DOWN I GO - Tyrant
Mehr über Down I Go
- Genre:
- Punk/ Hardcore/ Jazz
- Label:
- Undergroove/ Indigo
- Release:
- 25.07.2008
- Tomás de Torquemada
- Joseph Stalin
- George W. Bush jnr.
- Nicolae Ceaucescu
- Saparmurat Niyazov
- King Leopold I
- King Henry VIII
- Augusto Pinochet
- Pol Pot
- Idi Amin
- Ariel Sharon
- Ivan the Terrible
Anarcho-Metal - und ein Album über die Despoten der Weltgeschichte. Diese Mischung ist DOWN I GO aus England wunderbar geglückt. Ein wunderbares Werk, verstörend und tiefgängig zugleich.
'Tomás de Torquemada' war der erste Großinquisitor Spaniens und hatte damit Verantwortung für hunderte Menschen, die gefoltert und getötet wurden. Etwa 500 Jahre später sind seine Missetaten nun Grundlage für ein Musikstück, das mit spacigem Gesang, gefühlten hundert Gitarrenbreaks und Violinen-Streichern aufhorchen lässt.
Zu bösen Menschen passen abgedrehte Lieder: Diesen seltsamen Grundsatz haben DOWN I GO für ihr neues Album gewählt. Das britische Quartett veröffentlicht mit "Tyrant" eine der anarchistischsten Scheiben dieses Jahres. Das Konzept ist klar: Besungen werden die Massenmörder von damals und heute, die Absicht ist aufklärerisch-politisch, gegen die "Despotenschweine", wie sie der Beipackzettel zu "Tyrant" bezeichnet. Das Album ist deswegen auch eine kleine Geschichtsstunde durch die düsteren Abschnitt menschlicher Historie: Leute wie 'Joseph Stalin' oder der chilenische Diktator 'Augusto Pinochet' sind dabei noch relativ bekannt, selbst der kambodschanische Schlächter 'Pol Pot', der russische Gewaltherrscher 'Ivan The Terrible' und der rumänische Despot 'Nicolae Ceaucescu' dürften sich einen (wohl zweifelhaften) Ruf gemacht haben. Doch sind solche Typen wie der erst vor zwei Jahren verstorbene turkmenische Alleinregent 'Saparmurat Nyazov' jedem ein Begriff? Oder der Name von 'King Henry VIII', der wegen seiner sechs Ehen und seiner Willkür in das kollektive Gedächtnis Englands einging? Oder 'Idi Amin', der während seiner Amtszeit in Uganda für bis zu 500 000 Tote verantwortlich sein soll? Über all solche Figuren der Zeitgeschichte singen DOWN I GO, wobei allerdings die Wahl von Israels 'Ariel Sharon' und 'George W. Bush jnr.' zumindest fragwürdig erscheint: Ganz passen sie nicht in diese Reihe. Doch das dürfte die Jungs von DOWN I GO nicht weiter interessieren: Sie wollen anklagen, den Opfern von Tyrannei und Staatsterror ihre musikalische Referenz erweisen.
So ist 'Tyrant' trotz aller akustischen Verrücktheiten mitnichten ein fröhliches Album. In jedem der meist zwei- bis drei minütigen Stücke ist mindestens eine Stelle, die verdammt angepisst klingt und sich die Stimmen von Ben Standage und Pete Fraser fast überschlagen vor Aggression, während derbe Gitarrengewitter aus dem Lautsprecher brechen. Doch es gibt eben auch noch die anderen DOWN I GO, die sanfte Jazz-Klänge ertönen lassen, aber auch Prog-Rock-Anleihen nicht scheuen, um dann doch wieder die Punk- und Hardcore-Keule auszupacken. Zusammen mit mehrstimmigen Chören und den immer wieder einsetzenden Streicher-Klängen entsteht so eine sehr dichte Atmosphäre, die etwas mehr als eine halbe Stunde zu fesseln vermag. Als mögliche Vergleichsband mag CYNIC gelten, doch eigentlich ist der Sound von DOWN I GO so abgefahren und einzigartig, dass er für sich steht. Intelligenter Extrem Metal eben.
Anspieltipps: Alles...
- Redakteur:
- Henri Kramer