DOUBT - Never Pet A Burning Dog
Mehr über Doubt
- Genre:
- Fusion / Jazz / Postrock / Psychedelic / Progressive
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Moonjune Records
- Release:
- 26.03.2010
- Corale Di San Luca
- Laughter
- Over Birkerot
- Sea
- Passing Cloud
- Cosmic Surgery
- Aeon
- Beppe's Shelter
<strong>Musik für progressive Geister, jazzige Knochen und psychedelisches Blut</strong>
Im Fahrwasser von MILES DAVIS' "Bitches Brew" angerockten Jazz, doch minimalistischer und weniger psychedelisch, entspannt und doch dynamisch, das ist es in etwa, was die Fusionierer von DOUBT auf ihrem Album "Never Pet A Burning Dog" spielen. Einflüsse von Rock bis Ambient ziehen sie hinzu, lassen ihre Stücke dahinblasen, treiben, schwappen und mäandern, um hier und da das Tempo böig anzuziehen. Die Grundstimmung jedoch bleibt jazzig, wenn auch sehr offen gehalten, sich weitläufig flächig erstreckend.
Erst die von Michel Delville (THE WRONG OBJECT) geschriebenen Stücke bringen DOUBTs Rockeinflüsse etwas deutlicher zum Vorschein: 'Cosmic Surgery' strahlt dunkel, ein leichter Anflug von Doom mischt sich da unter das jazzige Glitzern, woraus sich im schillernden Zusammenspiel eine latent psychedelische Note ergibt, die hin und wieder gar in Richtung IRON BUTTERFLY schielt, die meiste Zeit über aber eine soundtrackartige Qualität aufweist, deren abgeklärte Melancholie von der Stimmung her irgendwo zwischen Spaghettiwestern und einer ungewohnt munteren Variante der Ambient-Jazz-Totengräber von BOHREN UND DER CLUB OF GORE changiert. 'Beppe's Shelter' hingegen bindet leichtfüßige psychedelische Flötentöne mit ein, die im Zusammenspiel mit dem ebenso hypnotisch wie putzmunter trip-trappelnden, wahre Perkussionslandschaften vors innere Auge zaubernden Rhythmusgeflecht sowie den aquarellen sanft verzerrten, post-punkig wolkenen Drone-Gitarren gleichermaßen an Spät-'60er/Früh-'70er-Psychedelik à la BLACK WIDOW im Rock oder eben "Bitches Brew" im Jazz wie auch an postmoderne, mit offenen Strukturen experimentierende Avantgardisten wie KAYO DOT ("Blue Lambency Downward"), ISIS oder NADJA erinnert - all das jedoch wieder auf entspannte Weise.
Da bei DOUBT neben Delville an Gitarre und Roland GR-09 auch noch Tastenspieler Alex Maguire (HATFIELD AND THE NORTH, PSYCHIC WARRIOR) an Fender Rhodes Piano, Hammondorgel, Mellotron und Synthesizer, sowie Schlagzeuger Tony Bianco ("Vesuvius" mit ALEX VON SCHLIPPENBACH, PAUL DUNMALL, PAUL ROGERS) jeweils zwei Stücke und dazu noch ihre Kollaboration 'Passing Cloud' ins vorliegenden Album eingebracht haben und sich mit 'Over Birkerot' auch eine von Delville umarrangierte, jazzig-postrockig wirkende Komposition von TERJE RYPDAL auf "Never Pet A Burning Dog" befindet, ergibt sich ein geradezu kaleidoskopischer Gesamteindruck. Während Maguire mit dem eher ambienten 'Corale Di San Luca' und dem schrägen 'Laughter' aufwartet, hält Bianco eine perkussiv frische Brise von der 'Sea' bereit, mit sielartig meditativ zurückströmenden Orgelläufen, und zelebriert später ein ganzes 'Aeon' zwischen psychedelisch arrangierten Einzeltönen sowie hintergründig rollendem und pulsendem Schlagzeug. Das gemeinsam geschriebene 'Passing Cloud' hingegen verbindet romantische Vokaljazztradition vorzüglich mit modern ambientem Stil.
DOUBT ist es mit "Never Pet A Burning Dog" zweifelsohne gelungen, interessanten, ambienten, nichtsdestotrotz hochdynamischen Jazz zu schaffen, der sich subtile Einflüsse aus psychedelischem Rock, Postrock, Soundtrackkompositionen und hin und wieder sogar Strukturansätze wie im avantgardistischen Posthardcore/Sludge anverwandelt hat. Damit steht dann am Ende dieser Rezension einmal mehr eine Empfehlung an alle offenen Ohren.
Anspieltipps: Laughter, Sea, Passing Cloud, Cosmic Surgery, Beppe's Shelter.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz