DUNGEON - A Rise To Power
Mehr über Dungeon
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Limb / SPV
- Release:
- 30.06.2003
- The Prophecy
- A Rise To Power
- Netherlife (Black Roses Die)
- Insanity's Fall
- The Other Side
- Stormchaser
- Where Madness Hides
- Lost In The Light
- Life Is Black
- The Birth: The Trauma Begins
- Traumatised
- A Rise To Power (Reprise)
- Queen Of The Reich
Bevor ich mich der Musik dieses Tonträgers zuwende, gestatte man mir bitte die Frage nach dem Sinn dieses Cover-Artworks. Wer soll damit verschreckt werden? Nichts gegen Klischees, aber diese 'Struwelpeter meets Schwarzenegger'-Gestalt auf dem Cover, die dann auch noch den gleichen Augenfehler hat wie der ägyptische Hypnotiseur aus "Asterix erobert Rom", wirkt einfach nur peinlich. Wie sagte Asterix so schön: "Praktisch beim Lesen, aber kann man das Licht auch ausschalten?"
Egal, genug gelästert! Kann ja sein, dass die Mucke auf dem dritten Werk der Australier DUNGEON bei weitem besser klingt als das Bild vermuten lässt.
Die Truppe um Lord Tim, der uns als "Kai Hansen von Down Under" angepriesen wird, macht sich schon seit einigen Jährchen auf ihrem kleinen Kontinent einen guten Namen als Support Act für solche Größen wie YNGWIE MALMSTEEN, DESTRUCTION,
EDGUY, NEVERMORE und MAYHEM. In Japan wurden sie unter die 10 besten Newcomer gewählt. Ihr seht also, die Jungs sind keine Frischlinge.
Hatte ich bei dem markigen Namen noch an mächtigen US Metal im Sinne von SAVATAGE gedacht, so befürchtete ich nach dem Studium der oben aufgezählten Fakten eine Kapelle mit Alpen-Faktor 10, sprich: Jodel-Metal. Nach dem Versuch eines bombastischen Intros belehrt mich dann der überlange Titeltrack aber gleich eines Besseren. Treibendes Riffing, das mich wirklich zu begeistern vermag, dazu eine gelungene Melodielinie und ein akzeptabler, wenn auch teils zu hoher Gesang. Unterstützt von einer saftig-druckvollen Produktion, die vor allem im Drumbereich für energische Schübe sorgt, hätte dies zu einer sehr guten Platte führen können. Ich benutze den Konjunktiv bewußt aufgrund folgender Problematik: DUNGEON verwechseln den Begriff 'episch' mit 'langatmig'. So hätte besagter Opener mit 3 Minuten weniger Spielzeit trotzdem nichts an Spannung verloren – lediglich dem Hörer wären etwa 5 unnötige Solopassagen erspart geblieben. Auch wenn man sein Instrument beherrscht, muss man es doch nicht im Minutenzyklus unter Beweis stellen und damit wirklich erstklassige Songs zerspielen. Sorry, aber so etwas macht mich wirklich wütend. Hier bekommt der geneigte Freund traditioneller Klänge einen wirklich ordentlichen Happen frisch klingenden Metals serviert und dann gniedelt uns da permanent so ein Gitarrenheini seine Tonleitern um die Lauscher. Das hat nichts mit der im Titel angepriesenen Power zu tun! Bevor ich gleich einen Herzkasper beim Tippen bekomme, erwähne ich lieber, dass DUNGEON sonst teils MAIDEN beeinflusste ("Powerslave"- Phase) Knaller-Songs abliefern, die mich größtenteils begeistern können.
Manchmal wandert man auf dem schmalen Grat zum Happy Metal, vor allem, was die extrem eingängigen, mehrstimmigen Choruspassagen angeht. Allerdings gelingt DUNGEON doch immer wieder der Sprung zurück in harte Gewässer. Für meinen Geschmack hängen sie im Mittelfeld ein bisschen durch, weil der Vierer zu Wiederholungen tendiert, was mich bei einer erstklassigen CD nicht weiter stören würde. Da wir aber die erwähnte Problematik noch addieren müssen, nervt es ein wenig. So überstrapaziert das Quartett an dieser Stelle für meine Begriffe etwas zu sehr die Doublebass Rhythmik. Diese Problemzone wird mit dem (überlangen) 'Lost In The Light' verlassen.
Was bei all' dem Solieren nun auch noch die instrumentale Ballade 'Life Is Black' soll, vermag ich nicht zu verstehen. An sich ein gefühlvolles Stück Musik, aber auf dieser Platte etwas fehl am Platze. Gut, dass mit 'Traumatised' noch ein echter Trasher abschließt, wobei ich bei dieser Nummer ernsthaft fragen muss, ob da nicht Sabina Claaßen von HOLY MOSES als Gastshouterin engagiert wurde. Auf jeden Fall gibt dieses Stück der ganzen Scheibe einen mächtigen Schub Power und Abwechslung. Mehr Nummern in diesem Stil und ich wäre hingerissen.
Als krönendes Ende wagen sich DUNGEON an eine Band, die eigentlich nicht gecovert werden darf: QUEENSRYCHE. Und mit 'Queen Of The Reich' hat man sich dann auch noch an einen Klassiker aus der Frühphase herangewagt. Das zeugt zwar von Geschmack, aber auch von Größenwahn. Und was soll ich groß drum herum labern: Es geht voll nach hinten los. Abgesehen von der nicht erreichbaren Gesangsleistung eines Geoff Tate, wummern DUNGEON dieses Juwel in unerträglicher Geschwindigkeit 'runter, sodass ich fast schon wieder sauer werde. Dann lieber gar nicht covern.
Ihr werdet es meinen schmeichelhaften Beschreibungen entnommen haben: 75% der Eigenkompositionen sind sehr gut. Die verbleibenden 25% verteilen sich gleichmäßig über alle Nummern, da überall gleich intensiv übertrieben soliert wird. Schade, es hätte so gut werden können. Über die Coverversion rede ich nicht mehr, sonst muss ich Valium einwerfen. Logischerweise müssen bei den nachfolgenden Anspieltipps diese Mängel mit in Kauf genommen werden.
Anspieltipps: A Rise To Power, Netherlife( Black Roses Never Die), Traumatised, Insanity's Fall
- Redakteur:
- Holger Andrae