DIVINEFIRE - Farewell
Mehr über Divinefire
- Genre:
- Melodic Power Metal
- Label:
- Rivel/Megarock
- Release:
- 20.06.2008
- Calling The World
- Unity
- You Will Never Walk Away
- Pass The Flame
- Grow And Follow
- My Roots Are Strong In You
- King Of Kings
- Heal Me
- Farewell
<p>Das ist das Ende! Nein, nicht der Welt, aber des schwedischen Projekts DIVINEFIRE, die uns hier aber noch einmal Power Metal mit einigen originellen Elementen zelebrieren.</p>
Eine unfehlbare Konstante in der Metal-Landschaft stellt Rivel Records dar. Christian Liljegren hat sich eine musikalische Nische gesucht und gefunden und macht sich mit seinem Label darin breit. Das bedeutet, dass man für alle Kenner der leicht inzestuösen Bandszene um den NARNIA-Frontmann auch sofort als Fazit sagen kann, dass sie sicherlich von "Farewell" nicht enttäuscht sein werden.
Aber für alle anderen nehmen wir das Album einmal genauer unter die Lupe. Die Musiker sind allesamt keine Unbekannten: Jan Stefanovic an den Drums spielte bereits mit AM I BLOOD, MISERATION und ESSENCE OF SORROW, die beiden Letzteren erschienen auf Rivel Records. Basser Andreas Olsson war bei ROB ROCK, HARMONY und NARNIA - die beiden Letzteren bei Rivel - aktiv, bei NARNIA sogar schon zusammen mit Sänger Christian Liljegren, wobei dieser auch für AUDIOVISION, WISDOM CALL und FLAGSHIP am Mikro wirkte und wirkt. Und natürlich sind alle Alben dieser Bands ebenfalls bei Rivel Records erschienen. Das heißt auch, dass alle Bands die Hausstilrichtung Melodic Power Metal vertreten. Man kann mir doch noch folgen, oder?Und was machen dann DIVINEFIRE für eine Musik? Das ist natürlich eine rhetorische Frage. Das Grundgerüst schimmert fast vom ersten Ton an durch – fast, weil zu Beginn der Scheibe ein atmosphärisches Intro der unnötigen Art die Geduld strapaziert. Dann aber wird volle Pulle auf das Gaspedal getreten, metallisch gitarrengedudelt und natürlich melodisch gesungen. Moment mal! Da hat doch der Herr Liljegren glatt seinen kleinen Bruder Hubertus (schöner deutscher Name, man denkt unwillkürlich an Hirsche, Almromanzen und "Der Berg ruft") in die Band geholt und ans Mikro gelassen. Und was macht der missratene Blutsverwandte? Er grunzt! Allerdings macht er das mehr als ordentlich, und der Kontrast hebt "Farewell" deutlich heraus aus dem schmackhaften, aber üblichen Rivel-Eintopf.
Beide Sänger sind wirklich klasse, obendrein hängt sich mit Mats Leven ein bekannter Name in die Backing-Vocals, der schon bei THERION, AT VANCE und unserem Lieblings-Yngwie sang. Zwar sind einige Gesangsmelodien dem Kitsch recht nahe, so dass man bei 'Grow And Follow' befürchtet, die Herren würden in Gefilde des "Heavy-Schlager" abdriften, doch die häufig flotten Nummern gehen trotz solcher Stirnrunzler gehörig in die Füße und den Nacken. Der ausgeliehene Gitarrist (von wem? Na, von NARNIA und ROB ROCK und AUDIOVISION; wie war das mit dem leicht inzestuös?) Carl Johann Grimmark darf sich auch mal malmsteenig geben, ein überlanges Epos von zwölf Minuten erinnert an DREAM THEATER, und das Wort "neoklassisch" thront über allem wie King Kong über New York - man läuft ständig Gefahr, davon erschlagen zu werden. Aber was soll's, die Szene wird es lieben und kann hier absolut nichts falsch machen.DIVINEFIRE verabschieden sich mit einem ausgezeichneten Genre-Werk, denn der Titel verheißt schon nichts Gutes, und das Booklet bestätigt die Befürchtungen: DIVINEFIRE sind nach diesem Release nicht mehr. Laut eigener Aussage ist das schon ein Album mehr, als ursprünglich geplant gewesen war. Na, da geht jemand ja mit Lineal und Schere an seine Karriere. Wirkt das nur auf mich seltsam?
So bleibt musikalisch eine absolute Kaufempfehlung für jeden, der mit dem gebotenen Stil etwas anfangen kann. Wir kommen aber nicht umhin, auch die textliche Seite zu beleuchten, da die meisten Rivel-Records-Bands und ganz besonders unser Spezi Christian ein überzeugter und zu überzeugen versuchender Christ ist. Dies spiegelt sich auch überdeutlich in allen Liedern wider, im ersten Song wird gar eine Bibelpassage zitiert, die negativ auffällt. Nicht inhaltlich, sondern dadurch, dass sie rhythmisch so überhaupt nicht in das Lied passen will.
Wenn Bands Stuss singen über Sex und Rock und überhaupt, tut man das mit einem Schulterzucken ab. Wenn eine Kapelle mit der dunklen Seite liebäugelt und sie den einen oder anderen Song mit solcher Thematik hat, weiß jeder: entweder wollen die nur spielen oder haben nicht mehr alle Latten am Zaun, also schüttelt man den Kopf. Sobald aber Christen ihren missionarischen Eifer entdecken, geschieht dies meistens so extrem, dass sie es dem Hörer mit der groben Kelle geben, dass man meint, die hätten beim Texten zu tief in den Messwein geguckt. Beispiele gefällig? Okay, aus 'You'll Never Walk Away': "The prince of peace / I proclaim your name / For all the good things you have done / I'll never be the same / Your heavenly kingdom / We're together as one / There's no separation / All praise to the son". Oder aus 'King Of Kings': "King of kings, Lord of Lords / I hear the song, my spirit is strong / No more death and suffering / joy to the world, he's risen, all is done". Oder mein Favorit aus 'Grow And Follow': "He has a purpose for you / Take him in and you will grow / On God's team we all belong / Even You!"Na, ich glaube, Mittelstürmer in Gottes Team werde ich auf meine alten Tage nicht mehr. Da offensichtlich aber noch Positionen vakant sind, kann man sich ja bei Rivel bewerben. Der erste Schritt ist sicherlich der Erwerb des aktuellen DIVINEFIRE-Meisterstücks.
Anspieltipps: Unity, You'll Never Walk Away, Pass The Flame, King Of Kings- Redakteur:
- Frank Jaeger