DORO - Warriors Of The Sea
Mehr über Doro
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Rare Diamonds Productions / Rough Trade
- Release:
- 24.10.2025
- Warriors Of The Sea
- Touch Too Much
- Tattooed Angels
- Horns Up High
- Seelied
- Children Of The Dawn (live)
- Fire In The Sky (live)
- Revenge (live)
- Above The Ashes (live)
- Raise Your Fist In The Air (live)
Wenig Schund, viele Hymnen!
Ach DORO, irgendwie klappt das mit uns beiden nur selten mal richtig gut. Als du seinerzeit auf dem Zenit deiner Karriere standest, habe ich mich respektlos verhalten, bin jeweils frühzeitig in Balingen und Wacken abgereist, weil mir Erholung wichtiger war als deine Klassiker. Dann haben wir irgendwann vor mehr als 20 Jahren mal ein Interview geführt, ich habe deine Shows besucht, jeden Jubiläumsgig in Düsseldorf mitgenommen, und am Ende war ich mir sicher, dass wir nun endlich zueinander gefunden hätten. Ja selbst das Duett mit Rob Halford fand ich am Ende richtig stark und lag Arm in Arm mit einigen unbekannten Trinkgenossen, als du es zu deinem letzten Jubiläum in deiner Heimatstadt aufgefahren hast. Man könnte fast meinen, ich hätte mich ein weiteres Mal verliebt, so wie es sich in den 80ern auch gehört hat, wenn man als hiesiger Kuttenträger auf Brautschau war und es eigentlich nur eine Dame gab, die wirklich in Frage gekommen ist. Doch was ist dann geschehen? Wie bist Du auf Abwege gekommen? Die unterschiedlichen Kollaborationen haben mich zutiefst bestürzt, die Wacken-Hymne habe ich noch locker weggeatmet, aber die Songs mit FEUERSCHWANZ und Co. fand ich extrem schlecht und habe mich gefragt, ob die Metal-Queen Krone und Zepter abgegeben hat, um um jeden Preis noch in der Szene mitzumischen. Denn das ist nicht die Grand Dame des Heavy Metals gewesen, vor der ich mit ein wenig Abstand ehrfürchtig meinen Hut gezogen habe.
In den letzten Monaten war ich dann auch öfter mal peinlich berührt, wenn ich deinen Namen in der Metal-Presse aufgeschnappt habe. Verschiedene Clips haben an deiner Glaubwürdigkeit gekratzt, die stets gereckte Faust, eigentlich dein Markenzeichen, passte nicht mehr zum tatsächlichen Output, und wir sind an einen Punkt gekommen, an dem Fremdschämen eine der Optionen war, die immer häufiger in meinen Gedanken herumschwirrte. Ich wollte nicht, aber ich musste, und auch wenn ich deine Freundschaft zu Regina Halmich toll fand, hast du dich musikalisch auch hier abgearbeitet, ohne mich noch mal mitnehmen zu können.
Und da stehen wir beide jetzt wieder, ich ein wenig enttäuscht ob der jüngsten Entwicklung, du wieder mit einem weiteren Special Release, und ich habe große Angst, dass das Band nun endgültig zerschnitten wird. "Warriors Of The Sea" also, ein Titel der Pathos und Kitsch verspricht, der sich eigentlich bestens in die jüngste Entwicklung einzupassen scheint und meine Skepsis weiter steigert - und der mich wirklich fürchten lässt, dass unsere musikalische Liaison ein Ende nimmt. Vorurteile, ja, die gibt es, die haben ihren Grund, und ich hoffe sehnlichst, dass sie nicht bestätigt werden.
Und was soll ich sagen? Ich bin überrascht, denn in der Tat ist dein neuer Langspieler wieder mehr als nur akzeptable, und hat einige echte DORO-Tracks am Start, die ich mir sogar in die Setlist deiner nächsten Tour wünschen würde. Nein, nicht dieses unwürdige Cover von AC/DC's 'Touch Too Much', auch nicht das biedere 'Horns Up High', bei dem ich deine Stimme ohnehin vermisse. Aber das Titelstück und 'Tattooed Angels' sind wirklich stark, und selbst das pathetische 'Seelied' ist eine tolle Ballade, die ich mir gerne noch öfter anhören werde. Und das Live-Material? Bockstark, die Legende in bester Form, so wie man dich immer in Erinnerung halten möchte.
Mensch, es geht doch, du hast es noch drauf, und du hast vor allem mächtig viel Spaß dabei. Hey, gute Freunde soll niemand trennen, und auch wenn mein Schandmaul manchmal etwas laut getönt hat, hoffe ich doch, dass du mir verzeihen kannst. Deine letzten Releases brauchten wir alle nicht, aber "Warriors Of The Sea", ja, das ist wirklich ein gutes Interlude und macht mich über weite Strecken zufrieden. Hätte ich nicht mehr gedacht, aber unverhofft ist ja sowieso am schönsten!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes
 
	

