DREAM THEATER - Six Degrees Of Inner Turbulence
Mehr über Dream Theater
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Elektra
- Release:
- 28.01.2002
- The Glass Prison
- Blind Faith
- Misunderstood
- The Great Debate
- Disappear
- Six Degrees Of Inner Turbulence
Wie eigentlich jedes Mal, wenn ein neues DREAM THEATER-Album angekündigt ist, war ich auch jetzt wieder sehr gespannt, was denn die Jungs aus New York auf ihrem neuesten Werk wieder so zu bieten hätten. Und bisher wurden meine Erwartungen auch meistens erfüllt (eigentlich nur "Falling Into Infinity" schaffte das nicht ganz, obwohl auch das natürlich kein schlechtes Album ist). Dieses Mal hatten DREAM THEATER allerdings eine besonders schwere Aufgabe, da sie mit ihrem letzten Album ("Metropolis Part II: Scenes From A Memory") die Messlatte sehr hoch gehängt haben. Aber die fünf Ausnahmemusiker haben es auch mit "Six Degrees Of Inner Turbulence" geschafft, ein weiteres Meisterwerk abzuliefern. Ich finde zwar, dass gerade in songwriterischer und konzeptioneller Hinsicht der Vorgänger etwas stärker war, aber vielleicht ändert sich meine Meinung ja noch - es könnte ja sein, dass ich die beiden CDs für DREAM THEATER-Verhältnisse noch nicht oft genug gehört habe. ;-) Auf alle Fälle sprühen die Jungs nur so vor Kreativität, dass dem Progressive Metal-Fan wieder ausreichend Stoff geboten wird. Nachdem sie bei ihren letzten Studio-Alben meist bis an die Grenze der CD-Kapazität gegangen sind, reichte dieses Mal ein einzelner Silberling nicht aus, um sämtliche musikalischen Ergüsse festzuhalten.
Das Album beginnt zunächst so wie der Vorgänger endete, mit einem Rauschen, das dann allmählich in den Song "The Glass Prison" übergeht. Bei diesem Song, der sich zum wohl härtesten in der DREAM THEATER-Geschichte entwickelt, läuft John Petrucci zu Höchstform auf, indem er ein Wahnsinnsriff nach dem anderen hervorzaubert. Aber auch die übrigen Musiker, allen voran Jordan Rudess (Keyboard), leisten ihren Beitrag dazu, dass "The Glass Prison" - trotz eines DREAM THEATER-typischen, melodischen Refrains - ein wahres Thrash Metal-Gewitter ist und so zum herausragenden Song auf "Six Degrees Of Inner Turbulence" wird. Das anschließende Stück "Blind Faith" beginnt dann zunächst ziemlich ruhig, entwickelt sich aber im Laufe des Songs. Das liegt zum einen an dem rifflastigen Refrain, und zum anderen an einem sehr ordentlichen Instrumentalteil, bei dem neben John Petruccis Gitarrenarbeit vor allem die leicht in die psychedelische Richtung gehenden Keyboardsounds von Jordan Rudess Akzente setzen können. Auch der darauffolgende Song "Misunderstood" erfährt im Verlauf eine ähnliche Steigerung, da es nach verhaltenem Beginn erst beim wiederholten Refrain an Durchsetzungskraft gewinnt. Der sich anschließende Instrumentalteil ist dann von recht spacigen Keyboardpassagen geprägt und wirkt gegen Ende des Songs ziemlich abgedreht. Auch der vierte Song braucht wieder eine gewisse Vorlaufzeit - nach einem relativ ruhigen Beginn mit atmosphärischen Keyboardklängen und verschiedenen Sprachsamples hat "The Great Debate" dann aber alles zu bieten, was DREAM THEATER-Songs schon immer ausgemacht hat (reichlich Stil-, Tempo- und Rhythmuswechsel). Den Abschluss der ersten CD bildet schließlich eine Ballade, die auf einem DREAM THEATER-Album ja nicht fehlen darf. "Disappear" ist ein sehr melancholischer Song und erinnert etwas an "Space Dye Vest", auch wenn er weitaus intensiver wirkt und in diesem Vergleich klar die Nase vorn hat.
Auf der zweiten CD befindet sich mit dem Titeltrack "Six Degrees Of Inner Turbulence" nur ein einziger Song. Dieser ist jedoch mit 42 Minuten entsprechend lang geraten und daher folgerichtig in acht Teile gegliedert. "Overture", der instrumentale Anfangsteil, ist sehr klassisch bzw. orchestralisch angelegt - man könnte fast meinen, dass man es anstelle der vier Musiker tatsächlich mit einem Sinfonieorchester zu tun hat. Hier werden auch bereits die verschiedensten Themen angespielt, die dann in späteren Teilen wieder aufgegriffen werden. Nach dem ziemlich gemäßigten "About To Crash" mit eher ruhigen Keyboardpassagen geht es anschließend bei "War Inside My Head" weitaus flotter und rifflastiger zur Sache. Danach folgt mit "The Test That Stumped Them All" der mit Abstand progressivste Teil, bei dem sich die fünf Jungs nochmal so richtig austoben können. Denn bei "Goodnight Kiss" handelt es sich dann um eine sehr ruhige und emotionale Ballade, die sich erst gegen Ende steigert, um dann in das von einer akustischen Gitarre geprägte "Solitary Shell" überzugehen. Dieser Teil endet in einem etwas progressiveren Instrumentalteil, bevor nochmals das "About To Crash"-Thema aufgenommen wird. Den Abschluss dieses großartigen Songs bildet dann das episch anmutende "Losing Time / Grand Finale".
Zusammenfassend kann man sagen, dass DREAM THEATER mit "Six Degrees Of Inner Turbulence" ein (weiteres) großartiges Album auf die Menschheit loslassen. Die größten Akzente können dabei John Petrucci und Jordan Rudess mit ihrer spielerischen Klasse setzen, und Mike Portnoy präsentiert sich wie gewohnt in Höchstform. Aber auch James LaBrie zeigt sich hier von seiner besten Seite (für mich die größte Überraschung). John Myung bleibt dagegen mit seiner "mannschaftsdienlichen" Spielweise eher unauffällig (Na dann höre man sich mal die feinen Soloeinlagen an, die immer wieder - wenn auch, zugegeben, etwas versteckt - auftauchen, das ist wohl alles andere als "unauffällig" ;-) - Rouven).
Für bisherige DREAM THEATER-Fans ist "Six Degrees Of Inner Turbulence" auf alle Fälle ein Pflichtkauf. Aber auch alle anderen sollten sich dieses Album einmal anhören. Und wer nach "The Glass Prison" immer noch nicht bekehrt ist, dem ist wohl sowieso nicht mehr zu helfen...
Anspieltipps: The Glass Prison, Blind Faith, The Great Debate
- Redakteur:
- Martin Schaich