EARTH FLIGHT - Blue Hour Confessions
Mehr über Earth Flight
- Genre:
- Heavy Rock / Doom
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Recent Records / ALIVE
- Release:
- 04.02.2011
- By The Light Of The Moon 3:31
- Noonday Demon 5:09
- Deadheads - A Love Song? 4:37
- Restless 5:49
- The Day That Was The Day 5:13
- Carnivale 2:39
- Tideland 5:30
- Other Side Of The Rings 4:36
- Elliot 3:50
- The Organ 4:06
Für Fans schwebender Klänge zwischen Doom, Prog, Psychedelic und Ambient.
Die fränkische Band hat einst in doomigen Gefilden zu musizieren begonnen und ist seither stilistisch recht weite Wege gegangen, ohne sich dabei zu weit von ihren Wurzeln zu entfernen. So wird auch sieben Jahren nach Bandgründung noch erdig und klassisch gerockt, bisweilen recht heavy gebraten, aber eben auch sehr oft verträumt und verspielt ans Werk geschritten. Das grandiose, mit warmen Farben glänzende und doch ein wenig morbide wirkende Wåhlin-Artwork ist Vanitas-Kunst vom Feinsten und erinnert so durchaus an das Bild, das einst ein berühmtes Album über wilden Honig zierte. Doch so dunkel ist die Musik nicht, welche der Erdenflug uns kredenzt:
Ein warmer Gitarrensound nimmt den Hörer in Beschlag, die Riffs sind insbesondere bei 'Carnivale' auch mal heavy und ab dem zweiten Drittel von 'Elliot' regelrecht doomig, aber trotzdem einladend und heimelig. Könnt ihr euch eine progressive Kreuzung aus den Sab-Four und neueren PLACE OF SKULLS vorstellen? Die Leads sind schwelgerisch, ohne sich in kitschige Gefilde zu verirren, und die Stimme ist gefühlvoll und verträumt. Die Art wie Tobias Brunner singt, tangiert klassisches Rock-Handwerk ebenso wie alternative Vorbilder und ist dabei durchaus eigenständig, wenn ich beim eröffnenden 'By The Light Of The Moon' auch eine bunte Mischung aus Assoziationen wahrnehme, die von HAWKWIND über RUSH und MARILLION bis hin zu den mir eher fern stehenden, aber doch geschätzten PORCUPINE TREE reichen. Auch das im Einstieg etwas metallischere 'Noonday Demon' gibt sich kurz darauf in den Versen bereits entrückt und zerbrechlich, bevor ein durchaus wuchtiges Riff an die Wurzeln der Band gemahnt, ohne sich groß darauf einzulassen. Der Refrain ist sehr gelungen und präsentiert eine natürliche Emotionalität, einen Hauch von JETHRO TULL und vieles mehr, wozu es sich schön träumen lässt.
Manches an der aktuellen Gestalt EARTH FLIGHTs erinnert mich auch an Lodmalm-Bands wie CEMETARY oder SUNDOWN, wobei ich das nicht wirklich greifen kann. Es ist das Entrückte und Transzendentale, das zwischen heimeliger Wärme und kühler Distanz wechselt, und dabei trotzdem einen roten Faden hat und nicht künstlich konträre Stilistika aneinander klebt. Das ist stimmig und reißt mit, auch wenn es schwer ist, die Sache treffend zu beschreiben. Bei 'Restless' haben wir zunächst eine Atmosphäre, die von Bass und Cymbals getragen wird. Dazu treten HAWKWIND-artige Samples, bevor wuchtige Riffs und eindringliche Gesangshooks besonderer Güte die Stimmung enorm verdichten.
In dieser Manier präsentiert uns "Blue Hour Confessions" eine gereifte und stilistisch gefestigte Band und offenbart dabei kaum Schwächen, dafür umso mehr Gefühl und Schlüssigkeit in Sachen Stimmung. In der Hektik des Alltags mag es im Hause EARTH FLIGHT musikalisch zwar etwas beschaulich zugehen, doch letztlich gibt es viel zu entdecken, wenn ihr euch die Zeit nehmt, euch darauf einzulassen. Den besten Beweis dafür liefert das Ambient-lastige Finale mit 'The Organ', das es auch gänzlich unrockig in sich hat. So etwas haben auch COUNT RAVEN schon öfters ans Ende eines Albums gestellt. Egal, genug des hilflosen Namedroppings: Als Fans schwebender Klänge zwischen Doom, Prog, Psychedelic und Ambient, solltet ihr bei EARTH FLIGHT mal hinein gehört haben.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle