DRAGONY - Hic Svnt Dracones
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/24
Mehr über Dragony
- Genre:
- Melodic MetalMetal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Steamhammer
- Release:
- 11.10.2024
- From The New World (1584)
- Dreamchasers, feat. Ambre Vourvahis (XANDRIA)
- Silver & Blood
- Dragon Of The Sea (Sic Parvis Magna)
- Ill Met By Moonlight
- Perfect Storm
- Hic Svnt Dracones (Here Be Dragons)
- The World Serpent
- The Einherjar (What Dreams May Come)
- Twilight of the Gods
- Beyond The Rainbow Bridge
- The Untold Story (Albion Online) (Bonustrack)
Was haben Österreich, eine kleine Insel vor der amerikanischen Ostküste und Drachen gemeinsam? Lasst euch überraschen.
So Leute, jetzt mal ganz ehrlich: Welche Art Musik erwartet ihr, wenn der Titel der Platte "Hic Svnt Dracones" lautet und das in rot-blau gehaltene Cover einen riesigen, Seedrachen, der die Weltenschlange Jörmungandr darstellt, im Kampf mit einem Gott, anhand des Hammers tippe ich mal auf Thor, zeigt? Finsteren Death Metal? Düsteren Black Metal? Sicher nicht. Die Zielgruppe dürfte sich unter den Fantasy-Fans finden lassen, die genau solche Geschichten lieben und sich dafür begeistern können. Alle anderen dürfen gerne die Augen rollen – niemand wird gezwungen, sich diese Platte anzuhören.
Diejenigen, die Stories à la "Avantasia" oder die Bandprojekte von MARIUS DANIELSEN (beispielsweise sein "Legends of Valley Doom") und bombastische Chöre lieben, die werden auch an diesem fünften Album der Österreicher DRAGONY ihren Spaß haben. Hier gehen Historie und Fantasy wieder eine Symbiose ein, ist "Hic Svnt Dracones" doch ein Konzeptalbum, das mit sehr viel Phantasie die Ereignisse über die Ende des 16. Jahrhunderts spurlos verschwundenen britischen Siedler von Roanoke erzählt. Die Kolonie "Roanoke Island" befand sich auf der gleichnamigen Insel vor der Ostküste des amerikanischen Bundesstaates North Carolina. Bisher wurde das mysteriöse Verschwinden nicht aufgeklärt, doch Archäologen weltweit arbeiten daran. So bleibt natürlich viel Spielraum für fantasievolle Geschichten. Sehr fantasievolle Geschichten, denn was immer damals auch geschehen ist, Drachen, Schlangen und alte Götter waren daran sicher nicht beteiligt. Im sehr hübsch gestalteten Booklet lässt sich übrigens alles nachlesen, auch, dass es außer Ambre Vourvahis noch mehr Gastvocals gibt. Wenn ich schon beim Booklet bin: Gemixed und gemastert wurde alles von Jacob Hansen, also gibt es qualitätstechnisch auch nichts zu meckern.
Aber was ist mit der Musik? Ein bombastischer Anfang ist mit dem zum Kontext passenden 'From The New World (1584)' von Antonín Dvořáks 9. Sinfonie schon einmal gegeben, danach darf dann 'Dreamchasers' den symphonischen Reigen eröffnen. Übrigens wird hier Siegfried Samers Gesang durch Ambre Vourvahis von XANDRIA verstärkt. Ein gelungener Auftakt. 'Silver & Blood' erfreut mich mit kraftvollem Drumming und schönem Chorgesang, bei 'Dragon Of The Sea (Sic Parvis Magna)' sind es die Gitarrenriffs, die gefallen. Beim gefälligen 'Ill Met By Moonlight' habe ich gelegentlich 'Carmina Burana' im Ohr, auch hier gibt es eingängigen Chorgesang. Das melodische 'Perfect Storm' lässt ein paar SABATON-Vibes anklingen, sehr schön auch die Gitarrenparts.
Dann folgt der epische, fast neunminütige Titelsong, der seinen Bezug zu MEAT LOAF nicht verleugnen kann. Beim Einsetzen der Klaviertöne hat man sofort 'I Would Do Anything For Love...' im Ohr. Eine eigenständige Geschichte innerhalb des eigentlichen Konzepts, ein glänzener Siegfried Samer, eine hervorragende Instrumentalfraktion, toller Chorgesang. Kurzum: ein Stück wie gemacht, um auf einer großen Bühne aufgeführt zu werden. Ja, zweifellos, hier liegt Magie in der Luft!
Etwas rasanter und weniger episch geht es auf 'The World Serpent' zu, hier ist auch wieder wunderbares Drumming und Gitarrenriffing angesagt. 'The Einherjar (What Dreams May Come)' mit seinen Flöten macht ein ganz kleines Bisschen auf Mittelalter, geht aber wunderbar ins Ohr, ebenso wie 'Twilight Of The Gods', bei dem sich noch einmal ganz leichte SABATON-Vibes einschleichen, das aber auch wieder tolles Gitarrenriffing und eingängige Refrains zu bieten hat. Zusätzlich zu SABATON wird auch bei BEAST IN BLACK ein bisschen gewildert – nämlich beim flotten 'Beyond The Rainbow Bridge'. Als Bonustrack gibt es 'The Untold Story (Albion Online)', ein Song, den DRAGONY für ein Computerspiel geschrieben hat. Das Spiel sagt mir leider nichts, aber der Song passt zum Thema.
"Hic Svnt Dracones", ein Power(-Metal)-Album, das alles aufbietet, was viele von diesem Genre erwarten – auch ich. Epische Chöre? Na klar. Eingängige Melodien, die ins Ohr gehen? Aber sicher. Jede Menge Genre-Klischees? Auf jeden Fall, das muss einfach sein. Dazu die schon erwähnte erstklassige Instrumentalfraktion und ein Siegfried Samer, der gesangstechnisch voll überzeugen kann. Was jetzt nicht wirklich verwundert, aber auf jeden Fall noch einmal erwähnt werden soll. Außerdem gut eine Stunde sehr viel Spaß beim Hörerlebnis. Den jedenfalls hatte ich mit den österreichischen "Drachen". So wie mir wird es vermutlich allen gehen, denen die phantastischen Geschichten von DRAGONY bisher gefallen haben.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer