DOKKEN - Hell To Pay
Mehr über Dokken
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- T & T / Sanctuary
- Release:
- 19.07.2004
- The Last Goodbye
- Don't Bring Me Down
- Escape
- Haunted
- Prozac Nation
- Care For You
- Better Off Before
- Still I'm Sad
- I Surrender
- Letter To Home
- Can You See
- Care For You (Unplugged)
Der Name DOKKEN sollte eigentlich jedem, der sich ein wenig mit Hard Rock beschäftigt, ein Begriff sein - dennoch hier ein kurzer Abriss über die wichtigsten Stationen in der Karriere der Kalifornier ...
Die Geschichte von DOKKEN reicht in die späten Siebzigerjahre zurück, als Sänger Don Dokken zusammen mit dem Gitarristen George Lynch und dem Schlagzeuger Mick Brown abhängt. Dieses Trio gründet eine Band mit dem Namen THE BOYZ, doch schon bald wird dieser geändert und der Name des Sängers dient als Bandname.
1981 wird in dieser Besetzung das Album "Breaking The Chains" eingespielt, wobei den Viersaiter hier noch der spätere RATT-Bassist Juan Croucier zupft, der später durch Jeff Pilson ersetzt wird. Schon damals ist das Potenzial von George Lynch erkennbar, der der Band in musikalischer Hinsicht den nötigen Schub gibt.
"Tooth And Nail" stellt dann die erste Major-Veröffentlichung dar. Mit dieser Scheibe gelingt es DOKKEN, sich auch in den USA einen Namen zu machen, nachdem sie sich in Europa bereits den sprichwörtlichen Arsch abgespielt haben. Seinen Status als Ausnahmegitarrist kann George Lynch weiter festigen, denn schließlich ist er zusammen mit Jeff Pilson für den größten Teil des Songwritings verantwortlich.
1985 wird dann "Under Lock And Key" veröffentlicht, und die Zeit scheint nun endgültig reif für DOKKEN zu sein. Die Verkäufe schießen über die Millionengrenze und der Rummel um die Band wächst und wächst.
Die Beziehung zwischen Don Dokken und George Lynch scheint mit 'gespannt' jedoch noch äußerst nett umschrieben zu sein, denn die beiden hassen sich wohl bis aufs Blut. So machen immer wieder Gerüchte über einen Split der Band die Runde, doch DOKKEN rocken weiter und veröffentlichen mit "Back For The Attack" ein weiteres Album. Danach spielte die Band zusammen mit VAN HALEN, SCORPIONS und METALLICA auf dem "Monsters Of Rock"-Festival und DOKKEN scheint nun dort zu sein, wo jeder hin will - ganz oben. Das Fundament für weitere Erfolge ist damit eigentlich gelegt, doch die Egos von Don Dokken und George Lynch machen dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung, und so wird kurze Zeit später der Split bekannt gegeben.
Nachdem sowohl Don Dokken als auch George Lynch daraufhin auf Solo-Pfaden wandeln, ohne auch nur annähernd an den Erfolg von DOKKEN anknüpfen zu können, finden die Streithähne 1994 wieder zueinander. DOKKEN werden reformiert, doch das Album "Dysfunctional" kann ebensowenig überzeugen wie die Unplugged-Scheibe "One Live Night" oder auch "Shadowlife". So verlässt George Lynch die Band erneut, und er wird durch den Ex-WINGER-Klampfer Reb Beach ersetzt. Nach nur einer Scheibe ("Erase The Slate") wirft auch er das Handtuch, und John Norum (EUROPE) wird der neue Mann an der Gitarre. Mit ihm zusammen wird das Album "Long Way Home" eingespielt, das aber auch nicht an alte Glanztaten anknüpfen kann. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Besetzungskarussell erneut rotiert, und so präsentiert das seit Juli vorliegende Album "Hell To Pay" nun mit Jon Levin abermals einen neuen Mann an der Gitarre. - Doch was gibt es sonst noch über diese Scheibe zu sagen ...
DOKKEN steigen mit 'The Last Goodbye' recht hart-rockig in das Album ein. Dieser Song kommt zwar im Midtempo daher, aufgrund des kräftigen Grundriffs umgibt ihn aber ein gesundes Maß an Heaviness. Irgendwie werde ich hier immer wieder an QUEENSRYCHE zu "Hear In The Now Frontier"-Zeiten erinnert, doch vor allem aufgrund des großartigen Gesangs von Don Dokken bleibt immer noch genügend Eigenständigkeit erhalten.
