DXBXSX - Zugriff
Mehr über DxBxSx
- Genre:
- Punk/ Rock/ Hard Rock/ Stoner
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Elektrohasch Schallplatten
- Release:
- 15.04.2011
- Zugriff
- Ich brenne
- New Beat
- Sorry
- Weesst Bescheed
- Der Zaun
- Die Ex von Otto
- Liebesgrüße aus Neukölln
- Du
- Wachschutzsau
- Rauchwehr
- Ziemlich bald
- Hartz IV oder Superstar
- Berlin is sooo geil
<em>DIE</em> Punkrockberlinplatte dieses Jahres - bis zum nächsten DxBxSx-Album 2012.
"Aaahhh, ihr habt die falsche Tüüüüahhh, aaaaahhh ...wat wollt' ihaaaa von miaaaa?" Diesen Ausspruch könnten sich die Haus-und Keller-Besetzer dieser Welt auf die Unterlippen nadeln lassen. Da rammt morjens um halb achte ein unterbezahltes Einsatzkommando des paranoiden Staatsschutzes den Fiberglasrammbock durch den privaten Einlass, um den Dröhnkopf von der Matratze zu kloppen, die Plattensammlung knallt auf den vollkekackten Gehweg... soweit das Wunschbildgemenge eines staatlichen Zugriffs, der zwei Flurtüren neben dem Steuerhinterzieher einschlägt, der ja hier eigentlich gemeint war. Das kann mann und frau getrost als PUNK bezeichnen, was da läuft. Es gehört kommentiert und beschrieben, was so läuft. "Blazer" auf "Nena" reimen geht nämlich spätestens dann, seit Electro mit "C" geschrieben wird. Druff gesch...!
Die drei Ba'lin'a, die das hier in reinstem Muffeldeutsch von sich geben, nannten sich mal DRIVE BY SHOOTING, sich nun modern vokalgemindert DxBxSx, gehören zur umtriebigen und beweglichen Rockpunkszene der Hauptstadt und bewegen sich seit Jahren schon stilsicher in den Gemengelagen und Umfeldern von Bands wie PAYOLA (die schon entseelt sind), den feinen Instrumentalisten ROTOR, GODS OF BLITZ oder den auch bereits pausierenden Brandenburgern von MANDALA. Und wo wir bereits dabei sind, schiessen wir gleich mal die weltlichen Einflüsse hinterdrein: MC5 und STOOGES, BLACK SABBATH, BEASTS OF BOURBON, MOTÖRHEAD, also Dreck'n'Roller, Stonerrocker, Muddas (die nun bei KYUSS spielen), Deutschrocker - aber die lauten. Und noch viele mehr. Viele Einsprengsel, die im Schmelztöpfchen Berlin thematisch so zu finden sind.
Wobei sich DxBxSx gleich mal mit in die nie abebbende Diskussion einklinken, die da besagt, dass der Style die Stadt, die gerade angefixten Stadtteile wie Kreuzkölln verseucht. Dass sich diese Pestilenz der individuellen Angepasstheiten immer weiter und vor allem sehr offensichtlich ausbreitet. Wobei... Diskurs? Nee - eigentlich nicht, das sind ja feste Austritte, direkte Ansagen. Dett Trio kotzt da drüber janz schön ab, wie vor allem in 'Liebesgrüße aus Neukölln' zu hören ist. Wobei wir einfach mal unterstellen, es hier mit moralschleuderndern Urberlinern zu tun zu haben. Muss ja schlimm sein, da oben bei Euch! "Die Achtziger sind wieder da!" Na, dett Problem hab ick hier in Sachsen ooch! Bin schon ganz grün im Gesicht.
Da fällt mir auf, dass ich ins "Ich" gewechselt bin und an dieser zweiten regulären Platte der Band sehr viel Spass habe. Das riecht ganz danach, dass hiermit wunderbare und schöne gemeinsame Stunden mit "Zugriff" zu verbringen sind, und dass das Teil im Tanzpulk auf den einschlägigen Sommerfeiern gehörig mitbebrüllt werden wird. Gloob ick dranne. Janz feste.
Als ernsthaftere Zugabe oder auch Zucker im Rührei gibt es hier feiste und unzerklauselierte Ansprachen, die als Statements dahermuffen. Nach dem Ausschlussprinzip (So isset und Punkt, Deckel druff!) wird der Hartz IV-er genauso mit einem Beitrag bedacht wie auch die "die brennen, weil sie mit Glut nicht zufrieden sind". Wenn auch zum Beispiel in 'Rauchwehr' über Vertreter der hiesigen sich anbiedernden Parteilandschaft abgestunken wird oder auf der 'Wachschutzsau' und damit auf der Machtgeilheit all der kleinen SCHLECKER-Seifenregal-Detektiv-Fürsten herumgesprungen wird. Themen gibt's genug um uns herum und die drei Berliner greifen einfach ins pralle bekloppte Umfeld. Mitten hinein. "Weil das Leben stinkt..." Die Zielgruppe ist ja wohl klar. 'Ich brenne' und 'New Beat' setzt da an Deutlichkeit noch einen druff. Wohltuend.
Dass darüber aber immer das Feiern steht, ist offensichtlich. Über dem Geseiher steht hier immer die Aneinanderreihung einprägsamer Rifffolgen und das Vorwärtskloppen der nicht überfordernden Punkrockliedleins, dafür garantieren die vierzehn Kräcker, die allen drei klassischen Rockinstrumenten trotzdem genuch Platz zum Abpfriemeln lassen. So tauchen ab und zu ein Piano oder andere Tasteninstrumente zum Aufschwurbeln der Songs auf auf, befriedigt sich Sänger Angel in loser Regelmässigkeit an Gitarrensoli, gehen Bassist Timo und Schlagwerker Stevie hintenrum Seventies-Rhytmus-Pakte ein, die die Pakete dann zu kleinen Kiezhymnen hochbrämmeln wollen. Huch, das hat den Ruch des Schwäbischen...Entschuldigung, Szene-Berlinerse.
Den absoluten Kommunalanspruch liefert das Trio Berlinale ja abschliessend mit 'Berlin ist sooo geil'. Was als Ode an die geliebte Räudigkeit dieser Stadt angelegt ist, wird wohl auch ihren Weg finden. In die Kehlen und Köppe der Leute da, im schlimmsten Falle auch in die der gescheitelten Berlonkaputtmacher und Kaputtmacherinnen.
Was denn sollen wir gegen Weisheiten wie der folgenden auch ins Felde führen: " Gib ma'n Bier... ach Scheisse, is' Freitach... gib ma' n Sixpack...!"
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben