DOG EAT DOG - Free Radicals
Mehr über Dog Eat Dog
- Genre:
- Crossover
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Metalville
- Release:
- 20.10.2023
- Lit Up
- Kin
- Never Give In
- Time Won't Wait
- 1 Thing
- Mean Str
- Energy Rock
- @Joe's
- Blvk Clvd
- Bar Down
- Man's Best Friend
- E1on1
- Looking Back
- Zamboni
Es fehlt der Biss.
Wahnsinn! DOG EAT DOG gibt's noch?! In den 90ern gehörten die Amis zwar nicht ganz zur Speerspitze der Bewegung, feierten aber gerade in Europa live große Erfolge und lieferten den Halfpipes des Kontinents den passenden Crossover-Soundtrack. Für mich war vor allem das 1996er Album "Play Games" ein wichtiger Wegbegleiter; eingängige, lässige Nummern wie 'Isms' oder 'Rocky', aber auch die überzeugende Zusammenarbeit mit dem WU-TANG CLAN bei 'Step Right In' störten erfolgreich bei den Hausaufgaben. Und heuer, 17 Jahre nach der Veröffentlichung des letzten Albums "Walk With Me" (von dem ich ehrlich gesagt nie gehört habe), erscheint mit "Free Radicals" nochmal ein Langspieler der Szeneveteranen. Ein nicht ganz risikofreies Unterfangen.
Tatsächlich ist der erste Eindruck des 14 Stücke umfassenden Albums ziemlich ernüchternd. Die Platte wird eröffnet mit der Single 'Lit Up', einem Song, dem es praktisch an allem fehlt, was DOG EAT DOG früher ausgemacht hat: Ein lahmer Groove, belanglose Riffs, handzahmer Sprechgesang und ein austauschbarer Refrain sorgen für einen misslungenen Einstand. Und weil das folgende 'Kin' noch schwächer ausfällt als der Opener, schwindet die Hoffnung auf das Wiederaufleben der Kurzweil und des hohen Unterhaltungsfaktors der Ur-DOG EAT DOG-Werke.
Glücklicherweise zeigt das Quartett anschließend, dass es teilweise doch noch an alte Glanztaten anknüpfen kann: 'Never Give In' und 'Time Won't Wait' haben mehr Druck und fallen eingängiger aus als das schwache Eröffnungsduo; 'Energy Rock' und vor allem das punkige 'Blvk Clvd' erreichen sogar das alte Energielevel der Band wieder, während man bei '@Joe's' humorvoll der (mutmaßlichen) Lieblingskneipe huldigt. Minimalistisch-zurückgenommen und sehr nachdenklich gibt man sich bei 'Bar Down' – der Song wäre eine gute Verschnaufpause gewesen, wenn das restliche Album ähnlich aufgekratzt ausgefallen wäre wie die ersten DOG EAT DOG-Werke.
Doch davon ist man auf "Free Radicals" weit entfernt, denn das war es auch schon mit den wirklich überzeugenden Nummern. Wenn von 14 Songs nur etwa die Hälfte auch nur annäherungsweise die Qualität vergangener Tage aufweist und viele andere – wie 'Mean Str', '1 Thing' oder 'Looking Back' weitgehend antriebslos vor sich hindümpeln, kann nur von einer großen Enttäuschung gesprochen werden. Zu schlechter Letzt macht sich auch das Fehlen des Saxophons negativ bemerkbar, mit dem DOG EAT DOG früher im Crossover-Zirkus ein kreatives Alleinstellungsmerkmal besaß und das dem Klangbild enorm Pep verlieh. Andererseits hätten auch die coolen Bläsereinlagen von einst das insgesamt durchwachsene Songwriting nicht gerettet.
Schade, wirklich schade! Sollte die Band weiterhin noch ihren Ruf als verlässlichen Live Act wahren wollen, kann man ihr nur raten, weiterhin auf die Hits von früher zu setzen – "Free Radicals" bietet nämlich nur wenig Stoff für einen spaßig-schwitzigen Konzertabend. Für Kurzweil, in Verbindung mit dem neuen Album, sorgte in erster Linie die Beschäftigung mit dem alten, unverändert mitreißenden DOG EAT DOG-Material.
Anspieltipps: Blvk Clvd, Time Won't Wait, Energy Rock
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause