DRIVE-BY TRUCKERS - Decoration Day
Mehr über Drive-By Truckers
- Genre:
- Country / Rock / Alternative
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- New West Records / Blue Rose Records
- Release:
- 20.10.2003
- The Deeper In
- Sink Hole
- Hell No, I Ain't Happy
- Marry Me
- My Sweet Annette
- Outfit
- Heathens
- Sounds Better In The Song
- (Something's Got To) Give Pretty Soon
- Your Daddy Hates Me
- Careless
- When The Pin Hits The Shell
- Do It Yourself
- Decoration Day
- Loaded Gun In The Closet
Rock and Roll means well, but it can't help tellin' young boys lies.<br />
Die Kreuzung aus alternativem Country, Rock und einer Prise (post-)Punk, die von den DRIVE-BY TRUCKERS auf "Decoration Day" abgeliefert wird, ist schon etwas besonderes, auf jedenfall ganz bestimmt kein typischer Southern Rock, wie man ihn in jeder drölften Biker-Bar auf die Ohren bekommt. Es ist eher eine gesunde Mischung aus dreckig verrockten Folksongs der Moderne, fiesen kleinen Mini-Epen des Alltags, trotziger Beharrlichkeit und spröden Hymnen an das Leben trotz Allem.
Alles, das heißt hier, dass welche unglücklicher- bzw. zunächst sogar glücklicherweise in eine inzestuöse Beziehung hineinrutschen und dafür dann vom Staat abgestraft werden, dass einem die Farm von der Bank gepfändet wird, worauf er sich in seiner Verzweiflung nur mit dem Ertränken des verhassten Unglücksbotschafters in der Jauchegrube zu helfen weiß, dass heißt auch nie irgendwo richtig angekommen zu sein, das heißt Kleinstadtleben und sich mit den Verhältnissen arrangieren, das heißt am Tag der Hochzeit die Braut für eine andere stehen lassen, das heißt gegen alle Widerstände an den Traditionen festhalten wollen, das heißt aber auch in diesen Traditionen gefangen zu sein, beispielsweise in einer blutigen Familienfehde ohne absehbaren Anfang oder absehbares Ende, das bedeutet Songs über 'Heiden', die ins gesellschaftliche Bild nicht richtig reinpassen, über verlorene Unschuld und verlorene Illusionen, über verlorene Menschen, die sich mit ihrer Rücksichtslosigkeit selbst zu Fall und anderen Schmerz brachten, Songs über Selbstmord, über das Durchhalten und das Ausnutzen davon, über das Jüngste Gericht, und schließlich auch darüber, dass manchmal nur das Wissen um eine geladene Knarre im Schrank den Hausfrieden zusammenhält.
Abgründige, bisweilen bittere, darum aber noch lange nicht immer düstere Songs, eher Songs in unterschiedlichen Erd- und Grautönen sind es, die die DRIVE-BY TRUCKERS geschrieben haben, und immer mal wieder blitzt dabei ihr trockener, schwarzer Humor auf, etwas morbide aber darum nicht herzlos. Ein knorriges, leicht verschrobenes aber nicht so wirklich kauziges Album ist "Decoration Day" geworden. Für Kauzigkeit sind sie dann wohl doch zu bodenständig, die DRIVE-BY TRUCKERS. Aber mit der Schrotflinte auf Verkehrsschilder ballern, das traut man ihnen ebenso zu wie mit völlig ernstem Gesicht die tall tale von dem schwarzen Schwan zu erzählen, den man neulich auf dem zugewachsenen alten Friedhof vor der Kirche gesehen hat. Deswegen ist der ja auch auf dem Cover, und nicht etwa, weil das einfach zur Musik passt wie Arsch auf Eimer. Was es natürlich trotzdem tut.
Anspieltipps: The Deeper In, Hell No, I Ain't Happy, Your Daddy Hates Me, Careless, Decoration Day
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz