DRAWN INTO DISORDER - Weird
Mehr über Drawn Into Disorder
- Genre:
- Alternative / Grunge
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Pavement Entertainment
- Release:
- 02.09.2022
- Collapsing
- The Farce
- Whatever You Want
- Whiner
- Screw Up When I'm Drunk
- Don't Come Any Closer
- Evil Something Behind The Door
- Away From You
- Failure
Grunge-Menü serviert im Schatten des Genre-Übervaters.
Schaut man sich das Promomaterial des neuen DRAWN INTO DISORDER-Albums "Weird" an, weiß man schnell, was einen musikalisch erwarten wird. Wie Hideyuki Shimizu auf einem der Bandfotos nämlich im Schlagzeug von Drummer Hideki Tosha liegt, erinnert frappierend an eines der ikonischsten Bilder on NIRVANA-Fronter Kurt Cobain. Und korrekt, das japanische Duo, das sich 2006 zusammenfand, um gemeinsam Musik zu machen, zelebriert in den neun frischen Kompositionen seine Interpretation des Grunge, die es selbst als "Heavy Grunge" beschreibt.
Und ja, im Vergleich zu vielen Genre-Kollegen aus den Neunzigern bedienen sich die Japaner offenkundiger bei Heavy-Metal-Legenden wie BLACK SABBATH und scheuen ansonsten auch nicht davor zurück, die noisige Seite des Grunge, die etwa NIRVANA nur in den wenigsten Momenten zelebrierte, ganz zentral in ihre Musik zu integrieren. So ist der Opener 'Collapsing' auch eine ganz schön deftige, aber gleichzeitig auch schwer verdauliche Grunge-Suppe, die bei mir eigentlich nur hängen bleibt, weil mich die Gesangsmelodie der Nummer ganz verdächtig an 'Blind' von KORN erinnert. Glücklicherweise klingt das folgende 'The Farce' schon deutlich überzeugender und beißt sich mit seinem Mix aus BUSH-Melancholie und NIRVANA-Härte schnell in meinen Gehörgang fest. Ja, ich würde sogar sagen, dass ich seit langem Grunge schon nicht mehr so authentisch habe aus den Boxen dröhnen hören.
Und auch in der Folge demonstriert das Duo, dass der noisige Opener eher ein Ausreißer war, denn Songs wie 'Whiner', das melancholische 'Whatever You Want' oder das fast schon unverschämt eingängige 'Screw Up When I'm Drunk' haben allesamt Hit-Potential und überzeugen vor allem mit ihren dichten Gitarrenwänden. Den ganz großen Höhepunkt haben sich die Japaner allerdings für den Schluss aufgespart, wo 'Failure' die Platte mit einem ordentliche Knall beschließt. Dass die Kompositionen mit einem dichten und trotzdem organischen Klangbild veredelt werden, tut sein übriges dazu, "Weird" für mich auf den ersten Blick zu einem wahrhaft schmackhaften Grunge-Happen zu machen.
Warum stehen hier also am Ende bei all dem Lob keine 8,5 Punkte unter dieser Rezension? Nun, so überzeugend diese Grunge-Zeitkapsel in die goldenen Zeiten des Genres auch geworden ist, so sehr klingt halt eben auch an allen Ecken und Enden der große Übervater Kurt Cobain durch. Sei es beim heiseren Gesang, den wuchtigen Gitarren oder eben sogar beim Erscheinungsbild des Duos - NIRVANA ist ganz klar das Vorbild dieser beiden Musiker. Daher ist mir "Weird" am Ende doch etwas zu epigonal, um mich restlos zu begeistern.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs