DISORIENTED - Crossed The Line
Mehr über Disoriented
- Genre:
- Groove Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 01.12.2024
- Crossed The Line
- Only Gods Fear Pain
- Self Made
- Human Affected
- Kintsugi
- Wait For The Bullet
- Losing Side
- In Between
- Bipolar
Groove Metal, der klanglich etwas schwach auf der Brust daherkommt.
Das Quartett DISORIENTED kommt aus dem malerischen Athen, lässt musikalisch aber die griechischen Wurzeln so überhaupt nicht erahnen. Gewohnt sind wir aus der Heimat der Olymps ja typischerweise grandiosen Stoner Rock oder klassisch angehauchten und episch gefärbten Heavy Metal, was uns "Crossed The Line" allerdings so überhaupt nicht bietet. Stattdessen wirft der Vierer mit den neun Tracks der Erstlings einen Blick hinüber in die USA und ist durchaus modern unterwegs.
Müsste ich die Griechen dabei einer Kategorie zuordnen, dann würde ich als Aufhänger den Groove Metal wählen, denn gerade die wuchtige und primär auf stampfende Riffs ausgelegte Gitarrenarbeit lässt schon massiv an PANTERA denken. Trotzdem schimmern auch deutlich modernere Versatzstücke immer wieder durch, wobei ein gewisser Modern-Metal-Einschlag nicht zu leugnen ist, während das wüste Geschrei von Fronter Giorgos Karettas teilweise sogar an Thrash-Heroen denken lässt. Alles in allem macht das den musikalischen Cocktail von DISORIENTED zu einem Getränk, das auf dem Papier betrachtet eigentlich gut munden müsste. Und dennoch bin ich auch nach zwei Durchläufen nicht wirklich begeistert.
Der größte Stolperstein ist für mich dabei die Produktion der Scheibe, die an vielen Fronten noch Nachbesserungsbedarf erkennen lässt. Primär fällt hier das rohe und ungeschliffene Klangbild ins Ohr, das man an sich zwar in einem anderen Genre fast schon als kultig betrachten könnte, den wuchtigen Riffs aber immer wieder den nötigen Druck raubt. Gerade das Schlagzeug klingt dabei unheimlich blutleer und hätte viel mehr Wums vertragen können. Oben drauf gibt's auch handwerklich immer wieder kleine Unsauberkeiten zu vermelden. Mal ist das Schlagzeug zu eindimensional, dann hätten die Gitarren noch ein oder zwei Takes mehr im Studio vertragen können, weil doch zahlreiche Unsauberkeiten zu hören sind. Auch hier hätte das im Kontext eines oldschooligen Heavy-Metal-Langdrehers passen können, dem Groove Metal des Quartetts, der ja typischerweise von Präzision lebt, raubt das aber in meinen Ohren das nötige Fundament.
Um diese handwerklichen Kritikpunkte zu überstehen, müsste das Songmaterial von "Crossed The Line" schlussendlich die Kohlen aus dem Feuer holen, doch auch hier hört man dem Silberling durchweg an, dass wir es mit einem Debüt zu tun haben. Zu selten sind die Riffs nämlich restlos zwingend, der Gesang brüllt sich etwas ziellos durch die Landschaft und wie bereits erwähnt setzt das Schlagzeug für mich viel zu selten mal richtige Ausrufungszeichen, die einen gutklassigen Song eben zu einem großartigen machen könnten. 'Only Gods Fear Pain' bleibt da noch dank einer tollen Darbietung von Basser Kyriakos Konstantinou, der oftmals zwischen etwas hölzernen Gitarren und ungeschlachten Leads mit seinem wummernden Bass für Aufsehen sorgt, der einzige echte Lichtblick, der mich zumindest in großen Teilen begeistern kann.
Ihr hört es schon, so richtig überzeugt bin ich vom DISORIENTED-Einstand nicht. In Zeiten, in denen selbst kleine Hobbybands im Heimstudio toll klingende Platten produzieren können, fällt "Crossed The Line" handwerklich einfach zu sehr ab, um sich im dichten Metal-Dschungel zu behaupten, insbesondere wenn man sich mit den Kollegen im Groove-Metal-Sektor messen muss. Schade...
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs