EARD - Melancholia
Mehr über Eard
- Genre:
- Melodic Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Avantgarde Music
- Release:
- 29.11.2024
- Idyll
- A Hymn To The Earth
- The Seafarer
- Elegy I
- Elegy II
- Melancholia
Puh, warum so schwierig?
Manchmal sind die Lasten, die sich eine neue, junge Band aufbürdet, vielleicht doch noch ein Stückchen zu groß. Manchmal verschwimmen die großen Ambitionen auch gerne mal mit jenem Teil der künstlerischen Freiheit, der alles erlaubt, nichts begrenzt, hin und wieder aber auch klare Fronten schaffen sollte, um einen roten Faden zu entwickeln. Bei EARD ist im ersten Augenblick zwar noch alles in bester Ordnung, jedoch versteift sich das italienische Duo oftmals zu stark darauf, Klassik, Black Metal und symphonische Klangelemente in einem Überschwang zusammenzuführen, ohne dabei die eigenen Limits zu erkennen. Auf "Melancholia" erlebt man zwar hervorragende, klassische Arrangements und gelegentlich auch tolle Düster-Metal-Passagen, doch je weiter die Band in ihrem Schaffen vordringt, desto größer wird die Erstickungsgefahr für das eigene Material, weil irgendwann alles in einem Wust an Keyboards und anderen Tastenklängen untergeht, sodass der eigentliche Kern der Songs gar nicht mehr erkennbar ist.
Nehmen wir beispielsweise den Zweiteiler 'Elegy': Toll, wie EARD hier melancholische Versatzstücke mit üppigen Pianos vermengt und auch Melodien zaubert, die man durchaus öfter in die Rotation bringen möchte. Aber die Band verliert sich hier zunehmend in ihren verspielten Strukturen, spielt sich einerseits in einen Rausch, wird von diesem Rausch aber dann auf der anderen Seite wieder so weit entzaubert, dass die eigentliche Idee hinter "Melancholia" gar nicht mehr wirklich wahrzunehmen ist. Ja, die Pianos sind toll, und ja, auch die epischen Harmonien lassen einen so schnell nicht los. Aber ab einem gewissen Punkt verpasst die Band den Absprung und verliert sich regelrecht in den gegebenen Klangkaskaden, sodass man nicht mehr so recht weiß, was hier eigentlich Phase ist beziehungsweise, wohin die Reise denn noch gehen soll.
Und dieses Dilemma zieht sich eigentlich durch das ganze Album. Tolle epische Fragmente kämpfen gegen einen leichten Hang zur Langatmigkeit an, plötzlich tauchen Versatzstücke aus dem melodischen Black Metal auf. Eine feine weibliche Stimme sorgt für eigenartige Konterparts, zwischen Hymne und breiigem Gewäsch ist eigentlich alles möglich, irgendwie aber auch nichts konkret. Warum die Platte aber dennoch eine vergleichsweise gute Bewertung bekommt? Weil einfach vieles passt und viele einzelne Punkte für tolle Erfahrungen sorgen. Aber unterm Strich ist es bei "Melancholia" so wie zuletzt nicht selten an dieser Stelle: Talent und Veranlagung sind gewaltig, aber der Drang, einfach zu viel zu wollen, überwiegt. Eigentlich muss man dieses Album lieben. Eigentlich ist es aber einfach auch zu voll gepackt. Ja, ein Dilemma!
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes