DOL THEETA - The Universe Expands
Mehr über Dol Theeta
- Genre:
- Avantgarde Electronic Metal
- Label:
- Electronic Art Metal Records
- Release:
- 25.12.2008
- Which Are You
- Silver Air
- Nighttime
- Mud
- In The Forest I Found
- Something Called Tomorrow (Edit)
- Afterlife Crescendo
- Every Goodbye
- Goddess
- And Through A Dream
- The Universe Expands
<strong>„Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!“</strong>
Es gibt ja verschiedene kosmologische Spekulationen: Ist das Universum nun gefangen in einer Nussschale oder ein ewig sich erweiternder Raum mit unendlich vielen Sternen, Planeten und Galaxien? Meist weiß man als Mensch nur eins: dem Masterplan Gottes auf die Schliche kommen zu wollen, den wissenschaftlichen Turm von Babylon zu errichten oder die ultimative, alle Fragen dieser Welt beantwortende Weltformel zu entdecken, erweist sich als utopistischer Größenwahnsinn, da nicht ein einziges Zeugnis der Intelligenz, ein Instrument der Evolution, namentlich unser Gehirn – oder das, was wir für die Abstraktion dessen halten: den Geist – zum letzten Tiefgrund der Existenz hinabtauchen kann und dort alle Perlen der Weisheit aus einem versunkenen Wrack eines außerirdischen Raumschiffs an die Oberfläche zu bringen vermag… Die neuzeitlichen Forscher ersetzen das alte marxsche Opium nicht durch wissenschaftliche Exaktheit (so wie es meist gelehrt wird), sondern durch eine „neue Religion der Wissenschaftsgläubigkeit“, denn die Motivation Erklärungen zu finden und Antworten auf die letzten, auf die „metaphysischen“ Fragen zu finden ist die gleiche wie in allen Mythen und Weltreligionen.
Warum mir so etwas gerade bei dem Hörkonsum eines Albums einfällt? Vielleicht, weil "The Universe Expands" von DOL THEETA die Unendlich-Räumlichkeit des ausdehnenden Universums zumindest im mikrokosmischen Sinne tonal abbildet. Es ist dabei beileibe schwierig die Musik angemessen zu schubladisieren, aber irgendwo muss eine begriffliche Orientierungshilfe gefunden werden, denn schließlich liegt doch nach der überwiegenden Fachmeinung von Historikern in dem gesprochenen Wort und dem Bierbrauen der Ursprung einer jeden Zivilisation. Eventuell fangen die Begriffe „Electronic Art Metal“ oder „Avantgarde Electronic Metal“ die geistigen Ergüsse dieser höchst einzigartigen Combo ein. Ich für meinen Teil habe zumindest eine derartige Musik noch nie gehört, geschweige denn sie in meinen kühnsten Träumen konstruktivistisch erschaffen. DOL THEETA finden sich weder klar auf der Seite von Electronic Metal oder Avantgarde Metal, ja das Metallische an der Scheibe ist manchmal schwer zu finden, latent aber zumindest (immerhin in Rhythmik und Gesamteindruck vorhanden) in den einzelnen Stücken inkorporiert wurden. Krasses Zeug, dieser „Electronic Art Metal“: Hypnotisierende, nach kosmischer Expansion trachtende Gitarrenmelodien, in den Himmel hinaufsteigende Synthesizer, ein Haufen gigantischer Effekte, eine Wand von Breitwand-Mammut-Räumlichkeiten, angeschwollen-theatralische Gesangspassagen einer opernhaften Sängerin, die etwas an Tarja Turunen erinnert und eine hollywoodsche Ausstrahlung, die jene von RHAPSODY beinahe in den Schatten stellt. Was mit der Musik ausgedrückt werden will, ist nicht in Gänze eindeutig, aber um Sex geht es bei der Platte bestimmt nicht – und wenn, dann nur im tantrischen Sinne, dergestalt, dass man durch Geschlechtsverkehr imstande ist, Erleuchtungserfahrungen zu durchleben. Zum Teil ist das ja auch so – zumindest mit der Liebsten in den allerschönsten Momenten… und ästhetisch ist die Musik auch, sciencefictionartig und New-Wave-esoterisch attraktiv. Die sehr gut platzierten Akustikinstrumente und das total weltentrückende Feeling machen diese Platte zu einem einmaligen Erlebnis. Wie kommt man auf so etwas? Hat der Erfinder des Yogi-Tees etwa seine Finger im Spiel bei der Produktion der Platte?
Aber Moment mal! Eine Assoziation kommt mir gerade bei der Betrachtung der CD in den Sinn: Die werten Damen und Herren kommen aus Griechenland und eine mystizistische Vorstellung der alten Griechen war doch, dass, wenn die sieben Planeten des alten Abendlandes sich zyklisch aneinander rieben, so etwas wie Sphärenmusik entsteht. Das wird die Band wohl gesucht und eventuell sogar gefunden haben! Einzigartig!
- Redakteur:
- Markus Sievers