DONAHUE, TIM - Madmen & Sinners
Mehr über Donahue, Tim
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Frontiers Records / Soul Food
- Release:
- 05.04.2004
- Million Miles
- Let Go
- My Heart Bleeds
- Feel My Pain
- Morte Et Dabo
- Children Of The Flame
- The End
- Wildest Dreams
- Master Of The Mind
- Madmen And Sinners
Wie oft hört man heutzutage von Bands, die sich einen Monat im Studio wegsperren, die Songs komplett in dieser Zeitspanne schreiben, um sie sofort aufzunehmen. Meistens kann man es den Alben anhören, dass ein Schnellschuss vollbracht wurde. Relativ aktuelles Beispiel gefällig? “Elements Part II“ von STRATOVARIUS. Dass das auch anders fabriziert wird, beweist TIM DONAHUE. In mehr als zwei Jahren hat er “Madmen & Sinners“ geschrieben, aufgenommen und produziert, allein unterstützt durch EXTREME-Mitglied Mike Mangini, der hinter der Schießbude sitzt, und natürlich einen gewissen James LaBrie von DREAM THEATER.
Als Tim das Material geschrieben hat, hatte er als großer Traumtheaterfan immer James’ Stimme im Kopf. Klar kann er das einfach nur so behaupten, da sich Tim’s Musik aber ebenfalls im progressiven Metal widerfindet, ist das nicht verwunderlich und absolut glaubwürdig. Natürlich kann man dieses Album mit den zahlreichen DREAM THEATER-Alben vergleichen, und man muss es wohl auch, denn die meisten Käufer dieser CD werden Fans des Theaters sein. Die grundsätzlichen Unterschiede liegen eher im Detail. Auf alle Fälle ist die Musik viel bombastischer, viele Soundexperimente, vor allem mit dem Keyboard, werden gewagt. Am ehesten kann man wohl sagen, man fühle sich wie in einer metallischen Kathedrale, was einige Choraleinlagen und der mystischen, düsteren Stimmung zu verdanken ist, die hauptsächlich vorherrscht. Der Härtegrad ist im Vergleich zu “Train Of Thought“ durchaus gleichwertig, interessanterweise setzt LaBrie seine Stimme allerdings etwas verändert ein. Er ist kaum in den höheren Lagen wiederzufinden, auch sein Ausdruck erinnert eher an “Images & Words“-Zeiten denn an die neue Scheibe.
Was durchaus nachzuvollziehen ist, immerhin sei es ein Hauptgrund für ihn gewesen, das Album einzusingen, um seinen musikalischen Horizont erweitern beziehungsweise verändern zu können.
Der wichtigste Aspekt nach aufmerksamem Hören: Das Album wächst und wächst und wächst. Von anfänglicher, leichter Enttäuschung wandelt sich fast jede Minute des Albums zu Spitzenprog. Der Opener ’Million Miles’ zum Beispiel hat eigentlich alles: Eine stimmungsvolle Strophe, einen hymnenhaften Refrain, witzige Zwischenspiele und genügend Abwechslung, um auch auf Dauer nicht langweilig zu werden. Mit den Melodien verhält es sich hier eigentlich so wie auf dem ganzen Album: Es gibt eigentlich kaum einen wirklichen Ohrwurm, was für die einen sicherlich interessant ist, da sich einem das Album erst im Laufe der Zeit erschließt, für die anderen wiederum nur Frustration bringen wird und die CD verstauben lässt, falls sie denn gekauft werden sollte. Natürlich gibt es auch eine Reihe ruhiger Elemente, wie das kurze Zwischenspiel ’Let Go’ oder das gelungene Klavierstück ’Wildest Dreams’. Wieso ’Morte Et Dabo’, ein reines Choralstück, die Melodien von JAG PANZERs ’Unworthy’ klaut, ist mir allerdings ein Rätsel. Vielleicht sind beide Songs Zitate und ich weiß nur nichts davon...
Alle guten Stücke zu erwähnen, würde sicherlich den Rahmen sprengen. Mein persönlicher Favorit ist ’Children Of The Flame’, wo LaBrie besonders zu begeistern weiß. Natürlich darf ein richtig langer Song auch nicht fehlen. Das knapp 16-minütige Titelstück enthält so viel Stoff, dass ihr euch in einer Woche nur diesen Song reinziehen könntet, ohne dass euch langweilig werden würde.
Trotzdem muss ich festhalten, dass das Album eben nicht so klingt, als ob es eine Band zusammen entwickelt hätte. Es ist auf keinen Fall eindimensional, sondern sprüht vor Ideenreichtum, dennoch hört man heraus, dass eben nur ein Mann für sämtliche Gitarren-, Bass- und Keyboardspuren verantwortlich ist und der auch noch alles produziert hat. Ein letzter Aspekt ist auch noch zu betrachten: Im Allgemeinen ist der Sound zwar gut, aber ein bisschen roh. Ein (weiteres) Remastering hätte dem Soundgewand sicherlich gut getan.
Fazit: Natürlich wird bei diesem Album kein Progfan enttäuscht werden, und DREAM THEATER-Fans können sowieso blind zugreifen. Trotzdem reicht das Album nicht ganz an die ganz großen Outputs des Theaters heran, was man aber wohl kaum erwarten konnte.
Anspieltipps: Million Miles, Children Of The Flame, Wildest Dreams, Master Of The Mind
- Redakteur:
- Christian Hubert