DREAM THEATER - Live at Luna Park
Mehr über Dream Theater
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Ytse Jams (Edel)
- Release:
- 01.11.2013
- Bridges In The Sky
- 6:00
- The Dark Eternal Night
- This Is The Life
- The Root Of All Evil
- Lost Not Forgotten
- Drum Solo
- A Fortune In Lies
- The Silent Man
- Beneath The Surface
- Outcry
- Piano Solo
- Surrounded
- On The Backs Of Angels
- War Inside My Head
- The Test That Stumped Them All
- Guitar Solo
- The Spirit Carries On
- Breaking All Illusions
- Metropolis Pt. 1
- These Walls
- Build Me Up, Break Me Down
- Caught In A Web
- Wait For Sleep
- Far From Heaven
- Pull Me Under
- Documentary
- Trailer
- Behind The Scenes
- Cartoon Intro
- Outcry ('multi-angle glory')
State of the Art in jeder Hinsicht
Die Geschichte DREAM THEATERs lässt sich anhand der vielen Live-Dokumente, die man unters Volk gebracht hat, bestens nachvollziehen. Nun hat die letzte offizielle Live-Scheibe "Chaos In Motion" auch schon fünf Jahre auf dem Buckel, es gab einen Besetzungswechsel am Schlagzeug und zwei Alben wurden noch nicht für die Ewigkeit festgehalten. "Live at Luna Park" tritt jetzt an, dem geneigten Fan etliche Stunden Livemusik der Metal-Virtuosen ins Wohnzimmer zu bringen und "Neuzugang" Mike Mangini standesgemäß zu präsentieren. Lateinamerika ist ein gutes Pflaster für Liveaufnahmen, das wissen wir bei DREAM THEATER ja alle spätestens seit dem offiziellen Bootleg aus Santiago de Chile.
Im argentinischen Buenos Aires hat man im August 2012 schließlich zwei Abende der letzten Welttournee aufgezeichnet, die als Grundlage für die vorliegende Veröffentlichung dienen. Die Show des ersten Abends ist dabei der eigentliche Konzertfilm, der von 'Bridges In the Sky' ("A Dramatic Turn Of Events", 2011) eröffnet wird. Band und Publikum sind gefühlt seit Sekunde Null auf Höchsttemperatur, mit der energetischen Performance macht das Traumtheater hier keine Gefangenen. Dazu bieten auch '6:00' ("Awake", 1994) und 'The Dark Eternal Night' ("Systematic Chaos", 2007) keine Gelegenheit, erst beim gefühlvollen 'This Is The Life' vom damals aktuellen Album "A Dramatic Turn Of Events" wird der Fuß vom Gaspedal genommen und die Band verzaubert die Zuschauer mit einer für sie so typischen Halbballade. Dieses Album steht dann natürlich auch im Mittelpunkt von "Live at Luna Park", sämtliche neun Songs findet man auf CD, DVD oder Blu-ray wieder. Ausgespart werden dafür "Falling Into Infinity" (1997), "Train Of Thought" (2003) und "Black Clouds & Silver Linings" (2009), die entweder schon ausreichend festgehalten wurden oder wie Letzteres von der im Nachhinein betrachtet nicht sonderlich harmonischen letzten Phase mit Mike Portnoy zeugt.
Ansonsten ist es der Band gelungen, einen repräsentativen Querschnitt zusammenzustellen, der auch einige Schätze bereithält (wie eben '6:00' oder der Debüt-Opener 'A Fortune In Lies'). Und wer der Meinung ist, dass die Band nur noch routiniert ihr Ding durchzieht, ohne selbst so viel Spaß an der Musik zu haben wie früher, der schaue sich bitte die beiden ruhigen Songs mit Streicher-Arrangement ('The Silent Man' und 'Beneath The Surface') und 'Metropolis Pt. 1' mit grandiosem Improvisations-Jam im Mittelteil an. Besonders bei diesen Songs, aber eigentlich während der ganzen Show merkt, man der Band diese neu gewonnene Freude an, die bei den Tourneen 2007 und 2009 etwas verloren gegangen schien. Vor allem James LaBrie hat wieder beweisen können, was für ein großartiger Sänger er sein kann, wenn er nicht gerade von einem selbst ernannten Frontmann durch den Kakao gezogen wird.
Die bei der "A Dramatic Tour Of Events" praktizierte rotierende Setlist findet sich auch bei "Live at Luna Park" wieder, sodass am zweiten Abend im gleichen Haus sechs Songs gespielt wurden, die nicht im eigentlichen Konzertfilm enthalten sind. Diese gibt es aber als Bonus Tracks auf allen Formaten in exakt der gleichen Audio- und Videoqualität nachgereicht. Ein grausames Schicksal wäre es für den Fan, würde er auch nur eine Minute an DREAM THEATER-Musik verpassen.
Apropos Audio- und Videoqualität: "Live at Luna Park" ist die erste genuine Veröffentlichung DREAM THEATERs in auf Blu-ray (und somit in 1080p Full HD), denn "Live at Budokan" erschien zunächst lediglich auf DVD und wurde erst letztes Jahr aufpoliert auf Blu-ray nachgeschoben. Was man also mit etlichen Kameras, einer fantastischen Bühnenproduktion und einer hochprofessionellen Band anstellen kann, sieht und hört man hier in insgesamt 297 Minuten. An Bild und Ton gibt es nichts auszusetzen, es wird genau der schmale Grat zwischen klinischer Perfektion ("Live at Budokan") und spontanem Live-Feeling "Chaos In Motion") getroffen, den man sich von solch einer Veröffentlichung wünscht. An den ganz wenigen Momenten, in denen die Band nicht zu 100% funktioniert - sondern nur zu 99 - wurde nichts nachgebessert. Und was gibt es als Fan-Nerd bitte Schöneres, als sich über solche Feinheiten auszulassen?
Für genau diese Zielgruppe ist auch das Bonusmaterial, das ebenfalls (mit Ausnahme der Multi-Angle-Version von 'Outcry') auf DVD und Blu-ray zu finden ist. Hinter dem "Behind The Scenes"-Video verbirgt sich ein knapper Einblick in die Videoproduktion, die von der renommierten Firma Over The Edge Productions durchgeführt wurde. Das ist ganz nett anzusehen, gewinnt aber in dieser Form keinen Innovationspreis. Eindeutig interessanter ist da schon die Dokumentation, die den Zuschauer noch einmal beim Ausstieg Mike Portnoys abholt, durch die Audition bis zur aktuellen Welttournee führt und dabei viele sympathische Seiten der Band vorstellt. Ich wusste bisher jedenfalls nicht, dass eine außergewöhnlich positive Freudenreaktion im englischen Sprachgebrauch das Verb 'to mangini' hervorgebracht hat.
Das Produkt der Wahl ist hier natürlich das limitierte Media-Book, dem sowohl die Blu-ray als auch drei CDs und zwei DVDs beiliegen. Im 28x28cm-Format werden auf über 40 Seiten etliche tolle Live-Bilder gezeigt, die dieses ohnehin hochwertige Format noch einmal besser machen. Leider fehlen Liner Notes oder sonstige Texte, aber angesichts der ausnahmslos perfekten Materialschlacht auf digitalem Medium hält sich mein Zorn hier in Grenzen. "Live at Luna Park" demonstriert ganz bescheiden die wichtigste Tatsache, die man über die Progmetal-Könige wissen muss: DREAM THEATER ist die beste Band der Welt!
- Redakteur:
- Nils Macher