Mit 'Don't Bring Me Down' - im Rock-Bereich sicherlich kein innovativer Songtitel - legen DOKKEN anschließend tempomäßig etwas zu, das prägende Element ist hier jedoch - neben dem Gesang natürlich - vor allem der Rhythmus. Darüber hinaus gibt es aber auch einen Refrain, der schnell im Ohr hängenbleibt.
'Escape' kommt danach dann deutlich gemächlicher daher - zum einen wurde das Tempo deutlich gedrosselt, und zum anderen wurden die Gitarren sehr weit in den Hintergrund gedrängt. Das tut dem Stück natürlich nicht besonders gut, und so kann es mich auch keineswegs überzeugen.
Anders sieht es da schon mit 'Haunted' aus, bei dem wieder deutlich mehr gerockt wird. Insbesondere die Gitarrenarbeit von Jon Levin weiß zu gefallen und macht einen George Lynch fast vergessen.
Auch bei 'Prozac Nation' prägen relativ kraftvolle Gitarrenriffs das Geschehen, auch wenn diese während der Strophen etwas zurückgenommen sind. Ansonsten warten DOKKEN auch hier mit einem eingängigen Chorus auf, der durchaus Wiedererkennungswert hat.
Mit 'Care For You' steht dann eine astreine Ballade an, die fast ausschließlich von Don Dokkens Gesang lebt. Die Instrumentalfraktion ist zwar schon auch vorhanden, hält sich aber sehr zurück. Dadurch klingt der Song sehr gefühlvoll, allerdings auch reichlich unspektakulär.
Besonders spektakulär klingt auch 'Better Off Before' nicht, aber wenigstens sind hier die Gitarren wieder etwas präsenter. Sie können mit kräftigen Riffs durchaus Akzente setzen - Melodie und Eingängigkeit werden aber auch hier sehr groß geschrieben.
Der Songtitel von 'Still I'm Sad' könnte vermuten lassen, dass es sich hierbei um eine RAINBOW-Cover-Version handelt, aber dem ist nicht so - dieses Stück ist hundert Prozent DOKKEN. Die Kalifornier gehen hier erneut super-melodisch zu Werke, und nur im Instrumentalteil sorgt Jon Levin dafür, dass die balladesken Grenzen überschritten werden.
Bei 'I Surrender' - nein, auch das ist keine RAINBOW-Adaption! - werden diese Grenzen dann aber wieder strikt eingehalten, so dass wir es wieder mit einer sehr ruhigen Nummer zu tun haben. Dieses Stück ist handwerklich und kompositorisch einwandfrei, wirklich mitreißen kann es zumindest mich aber nicht.
Das gelingt mit 'Letter To Home' schon eher, obwohl DOKKEN weder in Bezug auf Tempo noch auf Heaviness deutlich zugelegt haben. Einen gewissen Groove-Faktor kann man dem Song aber halt nicht absprechen, und so macht er gleich viel mehr Spaß.
Nach so vielen ruhigen Tönen haben DOKKEN mit 'Can You See' zum Abschluss aber noch einen Rock-Song am Start, der diese Bezeichnung auch verdient. Die Gitarren sorgen hier für ein ordentliches Maß an Heaviness, und auch Don Dokkens Gesang ist eine Ecke rauher ausgefallen. Songs dieser Machart hätte ich mir auf "Hell To Pay" mehr gewünscht, denn Rock macht eben vor allem dann Laune, wenn auch wirklich gerockt wird.
Das war es dann auch schon fast - lediglich 'Care For You' ist noch einmal zu hören, und zwar in einer Unplugged-Version. Ganz nett zu hören, wirklich brauchen tut man dieses Bonus-Liedlein aber nicht wirklich.
Fazit: Wie bereits mehrfach angedeutet, ist "Hell To Pay" sehr ruhig ausgefallen, aber es kann dennoch mit ein paar richtig guten Songs aufwarten. Natürlich darf man von DOKKEN (leider) kein Album mehr erwarten, das es mit "Breakin' The Chains", "Tooth And Nail" oder "Under Lock And Key" aufnehmen kann, aber wer sich über ein solides Album freuen kann, der kann sich "Hell To Pay" schon ins Regal stellen. Handwerklich ist hier sowieso alles im grünen Bereich, und auch songwriterisch gibt es kaum etwas auszusetzen - von ein paar schwächeren Songs (s. o.) mal abgesehen. Es kann daher sicherlich nicht schaden, wenn sich Interessierte selbst ein Urteil bilden - besser als die vorhergehenden Veröffentlichungen von DOKKEN ist "Hell To Pay" allemal.
Anspieltipps: The Last Goodbye, Haunted, Can You See
- Redakteur:
- Martin Schaich