DOSSCHE - Dreiklangsdimensionen (Maxi)
Mehr über Dossche
- Genre:
- Dark Pop
- Label:
- Zeitbombe/Indigo
- Radio Edit
- Extended Mix
- Ich Bin Gott
- Alternative Version
- Short Mix
Es gibt Dinge auf der Welt, für welche man selbst als bekennender Atheist wirklich dankbar ist. In besinnlichen Momenten fühlt man sich irgendjemandem oder irgendetwas derart verbunden, dass die Nieren juchzend den Besen aus der Hand werfen, das Herz eine flotte Nummer anstimmt und das Gemüt darüber eine kesse Sohle tanzt. Für viele Menschen ist es der Anblick von duftenden Blüten im Frühling, wie sie sanft auf der Wiese vom Wind in den Schlaf gewiegt werden. Andere haben ausgefallene Hobbies und zeigen sich dafür dem Dasein erkenntlich, dass es nach der Schöpfungsarie so drollige Dinge wie Briefmarken, Buddelschiffe oder auch beispielsweise Joghurtdeckel aus dem kreativen Hut zauberte. Doch, was ich für eine innere Anerkennung empfinde, das lässt sich kaum in Worte fassen. Zu manchem Zeitpunkt möchte ich bei meinem Nachbarn klingeln und ihm sagen, dass ich ihn nie wieder mit meiner Gitarre nerven werde, der alten Dame von unten würde ich den Hund Gassi führen, solch eine tiefe, reine Freude durchströmt mich. Um profane weltliche Dinge geht es dabei nicht, weder um Fauna noch Flora, weder um Whopper oder McRib. Meine Passion ist das Glück der späten Geburt (Jahrgang '82). Ich hasse nämlich die Neue Deutsche Welle.
Und damit wären wir wieder bei einer einzigartigen Überleitung zu der anstehenden Rezension von DOSSCHE's erster Single-Auskopplung des aktuellen Albums "Existenz", welches ihr vor kurzem in der Reviewsektion konsumieren konntet. "Dreiklangsdimensionen", so wird euch jemand sagen, der Nena oder Joachim Witt im Gegensatz zu mir schätzte, ist im Urpsrung ein Song von der NDW-Ikone RHEINGOLD, welcher auf deren ersten selbstbetitelten Album "Rheingold" erschien. Wer die jüngere nationale Musikgeschichte ein wenig kennt oder sich einfach nur mit den gängigen Suchmaschinen auszuhelfen weiß, dem ist die Bedeutung dieses Stückes durchaus bekannt, stellte es doch sozusagen einen der Grundsteine der NDW und auch einen ihrer großen ersten Charterfolge dar.
DOSSCHE sind schon seit einiger Zeit mit ihrer gewöhnungsbedürftigen Mischung aus elektronischer Musik, RAMMSTEIN'scher "Härte" und lyrischem Anspruch ein wichtiger Vertreter der als Dark Pop titulierten Sparte um Riffs und Keyboardklimperklänge. Die Band um den praktizierenden Psychologen Guido Dossche, welcher sich unter anderem auch als Buchautor und Schauspieler verdingte, bringt zusammen, was nicht zwangsläufig zusammengehört, das aber auf interessante Art und Weise. Auch "Dreiklangsdimensionen" gesellt sich auf selbige Schiene.
Auf besagter Maxi-CD befinden sich neben dem Radio Edit des Songs drei weitere Mixe. Ersterer geht gleich in den Gehörgang und will da auch so schnell nicht wieder heraus, denn was der Herr Dossche mit seiner Interpretation angestellt hat, ist wirklich hörenswert. Das simple und beschwörend-eingängige Hauptriff fügt sich merkwürdigerweise ansprechend in die Klanglandschaft ein, so dass mir der Gedanke leider nicht abhanden kommt, dass die NDW doch etwas Brauchbares hervorgebracht hat ... und wenn es nur eine Coverversion ist. Der 'Extended Mix' streckt sich auf beachtliche 6:24 Minuten und ist genauso, wie er heißt, eben extended. Als kleines Schmankerl beim fröhlichen Mix-Hören hat man noch die ebenfalls auf "Existenz" erschienene Nummer 'Ich bin Gott' auf den Rundling gepresst, welche nach einem spätpubertären Sample die Qualitäten Guido Dossches als Lyriker hervorbringt. Mit eingängigen Grooves unterlegt, übertrumpft es das Titelstück, dass man sich fast wundert, warum nicht dieser Track ausgekoppelt wurde. Hiernach geht es mit einem weiteren 'Alternative Mix' in selbe Gefilde. Verschwunden ist die Bratschpfanne und hat einem minimalistischen Synthesizerspiel seinen Platz an der Manege angeboten. Für Abende in einer ausgewiesenen "CHill-Out-Zone" wie gemacht. Zu guter Letzt gibt es noch den laut Pressetext "club-kompatiblen" 'Short Mix', welcher sich jedoch als leicht abgewandelte Kopie des 'Radio Edits' entpuppt.
Freunde des Experimentellen haben mit "Dreiklangsdimensionen" sicheres neues Material für die Ohren. Otto-Normalverbraucher hingegen braucht schon seine Eingewöhnungszeit, bis er mit dem recht kruden, deswegen jedoch nicht unwerten, Stilmix seinen Frieden schließen kann. Zu sagen bleibt, dass der "Bonustrack" 'Ich bin Gott' das eindeutige Highlight dieser Scheiblette darstellt. Besitzer von "Existenz" hingegen sollten ihre Finger im Plattenladen über dieses Slim-Cover hinwegstreichen lassen, da 'Extended Mix', 'Alternative Mix' und 'Short Mix' allein das Geld nicht wert sind. Alle anderen sollten im Musikfachgeschäft ihres Vertrauens mindestens einmal ein Ohr auf DOSSCHE werfen. Denn: "Ihr lacht über mich, weil ich anders bin - ich lache über Euch, weil ihr alle gleich seid!" In diesem Sinne, buenas noches und guten Abend.
Anspieltipp: 'Radio Edit', 'Ich bin Gott', 'Alternative Mix'
- Redakteur:
- Lasse Rosenberger