DRAGONFLY - Falling Down
Mehr über Dragonfly
- Genre:
- Gothic Metal
- Naissance de la Libellule
- Silent Scream
- Voices From The Past
- Deserted Places
- Awake To Revive
- Mysteryland
- Remember Me
- The Man In The Mirror
- Another Fear
- Silvermine
- Dragonfly
Pathetischer düsterer Metal mit opernhafter Frauenstimme unter dem inflationären Etikett Gothic. Beim ersten Durchhören klingen die niederländischen Neulinge von DRAGONFLY auf ihrem Debüt "Falling Down" wie eine von Hunderten Bands aus dem Fahrwasser von NIGHTWISH, XANDRIA und WITHIN TEMPTATION, doch schon bald merkt man, dass hier mehr ist.
DRAGONFLY ist ein Quintett mit zwei Gitarren, und ihr Erstling zeigt eigenständige Ideen. Typisch für das Album ist der epische Vortrag der Sängerin, dann und wann von den männlichen Stimmen aus der Band unterstützt, vor der Rhythmusgruppe. Sängerin Klarine Buist hat eine sehr klare, gediegene Stimme, die jederzeit den Höreindruck der Musik von DRAGONFLY prägt. Ihre Stimme ist noch nicht hundertprozentig auf den Sound der Band abgestimmt, manchmal klingt ihr Sopran noch wie die Musiklehrerin aus der Grundschule, aber das Potential ist unverkennbar. Deutsche Hörer könnten eine ähnliche Stimme aus Holland schon kennen: Zu der Zeit, als man noch aufstehen musste, um das Fernsehprogramm umzuschalten, sang bei der ersten Generation der Krautrocker HÖLDERLIN ein Meisje, das ähnlich klang.
"Falling Down" beginnt mit dem obligatorischen orchestralen Intro 'Naissance de la Libellule', dem zwei noch etwas schwache Teile folgen. Aber ab dem guten 'Deserted Places' steigert sich die Klasse der Mucke deutlich, und der Sound wird vielseitiger, ohne die eigene Note zu verlieren. In den getragenen epischen Stücken erscheint eine härtere und straffere Gangart ('Awake To Revive', 'The Man In The Mirror', 'Dragonfly'). Die Rhythmusarbeit hinter der Gesangslinie hört sich vereinzelt noch etwas einfallslos und drucklos an. Welcher Ideenreichtum aber in der Band steckt, merkt man den ausgefeilten Intros und Soli an. Im letzten Drittel erfährt die Scheibe nochmals eine Steigerung. Das schon erwähnte 'The Man In The Mirror' zeigt auch die besten kompositorischen Ideen, worauf sich mit 'Another Fear' eine düster-romantische Nummer ausbreitet. Das Album endet mit der selbstbetitelten Bandhymne 'Dragonfly', die mit dem schnellen und harten Rhythmus und einer feinen Gitarrenarbeit mit leichtem, aber unverkennbarem IRON MAIDEN-Einfluss herausragt.
"Falling Down" ist zwar keine überragende Platte, aber man hört eine Gruppe mit besonderem Talent, in deren Sound außergewöhnliche Ideen schlummern. Wenn DRAGONFLY einmal ihren eigenen Stil entdeckt haben werden, dürfte wirklich großartige originelle Musik die Gemeinde erreichen. Talentscouts der Musikindustrie, die keine von der Straße weggecasteten "Superstars", sondern echte Talente suchen, sollten schon mal die Öhrchen spitzen.
Anspieltipps: Deserted Places, The Man In The Mirror, Another Fear, Dragonfly
- Redakteur:
- Stefan Kayser