DRAGONFORCE - Maximum Overload
Mehr über DragonForce
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Edel
- Release:
- 15.08.2014
- The Game
- Tomorrow's Kings
- No More
- Three Hammers
- Symphony Of The Night
- The Sun Is Dead
- Defenders
- Extraction Zone
- City Of Gold
- Ring Of Fire (JOHNNY CASH-Cover)
Eine persönliche Angelegenheit.
Zu DRAGONFORCE, möge die Band die Menschheit noch so polarisieren, pflege ich eine ganz besondere Beziehung: Es war damals die Zeitschrift "Metal Heart", zu dessen Abonnement ich eine Promo-CD namens "Valley Of The Damned" einer mir bis dato nichtssagenden Band bekam. Interessiert auf das illustre Fantasy-Artwork geguckt, CD eingelegt und von Anfang an Bauklötze gestaunt - Holla die Waldfee, war das schnell.
Elf Jahre, einige Alben, etliche auch von mir verfolgte Live-Auftritte und den einen oder anderen Besetzungswechsel später, stehen DRAGONFORCE und ich immernoch in respektvoller Freundschaft. Selbst der vollkommen unnötige Guitar-Hero-Hype oder eher durchschnittliche Alben wie "Inhuman Rampage" haben diese Beziehung nicht ausradieren können. Das mögen einige vielleicht nur schwer nachvollziehen können, aber kaum eine andere Band hat ihre völlig wahnsinnigen Gitarrenläufe, ihre sieben-minütigen Highspeed-Duelle (zumindest bis zum vierten Album) und ihren speziellen Humor so konsequent durchgezogen wie Herman Li und seine Klimper-Kumpanen. Sicherlich muss ich nicht, wie damals in meinen frischen Jugendjahren, alles aufsaugen, was DRAGONFORCE von sich gibt. Neue Alben der Multi-Kulti-Kombo werden dennoch mit Interesse und gewisser Neugier vernommen.
So gibt es nach dem 2012er Rundling "The Power Within" mit "Maximum Overload" das nun zweite Album mit ZP Theart-Nachfolger Marc Hudson am Mikro, der auch 2014 wieder zu den großen Pluspunkten zählt. Und nach den ersten beiden Durchgängen ist klar: Nie war DRAGONFORCE derart abwechslungsreich und ausgereift! Zwar gibt es auch an vielen Stellen noch die bandtypischen Sonnenschein-Refrains und Regenbogen-Melodien, doch im sechsten Anlauf wagen sich die Herrschaften auch in genrefremde Gewässer. Von Thrash über Prog bis hin zu episch majestätischen Tönen kann sich der geneigte Fan auf einiges gefasst machen. Und dass sich speziell Totman und Li irgendwann in unnötige Solo-Rasereien verrennen, so wie es vor einigen Alben noch Gang und Gäbe war, findet man aktuell nur noch selten. Die jahrelange Kritik haben die Jungs sich also zu Herzen genommen.
Mit 'The Game' hat sich an den Anfang gleich ein Ohrwurm mit nettem Refrain im typischen DRAGONFORCE-Gewand geschmuggelt, der auch als erste Singleauskopplung herhält. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch 'Tomorrows Kings', der wohl beste Song der Band seit Jahren (hier passt mit dem nötigen Härtegrad, der tollen Melodie und dem noch tolleren Refrain einfach alles), sowie 'Defenders', bei dem sich auch Matt Heafy von TRIVIUM die Ehre gibt. Jener Heafy hilft zudem sowohl bei bereits genanntem Eröffnungssong, als auch bei 'No More', einem sehr konsequenten, harten Song, bei dem auch Marc Hudson sein gesamtes Können darbietet. Doch auch ohne den TRIVIUM-Fronter schafft es DRAGONFORCE auf "Maximum Overload" auf eher ungewohntem Terrain zu überzeugen: 'Three Hammers' beginnt recht ruhig, steigert sich im Laufe jedoch in einen epischen Stampfer und bei 'The Sun Is Dead' wagt sich die Band gar an progressive Töne, was man in dieser bärenstarken Ausführung sicherlich nicht von ihr erwartet hätte. Doch trotz des neuen Mutes entwickeln sich die restlichen Nummern ('Symphony Of The Night' und 'Extraction Zone') zu astreinen Melodic-Speed-Nummern, bei denen sich DRAGONFORCE treu bleibt: Mitsing-Refrains, Melodien in Hochgeschwindigkeit und eine verspielte Instrumentalmannschaft sorgen dafür, dass die Jungs ihre markanten Züge trotz neuer Anstriche beibehalten.
Darüber hinaus bewegen sich beinah alle Songs, ähnlich wie beim Vorgänger, endlich in normalen Längen, kein einziger überschreitet die 7-Minuten-Marke, wohingegen beispielsweise auf "Ultra Beatdown" an diese Vorgaben gar nicht zu denken war. Denn selbst für meine Begriffe war das damals stellenweise nah an der Schmerzgrenze. So wurde aus dem jugendlichen Übermut selbst in dieser Hinsicht nun ausgeklügelte Reife. Gemeinsam mit der musikalischen Weiterentwicklung und dem Wagnis, auch mal über den Höchstgeschwindigkeits-Power-Metal-Overkill der Anfangstage hinaus zu blicken und in anderen Gewässern zu schwimmen, ist DRAGONFORCE sicherlich als Einheit gewachsen. So haben nicht nur die Neuzugänge der Band sichtlich gut getan, nein, auch generell sind viele Rucke durch die Musiker gegangen. Auf "Maximum Overload" kommen sowohl die Alteingesessenen als auch die DRAGONFORCE-Neulinge auf ihre Kosten, auch wenn man sich die beiden Abschlussnummern 'City Of Gold' (plätschert etwas ideenlos daher) und das JOHNNY CASH-Cover 'Ring Of Fire' (hätte als Bonus auch vollkommen gereicht) durchaus hätte sparen können.
Sei's drum, ich jedenfalls sehe dieses Album dennoch mit zwei lachenden Äuglein an: Zum einen bin ich froh, dass die Band trotz alledem an einigen Grundpfeilern festgehalten hat, zum anderen blicke ich jedoch auch auf eine gereifte und sehr ernst zu nehmende Band, deren neue Facetten ihr sehr gut stehen. Und wenn mich, so wie vorhin, trotzdem noch solch ein Nostalgieschwall der Anfangszeit überkommt, werde ich auch in Zukunft immer noch mit einem jugendlichen Grinsen zum Debüt greifen und "...in the valley of the damned..." in mein imaginäres Mikrofon quietschen.
Anspieltipps: Tomorrows Land, No More, Three Hammers, The Sun Is Dead
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp