DISTANT - Heritage
Mehr über Distant
- Genre:
- Deathcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media Records
- Release:
- 10.02.2023
- Acid Rain
- Paradigm Shift
- Born Of Blood
- The Grief Manifest
- Exofilth
- Argent Justice
- The Gnostic Uprising
- A Sentence To Suffer
- Human Scum
- Heritage
- Orphan Of Blight
- Plaguebreeder
Vertonte Hilflosigkeit.
Nein, ich bin kein großer Deathcore-Liebhaber. Trotzdem ist DISTANT eine beeindruckende Band, "Heritage" ein beeindruckendes Album. Und ihr kennt das: Gefrustet vom Alltag, ermüdet vom stetigen Auf und Ab, und wenn uns das Schicksal auch noch Steine in den Weg legt, will man sich am liebsten nur noch verkrümeln und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Doch "Distant", der bereits dritte Longplayer der 2014 gegründeten Rotterdam-/Bratislava-Combo hat so unfassbar viel Wut im Bauch, Feuer unterm Kessel, Adrenalin in den Adern und Hummeln im Hintern, dass es ab der ersten Sekunde wie ein doppelter Espresso- und Energydrink-Cocktail wirkt. Und das erzeugt DISTANT nicht mit Geschwindigkeit, sondern einzig und allein durch die unbändige Wucht des Mid-Tempos. Langsam, brutal, verzerrt und so böse, dass selbst der Gehörnte persönlich ein Nachtlicht anschalten muss, um vor Finsternis nicht in den Wahnsinn getrieben zu werden.
Ein kalter, erdrückender Sound, wummernde und alles zermürbende Bassläufe, Rhythmen, die nervös machen und Harmonien, die eigentlich überhaupt nicht existieren. Jawohl, meine Damen und Herren, so klingt Dystopie, so klingt der Soundtrack zur eigenen Apokalypse: tonnenschwer, unheilvoll und aussichtslos. Und genau diese Thematik greifen die DISTANT-Musiker auch auf: In einer nicht weit entfernten Zukunft geht es brachial zu, die Fäuste fliegen und kein einziger melodischer Sonnenstrahl kann sich durch die dichte Wolkendecke kämpfen. Und so sind es weniger die einzelnen Songs, als mehr das Album in Gänze, das mich positiv verzweifeln, die bedrückendsten Gefühle in mir hoch- und in mir diese rastlose Raserei, das Geröll eines in Kürze ausbrechenden Vulkans aufkochen lässt. Puh.
Widmen wir uns aber weniger meinen Gefühlen als mehr der Musik, die hörbare Parallelen zu CABAL, SUICIDE SILENCE, LORNA SHORE und bis zum gewissen Grad auch WITHIN DESTRUCTION aufweist. Und dass vom beginnenden 'Acid Rain' bis zum Abschluss-Doppelinferno 'Orphan Of Blight'/'Plaguebreeder' das Ungetüm nahezu keine Gnade kennt, habe ich auch schon angedeutet: 'Argent Justice' weist ein komplettes Arsenal an Gastshoutern aus dem Deathcore-Bereich auf und weiß ob dieser Gewalt vollends zu überzeugen, LORNA SHORNE-Will hat beim Titeltrack ein gelungenes Stelldichein und 'Exofilth' sowie 'Born Of Blood' und 'A Sentence To Suffer' stehen ob ihrer generellen Gefühlskälte, Aussichtslosigkeit und Kompromisslosigkeit stellvertretend für das gesamte "Heritage"-Massaker.
Nein, wenn es nach DISTANT geht, sieht die Zukunft alles andere als rosig aus. Auf die Band selbst mag das nicht zutreffen, hat die Band doch ein fulminantes und hochenergisches Drittwerk am Start, das zu meinem Bedauern zwar keine sonderlich großen Geschwindigkeitsoverkills zu verzeichnen hat, doch getreu dem Motto "Im Mid-Tempo liegt die Kraft" die Wände zum Beben bringt. Ich werde zwar auch künftig nicht der größte Deathcore-Fan unter Gottes warmer Sonne sein, doch DISTANT mit Adleraugen beobachten, welche klitzekleinen Machtdemonstrationen die Band künftig noch veröffentlichen wird.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp