DJINN (FRA) - Mirrors
Mehr über Djinn (FRA)
- Genre:
- Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 03.05.2024
- Fish
- Mirrors
- (In The Aura Of My Own) Sadness
- Blind
- Iron Monsters
Genie, Wahnsinn und alles, was dazu gehört.
Fünf völlig unterschiedliche Geschichten erzählen die Musiker von DJINN, und wenn man sich erst einmal ein Bild von der relativ bizarren psychedelischen Welt der Franzosen gemacht hat, bekommt man ein klares Gefühl dafür, was der Terminus 'unterschiedlich' in der Tat bedeutet. Auf "Mirrors" hält die Truppe den unterschiedlichsten bedrückten Stimmungen den Spiegel vor die Nase, sorgt für eine reichhaltige Interpretation des modernen Doom Rocks, gibt sich aber durchaus progressiv und undurchdringlich, so dass die fünf Songs nach dem ersten Durchgang noch mit sehr vielen Fragezeichen über die Ziellinie gehen - mit zu vielen womöglich?
Diese Frage kann man mit etwas mehr Abstand dann aber ganz klar verneinen, auch wenn der sperrige Kosmos, in dem DJINN das neue Material untergebracht hat, wirklich kaum zu durchbrechen ist. Die Band ist sich keiner natürlichen Grenzen bewusst, kredenzt Post-Rock-Fragmente mit alternativen Gitarren und völlig verschachtelten Arrangements, generiert sehr finstere Augenblicke, gibt sich instrumental extrem verspielt und kennt auch keine Gnade in den Momenten, in denen eine vorzeitige Konklusion erwartet wird. Sie schafft am Ende des Tages aber dennoch verdammt spannende, manchmal atonale Kunst, die man mit dem psychedelischen Background phasenweise in das Gebiet des Art Rocks schieben möchte.
Das einzige Problem bei der Sache ist der Umstand, dass DJINN so viele unerwartete Wendungen vornimmt, dass man große Schwierigkiten hat, den zahlreichen Ideen zu folgen. Und dabei ist es noch nicht einmal die Tatsache, dass die instrumentale Handwerkskunst der große Stolperstein werden könnte, sondern vorrangig sind es die vielen Gesichter der Sängerin, die das Stimmungslevel von einem Moment auf den nächsten in ganz neue Sphären vordringen lassen können und man sich fragen darf, ob ihre vielschichtig dargebotenen Emotionen überhaupt noch einem logischen Strang folgen. Im besten Fall stellt man sich derartige Fragen jedoch erst gar nicht, sondern lässt sich verführen, zwischenzeitlich auch in die Irre leiten und lauscht dem meist eher minimalistisch ausgemalten Treiben. So erhält man schließlich aber auch ein Gespür für dieses völlig komplexe, manchmal auch konfuse Crossover, das seine Herausforderung klar ausspricht, sich bei gezielter Auseinandersetzung aber als eines der spannendsten Modern-Prog-Formate heraussstellt, die der Markt im Jahr 2024 zu bieten hat. Sicherlich: "Mirrors" polarisiert an vielen Ecken und Enden, aber der nahezu wahnsinnige Ouput hat genügend Lohnendes, dass man auch die hysterischen Parts irgendwann mit Begeisterung annimmt - und genau dann hat die Band auch gewonnen!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes