EINHERJER - Av Oss, For Oss
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2014
Mehr über Einherjer
- Genre:
- Viking Metal / Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Indie Recordings / Soulfood
- Release:
- 27.10.2014
- Fremad
- Hammer I Kors
- Nidstong
- Hedensk Oppstandelse
- Nord & Ner
- Nornene
- Trelldom
- Av Oss, For Oss
- Blodsbånd
Ein weiteres Spitzenalbum, das die Diskographie dieser beharrlich großartigen Band bereichert.
Relativ pünktlich zum zwanzigsten Wiegenfeste legen uns die Haugesunder Wikinger von EINHERJER ihr sechstes Studioalbum "Av Oss, For Oss" vor, das die Band einmal mehr in bestechender Form präsentiert. Stilistisch hat sich nicht allzu viel geändert, vielleicht davon abgesehen, dass die neue Scheibe ein gutes Stückchen straighter als ihr Vorgänger "Norrøn" ist und im Wesentlichen auf experimentellere Stücke der Marke 'Alu Alu Leukar' oder 'Balladen Om Bifrost' verzichtet. Dafür sind die bewährten Grundzutaten einmal mehr in Vollendung in Bronze gegossen worden: Gerhard Storesund sorgt für den wuchtigen, marschierenden Groove im erhabenen, majestätischen Midtempo, während die Saitenmänner Frode Glesnes und Aksel Herløe ihre folkloristischen, fesselnden Melodielinien mit harten, reduzierten, mitreißenden Riffs verweben. Dazu Frodes knurrende Lead-Stimme und Aksels Backings im Bereich der Shouts und der klaren, epischen Chöre. Ja, Leute, es hat sich in den wesentlichen Punkten nichts geändert bei Odins treuem Kriegertrio aus Rogaland.
Schürfen wir sodann ein wenig unter der Oberfläche, so stellt sich schnell heraus, dass das gut dreiviertelstündige Album auch kompositorisch einiges zu bieten hat. Das Songwriting ist sehr prägnant, und gerade die Tatsache, dass die Band zum Einstieg in das Album nach dem tollen orchestralen Intro 'Fremad' gleich zwei relativ kurze und sehr eingängige Volltreffer abfeuert, macht es dem Hörer sehr leicht, in das Album hineinzufinden. So ist der trocken und angriffslustig riffende Opener 'Hammer I Kors' mit einem herrlich majestätischen Refrain ein brennender Appell, nicht den Hammer gegen das Kreuz einzutauschen, der in keiner Sprache so überzeugend wirkt wie in der Norwegischen, in der selbstverständlich wieder das ganze Album gehalten ist. Das folgende 'Nidstong' ist ein brachialer Midtempo-Banger, der sofort in den Nacken und kaum minder brutal auf die Zwölf geht als die neue KHOLD, dabei aber natürlich in der typischen EINHERJER-Manier mit ihrer eigenwilligen Rhythmik und den fein akzentuierten Generalpausen; dazu kommt zum Ende hin ein herrliches Rock'n'Roll-Solo, das man in dieser Form im Wikingerstahl nicht zwingend erwarten darf.
Mit dem Heidenaufstand 'Hedensk Oppstandelse' wird das Ambiente etwas statischer und monolithischer, die Riffs haben einen stärkeren Hang gen Thrash, die Aura ist grimmig und unbarmherzig, was sich im Text auch perfekt widerspiegelt und in der kristallklaren, an eine Sitar erinnernden Leadgitarrenpassage zum Ende hin einen herrlichen Kontrapunkt erhält. Der Helweg 'Nord Og Ner' glänzt durch den besonders aggressiv und eindringlich gekeiften Refrain, während sich das folgende Nornen-Epos doomiger, erhabener und entrückter gibt und es bei 'Trelldom' herrlich düster, fanatisch und von der Atmosphäre her leicht modrig rockt. Ein letzter Rock-Angriff also, der auch noch ein paar richtig fette Power-Metal-Riffs hinaushaut, bevor sich die Band mit dem sehr epischen, elfminütigen Titelstück aus der regulären Spielzeit verabschiedet, das noch einmal alle Register zieht und vor allem durch seine ausgefeilte Dramaturgie, den feinen Spannungsaufbau und etliche sehr faszinierende Drumfills von Meister Storesund und Herrn Herløes tolle Soli begeistert. Dass hier mit einigen offenen Akkorden, Keyboards und Backing Chören auch noch ein wenig Quorthon gehuldigt wird, versteht sich fast von selbst, oder?
Wer nun bereits überzeugt ist, dass die neue EINHERJER für ihn geschaffen wurde, der soll sich bitte den Digipak angeln, denn der hat mit dem kurzen 'Blodsbånd' noch einen sehr lohnenden, wunderschönen Bonustrack, der das Album perfekt mit sehr folkigen Gesangsarrangements und dominanten Bass-Licks, sowie einer tollen Morricone-Atmosphäre abrundet. "Av Oss, For Oss" ist damit ein weiteres Spitzenalbum, das die Diskographie dieser beharrlich großartigen Band bereichert und das dem Vorgänger in nichts nachsteht. Wer EINHERJER mag, der darf bedenkenlos zugreifen, und wer Viking Metal bisher mit unsäglichem Schunkelkram für kilttragende Methornschwinger verwechselt hat, der kann hier viel dazu lernen.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle