DYSRHYTHMIA - Pretest
Mehr über Dysrhythmia
- Genre:
- Noise Rock
- Label:
- Relapse / SPV
- Release:
- 26.05.2003
- Bastard
- My Relationship
- And Just Go
- Heat Sink
- Running Shoe Of Justice
- Annihilation II
- Annihilation I
- Catalog Of Personal Faults
- Touch Benediction
Ihr steht auf Sänger und Gesang?? Auf düstere, schwarz-weiß geschminkte Gestalten, die kreischen, als gäbe es kein Morgen? Auf in Leder und Nieten gewandete Typen, die heroisch von Schlachten und fernen Reichen erzählen? Auf fieses Death-Metal-Gegrowle? Auf gerappten Nu-Metal-Gesang? Auf weibliche Stimmen jeder Art? Auf originelle, einzigartige Sänger voller Charisma?? Musik ohne Gesang ist für euch wie Sex ohne Orgasmus, also allenfalls halb so schön?
Dann könnt ihr euch das Weiterlesen sparen, denn DYSRHYTHMIA setzen auf Bass, Gitarre und Schlagzeug, mehr nicht. Und wenn man ehrlich ist, dann würde Gesang die einzigartige Atmosphäre der Musik nur zerstören.
Allerdings fällt es dann doch schwer, die Musik in eine Kategorie zu pressen. Den auf dem Relapse-Labelsampler enthaltenen Track 'Body Destroyed, Brain Intact' hätte ich als DEATH ohne Death Metal beschrieben, aber "Pretest" klingt doch ganz anders, Schubladen wie Metal oder Rock wirken unpassend für eine Band wie DYSRHYTHMIA, die einfach nur Musik macht.
Das mag sich jetzt unspektakulär anhören, aber das Trio schickt den Hörer einfach nur auf eine Reise in eine faszinierende Welt. Wie hat es ein Freund von mir beim ersten Hören formuliert: "Die schaffen es, vollkommen raus zu kommen und dann doch wieder in richtige Strukturen zurückzukehren."
Ein durchaus passendes Zitat, denn DYSRHYTHMIA sind eine Band der Extreme. Einerseits schafft es das Trio, sehr verstörend, disharmonisch und komplex zu Werke zu gehen und den Hörer vor eine schwere Herausforderung zu stellen. Andererseits tauchen immer wieder mitreißende Riffs und Melodien auf, die einen sofort gefangen nehmen und faszinieren.
Sehr schön ist in dieser Hinsicht 'Heat Sink', das ruhig beginnt, mit hypnotischem Gitarrenspiel aufwartet und wo zwischen den Melodien immer wieder disharmonische Parts wie ein Widerhaken wirken.
Ganz anders dagegen das gerade mal zweieinhalbminütige 'My Relationship', das sehr treibend und rockig wirkt und auf große Spielereien fast komplett verzichtet. Sehr cool ist hingegen zum einen 'Annihilation II', das sehr minimalistisch daher kommt, fast sekundenlange Pausen und einzelne Töne auffährt und sehr ruhig und getragen wirkt. 'Annihilation I' hingegen ist sehr hart und rockig und glänzt mit fulminanten Gitarren.
Den zweifelsfrei härtesten Brocken servieren DYSRHYTHMIA dem Hörer ganz zum Schluss mit dem elfminütigen 'Touch Benediction', das wirklich sehr verfrickelt und noisig daherkommt und tatsächlich keinen sofort ins Ohr gehenden Part beinhaltet.
Wenn man es allerdings erst einmal soweit geschafft und den Sound der Band für sich erschlossen hat, dann wird der Hörer nach etwas Eingewöhnung auch die Stärken dieses Tracks für sich erschließen.
Ein großer Pluspunkt ist übrigens auch die Produktion von Steve Albini, die die Songs sehr klar und nüchtern in Szene setzt, den Instrumenten genügend Raum zur Entfaltung gewährt und trotzdem nicht zu glatt oder gar mainstreamig wirkt.
Als Fazit bleibt am Ende, dass DYSRHYTHMIA mit ihrem Noise Rock plus X sicher nicht den Massengeschmack treffen, aber dennoch mit "Pretest" ein Album abgeliefert haben, das den einen oder anderen sicher faszinieren wird. In der richtigen Stimmung sind DYSRHYTHMIA jedenfalls wieder und wieder ein Ohrenschmaus.
Anspieltipps: Bastard, Heat Sink, Annihilation II, Annihilation I
- Redakteur:
- Herbert Chwalek