DJERV - Djerv
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2011
Mehr über Djerv
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Indie Recordings / Soulfood
- Release:
- 17.06.2011
- Madman
- The Bowling Pin
- Headstone
- Gruesome Twosome
- Only I Exist
- Ladder To The Moon
- Abmuse
- Blind The Heat
- Immortal
Die tolle Heimsuchung einer Rock'n'Roll-Hexe. Zum Glück ohne Freifahrtschein zum Scheiterhaufen.
Kreischende Geräusche, die sich erst nach dem zweiten Hinhören als Gesang klassifizieren lassen, und dazu eine Kampfansage an die Madmen dieser Welt? Zweifellos, mit DJERV kommt ein schrilles Exportprodukt aus der heterogenen norwegischen Metalszene, das die Aufmerksamkeit der umstehenden Musikinteressierten sofort auf sich zu ziehen vermag. In einem Genremix aus Black Metal, fettem, modernem Rock und Alternative-Einflüssen schwimmt die äußerlich äußerst ansprechende Sirene Agnete Kjølsrud obenauf und dominiert mit ihrer außergewöhnlichen Stimme eine der interessantesten Platten im Female-Fronted Rock der letzten Jahre. Dass sie ihre liebestollen Opfer töten wird, darüber lässt der Klang ihrer Stimme keine Zweifel aufkommen.
Dass Trondheim und die anderen größeren Städte Norwegens zumindest musikalisch pulsieren und diverse Mischwesen herausbringen, die unheimlich spannend durch die Parks der modernen Rockmusik flanieren und sich dabei die schönsten Blumen zusammenpicken, ist bekannt. Seien es Beispiele wie ENSLAVED und AUDREY HORNE, die einen ganz eigenen und durch und durch als norwegisch klassifizierbaren Sound spielen, die Zeiten sind gut für musikalischen Kreuzgänge. Auch DJERV spielen in dieser Liga. Dem Vorwurf, sie würden sich zu sehr an Genregrößen ihrer Heimat orientieren, können sie mit einem netten Lächeln entgegnen, dass man sich eben die Rosinen herauspickt, aber daraus mitnichten ein einfaches Rosinenbrötchen, sondern vielmehr Konditorei a la DJERV herauskommt, sprich, sich selbst verwirklicht. Mit einer rotzig-amerikanischen MANSON-Attitüde sind so neun Songs entstanden, die durchweg modern klingen, ohne sich der Black-Metal- und Hard-Rock-Wurzeln der Vergangenheit zu entziehen.
Sei es das Instrumental-Break bei 'Abmuse', das ULVEReske Landschafts-Betrachtungen heraufbeschwört, oder 'Twosome', welches sehnsüchtig nach Bergen blickt, wo die oben angesprochenen Koryphäen ENSLAVED seit einigen Jahren eine ungewöhnliche Perspektive auf den Rock an sich kultivieren: DJERV schaffen es, trotz oder gerade wegen dieser Analogien einige richtig tolle Gassenhauer zu produzieren, die die Atmosphäre ihrer geistigen Vorbilder einfangen und verändert wiedergeben können. Dass die Stimme der Frontfrau nicht nur bei Gastauftritten wie bei DIMMU BORGIR oder SOLEFALD punkten kann, sondern auch über die gesamte Albenlänge zu faszinieren weiß, macht den Genremix fast schon kriminell gut. Und es ist dann auch diese Stimme, die über kleinere Längen und etwaige Gleichförmigkeiten im Songwriting hinwegzuretten vermag, so dass nach nicht ganz vierzig Minuten ein äußerst positiver Eindruck besteht.
Fazit: Quasi aus dem Nichts kommt dieses Kleinod zeitgenössischer norwegischer Rockmusik, das eine der ungewöhnlichsten und spannendsten Rocksängerinnen in Bestform präsentiert. Die Helden von SOLEFALD und DIMMU BORGIR haben es zuerst erkannt, nun haben auch die Normalsterblichen die Chance, Agnete Kjølsrud in ihrer gesamten Pracht schätzen zu lernen.
Anspieltipps: Abmuse, Gruesome Twosome, Madman
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer