DISTRESSED TO MARROW - Half A Spine
Mehr über Distressed To Marrow
- Genre:
- Death Doom
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Eigen
- Paraphilic Mind
- Prison Break
- My God Is Dead
- Lunatic
- Endless Trauma
- For Lowers Grade
Die Monotonie des Todes
Wer sechs Tracks mit durchschnittlich zehn Minuten Länge auf einem Album ansammelt, muss irgendetwas unternehmen, um die Hörerschaft bei Stange zu halten. Und genau hier liegt bei DISTRESSED TO MARROWs neuem Streich "Half A Spine" der Hund begraben. Unsere Landsleute aus Karlsruhe zelebrieren genüsslich ihre quälend langsamen, sich endlos ausbreitenden Death-/Doom-Epen, lassen sich jedoch zu wenig einfallen, um die Monotonie ihrer Todeshuldigungen aufzubrechen.
Dabei beginnt "Half A Spine" mit dem Fade-In einer herrlich verschleppten, leicht dissonanten Riff-Wiederholung noch ganz spannend. Meine Neugier ist jedenfalls geweckt, und das rudimentäre, sehr erdige Soundgewand der Instrumentalfraktion beschwört beim Opener 'Paraphilic Mind' augenblicklich eine geradezu greifbar morbide Atmosphäre herauf. Den ersten Dämpfer versetzen mir die Badener, als Bassist Toni Robinia ans Mikro tritt. Das Gegrowle des neuen Vokalartisten der Truppe wurde zum einen zu stark in den Vordergrund gemixt, und fällt zum anderen ziemlich eindimensional aus. Klar, beim Gesang scheiden sich stets die Geister; mir missfällt es einfach immer wieder, wenn gutturale Sänger ausschließlich im niederfrequenten Bereich herum grunzen - das klingt mir zu leblos und willkürlich.
Das ist nur leider nicht das einzige Problem von "Half A Spine". Trotz schöner melodischer Riffeinwürfe, trotz cooler Oldschool-METALLICA-Gitarrenintros passiert auf dem Sechstracker einfach zu wenig. Das Tempo wird praktisch gar nicht variiert (vom kurzen Dreschpassagen bei 'For Lowers Grade' einmal abgesehen), die Songs dröhnen misanthropisch und behäbig vor sich hin, und die angesprochene pechschwarze Atmosphäre verflüchtigt sich nach einer Weile in einer Einöde aus Tristess und Langeweile. Ich will nicht ausschließen, dass PARADISE LOST- oder auch OPETH-Anhänger mit DISTRESSED TO MARROW auch ein wenig Nervenfutter für die Wartezeit auf Lebenszeichen ihrer Lieblinge finden könnten. Doch auch für eine traditionell abwechslungsarme Spielart wie Death/Doom Metal bietet "Half A Spine" zu wenig Spannung. Die gelegentlich sehr stimmungsvollen Melo-Death-Licks (sehr schön beispielsweise das Outro von 'Prison Break' oder die sich stimmig aufbauende instrumentale Einleitung von 'Lunatic'), der brodelnde Sound, die drückenden Slow-Motion-Stampfpassagen, all diese Bestandteile holen sich im Einzelnen gute Noten ab - es gelingt ihnen jedoch nicht, bei permanenter Überlänge und einer wenig charismatischen Vokalarbeit Spannung zu erzeugen.
"Half A Spine" wird sein Publikum finden; die Badener Kombo macht ihre Sache im Prinzip sehr ordentlich. Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, wieso nicht versucht wurde, die Scheibe beispielsweise durch kompakteres Songwriting zu verdichten. Wenn ich innerhalb einer Stunde nur weit verstreut etwas Aufwühlendes durchlebe und die Songs dazwischen nur trübe vor sich hin walzen, will sich bei mir eben keine Spannung einstellen. Erst als am Ende von 'For Lowers Grade' wieder das Eröffnungs-Riff ertönt, stellt sich der Eindruck ein, dass "Half A Spine" als Gesamtwerk betrachtet durchaus schlüssig komponiert wurde. An diesem Punkt hat DISTRESSED TO MARROW meine Aufmerksamkeit allerdings schon verloren.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause