EISREGEN - Schlangensonne
Mehr über Eisregen
- Genre:
- Dark Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Massacre / Soulfood
- Release:
- 30.04.2010
- N8verzehr
- Blute Aus
- Auf Ewig Ostfront
- Ernte Den Untergang
- Zauberelefant
- Kai Aus Der Kiste
- Tod Senkt Sich Herab
- Linkshänder
- Das Allerschlimmste
- Schlangensonne
- Brustfeti-Christ
Zurück zu alter Stärke!
Aha, es geht also doch noch. Nachdem EISREGEN in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Parodie ihrer selbst geworden sind und die musikalische Seite ihrer Kunst immer weiter der Lyrik untergeordnet haben, entwickelten sich die Thüringer schließlich zu einem Schatten der Band, die seinerzeit ständig polarisierte und die Metal-Medien beherrschte - zumal auch die Texte und die Differenzen mit der Indizierung nicht mehr jene Aufreger auslösten, die der Band zu ihrem denkwürdigen Status verhalfen.
Mit dem Release von "Schlangensonne" scheint nun eine Trendwende in der jüngeren Negativ-Entwicklung von Michael Roth und Co. in Sicht. Nicht etwa, dass EISREGEN hier grundsätzlich eine Menge verändert hätten; vielmehr besinnt sich die Band anno 2010 schlicht und einfach wieder auf das, was Alben wie "Krebskolonie" ausgezeichnet hat: die morbide Atmosphäre, gespickt mit unterschätzt-intelligentem Songwriting, überzeugenden Tempowechseln und vielen abstrakt-hymnischen Passagen. Melodisches gibt es dementsprechend eine ganze Menge auf "Schlangensonne"; mehr als die Hälfte der elf Tracks kann auf eine raffinierte Hookline verweisen, die wiederum mir Roths kranker Lyrik gefüllt wird. Und davon sollte man in der Betrachtung einfach mal absehen, denn klar ist schließlich, dass man EISREGEN eh erst dann in Betracht ziehen wird, wenn man sich hiermit anfreunden kann. Daher sollte man es in der Rezension beim Fakt belassen, dass die Gedanken mal wieder sehr frei sind und so manche brutale verbale Visualisierung Teil des Konzepts ist. Widmen wir uns also der Musik, und die entpuppt sich gleich mehrfach als Annäherung an den Black-Metal-Bereich, dem die Band ja schon öfter, manchmal aber auch ohne greifbare Rechtfertigung, zugeordnet wurde. Der schleppende Opener 'N8Verzehr' schlägt sofort in diese Kerbe, 'Ernte den Untergang' kurz darauf äußert erste Ambitionen, Klassiker wie 'Schwarze Rose' in ihrem ehrfürchtigen Antlitz abzulösen. Wirklich grandios, was die Band hier nach langer Zeit wieder asuf die Beine stellt.
Aber auch die eher todesmetallischen Beiträge wissen auf "Schlangensonne" zu überzeugen, wobei das sehr makabere 'Blute aus' und das abwechslungsreiche 'Tod senkt sich herab' die beste Figur abgeben. 'Kai aus der Kiste' und 'Zauberelefant' bedienen schließlich jenes Publikum, welches EISREGEN für den majestätisch inszenierten Zynismus liebt und bei allem bitterschwarzem Humor immer noch bereit ist, das Liedgut selber mitzuträllern. Gerade von diesen Songs, die bereits beim ersten Male haften bleiben, ohne sich dabei jedoch anzubiedern, bietet der aktuelle Longplayer so manchen Kracher und überdies auch einige überraschende Momente. Mit dem Verklingen des kongenialen 'Brustfetichrist' ist man daher auch überzeugt, eines der besten Werke, wenn nicht sogar das beste aus der Thüringer Tonschmiede gehört zu haben.
"Schlangensonne" bietet all die guten Seiten, für die man EISREGEN zu lieben gelernt hat - und die jeden polarisierenden Faktor schon fast ad absurdum führen. Oder zur angenehmen elitären Eigenschaft einer fest eingeschworenen Fangemeinde machen... Kaufenswert, das ist schließlich das Resümee. Absolut!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes