DRAGONHEART - The Dragonheart's Tale
Mehr über Dragonheart
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Rockshots Records
- Release:
- 25.08.2023
- The Hangman Willy's Tavern
- Dragonheart's Tale
- Act 1: Sea, Waves And Gunpowder
- Under The Black Flag
- Ghost Of The Storm
- Barbarian Armada
- Act 2: Battle, Honor And Blood
- Eric, The Red
- Westgate Battlefield
- Act 3: Magic, Anvil And Fire
- The Devil Is By My Side
- Plague Maker
- Finale: The Bard
- The Ballad Of John Cursed
- Early Days
Manchmal erlebt man auch angenehme Überraschungen.
Als das neue Album "The Dragonheart's Tale" von DRAGONHEART aus Brasilien auf meinem Schreibtisch landete, ich die Stilrichtung Power Metal las und das comichafte Fantasy-Cover sah, hatte ich schon schlimmste Befürchtungen, dass man mir wieder mal verschärften Schlager als Metal verkaufen wolle. Aber in Anlehnung an das Fußballmotto "Die Wahrheit liegt auf dem Drehteller" wurde mir beim Anhören der Scheibe schnell klar, dass hier die Bezeichnung Power Metal mit beiden Worten zutreffend ist.
"The Dragonheart's Tale" ist ein Konzeptalbum mit einer Piraten- und Seeschlachtengeschichte, greift aber auch Motive aus den bisherigen Konzeptscheiben der Gruppe auf und bezieht sich wohl auch verschlüsselt auf Ereignisse der Bandhistorie, etwa die Rückkehr des Sängers und Gitarristen Eduardo Marques nach dem letzten Langspieler. Der Bandname kommt nicht zufällig im Albumtitel vor. Wie im Theater oder im Musical wurde die Geschichte in Akte gegliedert. Trotz der etwas umfänglichen Trackliste enthält das Album effektiv zehn Lieder. Neben einer gesprochenen Eröffnung hat DRAGONHEART vor jeden Akt und das Finale allen Ernstes eine Ansage geknallt.
Musikalisch scheinen deutsche Metalgruppen bei DRAGONHEART einen dicken Stein im Brett zu haben. Zwar hat die Gruppe mit ihrem kraftvollen Power Metal, der hin und wieder auch folkige oder mittelalterlich anmutende Passagen aufnimmt, einen durchaus eigenständigen Sound, aber an mehreren Stellen fühlt man sich an BLIND GUARDIAN, GAMMA RAY, GRAVE DIGGER oder - bei einer Seefahrergeschichte kaum überraschend - RUNNING WILD erinnert. Eine deutliche Stärke von DRAGONHEART sind die Gitarren, die sich nicht auf Riffs und abgesetzte Soli beschränken, sondern in instrumentalen Passagen die Melodie weitertragen. Ein paar gute Soli gibt es noch obendrauf. Die Band hat die Stücke interessant und abwechslungsreich arrangiert. Hier sind nicht zuletzt die Intros zu nennen. So wird 'Under The Black Flag' von einem Akkordeon, 'Ghost Of The Storm' von akustischen Gitarren und 'Barbarian Armada', dem Titel entsprechend die wohl härteste Nummer der Scheibe, vom Schlagzeug eingeleitet. In 'Eric, The Red' und 'Plague Maker' ist eine offenkundig klassisch geschulte weibliche Stimme zu hören, die sich erstaunlich gut in diese Metalsongs einfügt.
Überraschend ruhig und unmetallisch ist das Finale. 'The Ballad Of John Cursed' mit seinem sehr eingängigen Refrain ist eine akustisch-folkige Nummer - vermutlich geht die Schlacht in ein Besäufnis über, bevor das trotz Streichern recht einfache 'Early Days' die Scheibe fast beiläufig enden lässt. Als Höhepunkte des Albums kann man 'Ghost Of The Storm', das durch seine Dramaturgie und die Gitarrenarbeit punktet, und das packende 'The Devil Is By My Side', das am deutlichsten RUNNING-WILD-Stimmung verbreitet, nennen.
Auch wenn DRAGONHEART kompositorisch nicht ganz auf Augenhöhe mit den mutmaßlichen Vorbildern steht, so ist der Band mit "The Dragonheart's Tale" ein gutes, kurzweiliges und, wenn ich die vor Metalklischees herrlich triefenden Texte nicht missinterpretiere, unterschwellig humorvolles Album gelungen. Hört euch die Scheibe gut an, all ihr Schunkelrocker, bevor ihr wieder ins Studio geht!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser