DOGMA - Dogma
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/23
Mehr über Dogma
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- MNRK Heavy / SPV
- Release:
- 17.11.2023
- Forbidden Zone
- Feel The Zeal
- Be Free
- My First Peak
- Made her Mine
- Banned
- Carnal Liberation
- Free Yourself
- Bare To The Bones
- Make us Proud
- Pleasure From Pain
- Father I Have Sinned
- The Dark Messiah
Vier Frauen holen das ganz große Kaliber raus!
Allerdings meine ich damit zu allererst einmal ihr Image. Da ich die Band noch gar nicht kenne, schaue ich mir den Pressetext an, der aber in diesem Fall nur aus Geschwafel besteht der Art "Ein großer Mythos steckt hinter den vier Frauen", "Dogma, die sich nahezu als Entität versteht" und "Wir stehen gegen die Unterdrückung des Ichs", also völlig nutzlos. Aber natürlich muss ein Schuss Sex noch rein und dass die Damen sich als Nonnen schminken. Meine Güte, die meinen tatsächlich, das würde im Jahr 2023 noch irgendjemanden hinter dem Ofen vorlocken? Als ALICE COOPER loslegte, war das noch originell. Heute allerdings...
Die Webseite ist nicht viel besser, man zeigt Haut, ist vernonnt, phrasendrescht sich pseudo-tiefsinnig und selbsterhöhend durch ein paar Zeilen und lässt dann gleich 13 "principles and commands" vom Stapel, die wahrscheinlich eine Pennäler-Gruppe der lokalen weiterführenden Schule im Ethikunterricht zusammengeschraubt hat, irgendwo zwischen aufgeklärt, political correct und erleuchtet. Und atheistisch, das ist schließlich auch gerade in. Eigentlich fehlt nur noch "preist die Windkraft" und "fahrt mehr Straßenbahn". Ansonsten ist diese Aneinandereihung an Beliebigkeiten tatsächlich schon nah an der Grenze zum Ärgernis. Aber immerhin, man schreit "Religion is incompatible with reason." und verkauft "Nonnenschleier". Ja, nun überschreite ich die Grenze gerade und höre wohl besser auf, sonst wird das hier eine Tirade.
Stattdessen könnte ich ja mal auf die Musik zu sprechen kommen. Bestimmt macht die Band total innovative Musik, oder? Oder zumindest Musik, die ihre Bla-Bla-Prinzipien mit Verve in die Welt tragen, nicht wahr? Nun ja, wenn man Melodic Rock als Vehikel sieht, mit dem man die Welt nachhaltig verbessern kann, dann kann man das mit "ja" beantworten. Sonst eher, nun ja, nicht.
Tatsächlich ist das selbstbetitelte Debüt der Band aus irgendwo nichts anderes als eine Mischung aus Hardrock und AOR. Wobei ich an dieser Stelle sagen muss, dass musikalisch wirklich nicht viel anbrennt, Songs wie 'Feel The Zeal', 'Father I Have Sinned' oder 'Bare To The Bones' könnten auch gut von einer beliebigen AOR-Band stammen, gerne auch von einem der großen Namen, und würden dabei eine gute Figur machen. Dazu kann man auch mal die Richtungen ausloten, steckt den großen Zeh in den Metal-See in 'Made Her Mine', das sogar etwas an STRATOVARIUS erinnert, lockert das Ganze mit ein paar Hardrockern und dem Schlager 'Make Us Proud' auf und gießt eine doppelte Portion Bombast drüber. Das ist wirklich nicht schlecht gemacht und Sängerin Lilith... Oh, Moment, ich hatte vergessen, dusselige Pseudonyme haben sie natürlich auch, das ist bestimmt Teil des "großen Mythos", ich bin auch schon total neugierig, wer diese Heldinnen der Aufklärung sein mögen... ach nee, die ist ja seit etwa zweihundert Jahren vorbei, aber vielleicht sind die Vier einfach nur spät dran. Zurück zu Sängerin Lilith, denn die ist tatsächlich toll und ein Pfund, mit dem DOGMA wuchern kann!
So gesehen habe ich ein dämliches Image bei total harmloser Musik, die aber immerhin in ihrem Genre sehr ordentliche Qualität liefert. Über die Texte müssen wir natürlich die Decke des Schweigens legen, kalkulierte Möchtegern-Provokationen wie "I feel the heat in my forbidden zone" oder lyrische "Reim dich oder ich hau dich"-Ergüsse der Marke "Feel my heat brother, Burn my sweet lover" sind natürlich "cringe", wie meine Tochter sagen würde. Andererseits zerreiße ich auch David Coverdale nicht deswegen und der hat, glaube ich, in seiner ganzen Karriere kaum einen Text zustande gebracht, bei dem man nicht vor Scham im Boden versinken möchte. Und das Religionsgefasel ist mir auch egal und auf der Wellenlänge von MERCYFUL FATES "All hail Satan"-Gehampel oder STRYPERS "soldier under God's command"-Gesülze, das muss man eben einfach ausblenden.
Was also tun? Da ich ungern mit zweierlei Maß messen möchte, konzentriere ich mich auf die Musik und die ist zwar rund und weichgespült, kalkuliert und nicht gerade neuartig, schwankt zwischen echt gut und einigen Rillenfüllern, aber eben Nichts, was ich stilistisch gesehen sonst nicht ganz gerne mal auflege. Deswegen kommt auch nur eine Note in diesem Bereich in Betracht. Ich bin einfach zu nett.
Hört selbst mal in 'Feel The Zeal' rein:
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger