaften kann man auch entdecken, allerdings ziemlich deutliche: "Lasst die Finger von Räucherstäbchen, Kräutern und ätherischen Ölen!", "Guckt ab und zu mal die Nachrichten, anstatt euch ausschließlich mit weltfremdem Oberkappes zuzuballern!" und "Wenn sich der Quark im Kühlschrank bereits bewegt, gehört er in die Tonne und nicht in den Magen!" Das war's dann. Diese Scheibe ohne Songs, ohne Anspieltipps, ohne Tiefgang gehört in dasselbe Regal wie "Meeresrauschen aus Sizilien" und "Scirocco, dein heißer Freund aus der Sahara". Ich will nicht mehr ...
- Redakteur:
- Oliver Schneider