DUSK - Industrie
Mehr über Dusk
- Genre:
- Industrial Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 30.05.2024
- Industrie I
- Industrie II
- Industrie III
- Industrie IV
- Industrie V
- Industrie VI
- Freezing Moon
Anstrengender und unbequemer, aber teils auch wirklich spannender "Hörgenuss".
In ihrem Heimatland Costa Rica ist die Band DUSK schon eine relativ feste Konstante der dortigen Musikszene und durfte sogar schon die Schwarzmetall-Grenzgänger SAMAEL auf ihrer Südamerika-Tour supporten. Gerade angesichts der Musik des Quartetts, das sich hinter den Pseudonymen Dusk (Programmierung und Synthesizer), Shaman (Gesang), Implacable (Gitarre) und Pálak (Bass) versteckt, ist dieser Erfolg durchaus überraschend, präsentieren die bisherigen Langspieler doch keinesfalls eine Easy-Listening-Erfahrung, sondern wollen mit Geduld und vor allem nach dem Ablegen jeglicher Genre-Scheuklappen erkundet werden.
Natürlich bildet auch der neue Langdreher "Industrie" hier keine Ausnahme, sondern treibt die sowieso schon sperrige Ausrichtung des Bandsounds noch einmal auf die Spitze. Gewohnt werden die Tracks, die sich primär aus Noise-Klanglandschaften zusammensetzen, wieder rein numerisch benannt, auch um Hörern und Hörerinnen jeglichen voreingenommenen Bezug zum Gehörten zu nehmen und die freie Assoziation zu den von der Musik vertonten Emotionen zu fördern. Gefördert fühle ich mich anfangs aber erst einmal nicht, sondern eher gefordert, ist das Hörerlebnis der sechs Eigenkompositionen zuerst doch mehr verstörend als begeisternd. Entsprechend nehme ich die Einladung, die das MAYHEM-Cover 'Freezing Moon' mir beim Blick auf die Trackliste entgegenschreit, auch dankend an und versuche, das Industrial-Black-Metal-Monster von hinten aufzuzäumen.
Ganz so vertraut wie erwartet, ist das Hörerlebnis aber auch hier nicht, denn bei der Interpretation des Klassikers nehmen sich die Südamerikaner ebenfalls sehr viele elektronische Freiheiten, was dazu führt, dass die Coverversion durchaus einige spannende Elemente im Gepäck hat, sich aber dennoch genügend an die Struktur des Originals hält, um erstmalig auf "Industrie" so etwas wie Hörfluss aufkommen zu lassen. Hat man die DUSK-Nuss dann so erst einmal geknackt, finden sich auch plötzlich in den Eigenkompositionen immer wieder spannende Momente und Klanglandschaften, die dazu führen, dass man sich teils in der Musik des Quartetts hervorragend verlieren kann. Gefühlt kommen mir die Tracks dabei noch immer zu selten auf den Punkt und mäandern oftmals zu lange auf den gleichen Ideen herum, dennoch hat mir "Industrie" als Gesamterlebnis durchaus den einen oder anderen Schauer über den Rücken gejagt.
Ob sich ein Antesten für euch lohnt, müsst ihr entsprechend auch selbst entscheiden, denn "Industrie" ist definitiv keine Musik für Jedermann. Mögt ihr es aber umbequem, sperrig und vor allem industriell-elektronisch und habt zusätzlich auch die Geduld, euch den Zugang zum Album mit etwas Zeitaufwand zu erkämpfen, dann könnte euch DUSK ein paar spannende Stunden bescheren.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs