DREAM THEATER - Live At Budokan (2-DVD)
Mehr über Dream Theater
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Warner
- Release:
- 26.11.2004
- As I Am
- This Dying Soul
- Beyond This Life
- Hollow Years
- War Inside My Head
- The Test That Stumped Them All
- Endless Sacrifice
- Instrumedley
- Trial Of Tears
- New Millenium
- Keyboard Solo
- Only A Matter Of Time
- Goodnight Kiss
- Solitary Shell
- Stream Of Consciousness
- Disappear
- Pull Me Under
- In The Name Of God
- Riding Through The Train Of Thought (Japanese Tour Documentary)
- John Petrucci Guitar World
- Jordan Rudess Keyboard World
- Mike Portnoy Drum Solo
- The Dream Theater Chronicles 2004 (Tour Opening Video)
- Instrumedley Multiangle Bonus
Mit ein wenig Abstand zum DVD-Release von "Live At Budokan" fallen die Meinungen zur insgesamt bereits vierten visuellen Live-Publikation des Traumtheaters doch etwas kritischer aus. War man zum Release des üppigen Doppeldeckers von drei Jahren noch euphorisch ob der erneuten Materialfülle und der souveränen Performance des eingespielten Teams, stolpert man heuer aufgrund neuer Vergleichsmöglichkeiten vor allem über die Setlist des einst aufgezeichneten Japan-Konzerts.
Dabei kann man en Musikern im Grunde genommen keine Vorwürfe machen. Das Quintett bot beim Gig im April 2004 eine recht eigenwillige Setlist, deren Schwerpunkt vor allem auf den damals aktuellen Werken "Train Of Thought" und "Six Degress Of Inner Turbulence" mit jeweils fünf vertretenen Kompositionen lag. Doch gerade die Stücke des letztgenannten Albums gelten livehaftig als offenkundige Schwachstellen, weil es ihnen einerseits an Zielstrebigkeit, andererseits aber auch an Atmosphäre mangelt. Beim Budokan-Gig kommt erschwerend hinzu, dass man die "turbulenten" Nummern gestaffelt im Schlussdrittel platziert hat, wo sie als leichter Stimmungskiller die bis dato gute Konzertatmosphäre ein wenig beeinträchtigen. Erst die grandiose Bandhymne 'Pull Me Under' holt kurz vor Abschluss des knapp dreistündigen Auftritts wieder die Kohlen aus dem Feuer.
Insgesamt muss man diese Kritik jedoch stets in Relation zur großen Erwartungshaltung, von der sich die Band auf Lebenszeit wohl nicht mehr wird befreien können, sehen. Natürlich ist der Bühnenoutput einmal mehr genial, die instrumentale Darbietung hingegen sogar herausragend. Wenn sich Portnoy, Petrucci und Rudess beim krass improvisierten 'Beyond This Life' duellieren oder beim 'Instrumedley' eine der wohl krassesten Demonstrationen ihrer Fingerfertigkeiten seit Veröffentlichung der beiden LIQUID TENSION EXPERIMENT-Scheiben abliefern, ist Gänsehaut garantiert. Bemerkenswert ist auch, dass James LaBrie nicht ins Hintertreffen gerät. Zwar verdient er sich bei der enorm selbstverliebten Darbietung einige längere Auszeiten, kann dafür aber bei seiner grandiosen Darbietung von 'Hollow Years' und den überraschend souverän gemeisterten Vocals in 'Pull Me Under' echte Akzente setzen.
Insofern ist der musikalische Teil hinsichtlich der Bühnenpräsenz einmal mehr großartig. Lediglich die Songauswahl nimmt dem Set zum Ende hin ein ganzes Stück des homogenen Erscheinungsbilds und rechtfertigt, zumindest im direkten Vergleich zu den übrigen digitalen Silberlingen, eine etwas skeptischere Betrachtungsweise.
Dass "Live At Budokan" aber dennoch einer bedingungslosen Verpflichtung bedarf, rechtfertigt nicht zuletzt das interessante Bonusmaterial. Rudess und Petrucci gewähren hier einen etwas intensiveren Einblick in den Bühnentransfer ihrer Instrumente bzw. den technischen Aufbau ihres Bühnenbilds. Aber auch Drummer Mike Portnoy steckt nicht zurückt und bekommt ein Special mit einem ausufernden Drum-Solo, das auf der gleichen Tour mitgeschnitten wurde.
Den Hauptteil der zweiten DVD macht indes eine halbstündige Dokumentation des Japan-Aufenthalts aus. Die Musiker zeigen sich hierbei von einer etwas persönlicheren Seite und offenbaren sich Backstage überraschenderweise als recht extrovertierte Persönlichkeiten - Eigenschaften, die man insgesamt wohl lediglich bei Sprachrohr Portnoy vermutet hätte. Abgeschlossen wird das Ganze von einer kurzen Videosequenz, die in knapp sechs Minuten einen audiovisuellen Abriss aus 20 Jahren DREAM THEATER zeigt. Dies steht insofern mit dem Japan-Trip in Zusammenhang, dass diese Foto- und Videoshow bei den Gigs als Intro verwendet wurde. Stark!
Mit einer Gesamtspielzeit von mehr als vier Stunden wird die Band ihrer Maxime der vollkommenen Qualität und Quantität schließlich wieder gerecht. Abgesehen von der wohl eher ungewöhnlichen Songauswahl ist "Live At Budokan" ein bombastisches Manifest des progressiven Metal-Sounds, sowohl instrumental als auch hinsichtlich der allgemeinen Live-Präsenz. Wenngleich die Band hier nicht ihren stärksten DVD-Release feiern konnte, so darf grundsätzlich kein Fan der New Yorker Prog-Kings "Live At Budokan" verpassen. In Relation zur internationalen Konkurrenz sind die benannten Schönheitsfehler nämlich geradezu lächerlich!
- Redakteur:
- Björn Backes