EARTH - The Bees Made Honey In The Lion's Skull
Mehr über Earth
- Genre:
- Ambient Doom / Postrock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Southern Lord
- Release:
- 26.02.2008
- Omens And Portents I: The Driver
- Rise To Glory
- Miami Morning Coming Down II (Shine)
- Engine Of Ruin
- Omens And Portents II: Carrion Crow
- Hung From The Moon
- The Bees Made Honey In The Lion's Skull
Wer es gerne meditativ mag und den Doom von seiner lichtdurchfluteten und warmen Seite kennen lernen möchte, sollte sich unbedingt mit "The Bees Made Honey In The Lion's Skull" vertraut machen.
Die Band EARTH hat es geschafft, dem DOOM, der im Mittel wohl schwermütigsten Musikart, seine bleierne Schwere zu nehmen, und das in seiner nahezu langsamsten Ausprägung. Gravitätisch im figurativen Sinne klingt die Musik dennoch, aber das Drückende, Beschwerliche an diesem Stil bleibt zugunsten einer geradezu meditativen Ruhe aus. Auch das Pathos und die Passion sind hier von dieser Musik ausgenommen. Keine gekünstelt, gedrechselt wirkenden Klänge gibt es da zu hören. Statt dessen sind es "nur" basslastige, erdige, sanft dröhnende, sonnenlichtüberflutete bis staubige Töne, die in steter Wiederholung die Grundlage für zahreiche Variationen bilden. So ergibt sich für den aufgeschlossenen Hörer ein ungemein beruhigendes, in Maßen auch psychedelisches Werk: Wie der Tag einer Blume in der Wüste, so tönt diese Klangreise; und ein wenig so, wie das im Grunde seines Wesens schlichte und dennoch majestätische Rock-Gegenstück zu den extrem entschleunigten Jazzgemälden von BOHREN & DER CLUB OF GORE. Denn die Musiker von EARTH haben den Doom auch weitestgehend vom Metal befreit. So verliert der Prozessionscharakter ihrer Kompositionen nahezu vollständig seine Körperlichkeit.
Ja, "The Bees Made Honey In The Lion's Skull" ist mehr Ausdünstung und Ahnung als greifbare Materie. Das einst Erhabene, der Löwe, bleibt nur noch als Grundgerüst, als Knochen zurück. Doch ist es die Kopfschale, der Geist, die Essenz des Tieres, über welche hier meditiert wird. Eine solche - von der Materie losgelöste - Kontemplation des Todes birgt kaum noch Trauer in sich. Des Löwen Gebein hat jeglichen Grusel verloren. Den Bienen, den Honig (hier: Tonkunst) schaffenden, ist es zur Heimstatt geworden, als Symbol einer Vergänglichkeit, an der sie lebendigen Anteil haben. Und so tropft, nach und nach, Seelennahrung aus den Waben, aus dem verwandelten, zu neuem Leben gebrachten, toten Kopf des Leus. Komposition als Kompost. Sieben Honigkammern hält das Album für uns bereit. Sie ähneln sich in Aufbau und Aussehen und verströmen den gleichen Duft. Doch sind sie allesamt verschieden, wenn man nur gut genug hinhört. Lauscht den Bienen, wie sie Honig machen im Kopfe des Löwen. Sind sie nicht schön? Ein kleines, bescheidenes Wunder; und doch: Ein Wunder.
Statt Anspieltipps (alle Stücke sind auf ihre Weise gut) sei hier noch die persönliche Anmerkung gestattet, dass dieses Werk zu meinen Alben des Jahres 2008 zählt, obwohl ich es erst verhältnismäßig spät kennenlernte. Es ist mir mittlerweile zu einem steten Begleiter geworden, den ich überraschend zeitig aber auch gerne und vorbehaltlos in die Riege meiner Lieblingsalben aufgenommen habe.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz