EKTOMORF - Retribution
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2014
Mehr über Ektomorf
- Genre:
- Groove Metal / Neo Thrash
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Afm Records (Soulfood)
- Release:
- 31.01.2014
- You Can't Control Me
- Ten Plagues
- Face Your Fear
- Escape
- Who The Fuck Are You
- Numb And Sick
- Lost And Destroyed
- Souls Of Fire
- I Hate You
- Watch Me
- Mass Ignorance
- Save Me
- Whisper
- Collapsed Bridge
Typische EKTOMORF-Abrissarbeit mit vereinzelten Überraschungsmomenten
EKTOMORF gehört mittlerweile zu den Naturkonstanten im europäischen Metal-Zirkus. Allen Unkenrufen zum Trotz, die die ungarischen Groove-Thrasher um Mastermind Zoltán Farkas jahrelang als SOULFLY-Trittbrettfahrer kleinreden wollten, haben sich die Osteuropäer mit ihrem typischen Sound in ihrer eigenen Nische etabliert und sind seit Jahren gern gesehene Gäste auf den Festivalbühnen des Kontinents. Seit bald zwei Dekaden bringen die Ungarn regelmäßig in hoher Frequenz neues Material unters Volk, wobei man auch als wohlwollender Begleiter der Band angesichts des durchweg gleichbleibenden Musikschemas (und der leider zurückgefahrenen exotischen Einflüsse) einen gewissen Abnutzungseffekt nicht leugnen kann. Kompromisslose Treue zu sich selbst, oder maximale Veränderungsresistenz? Wahrscheinlich trifft beides zu. Unter dieser Prämisse widme ich mich dem 2014er Update meiner Landsleute in skeptischer Zurückhaltung.
Und, was soll ich sagen: Zu etwa 80% bekommt man auf "Retribution" genau das, was man wahlweise erwartet, erhofft, oder befürchtet. Abermals ballert dem Hörer der typische, kompromisslose EKTOMORF-Knüppelgroove um die Ohren, mit tonnenschweren Riffs, ebenso schwergewichtigen Drums und Zoltán Farkas' wütendem Geschrei. Kritiker der Band werden sich ebenso bestätigt sehen wie ihre Fans feiern werden: Die meisten Tracks auf "Retribution" könnten beliebig mit Songs von "What Doesn’t Kill Me...", "Redemption" oder "Outcast" ausgetauscht werden, der Unterschied würde kaum auffallen. EKTOMORF ist EKTOMORF bleibt EKTOMORF, daran ändert "Retribution" im Grunde gar nichts. Und wie auf den Vorgängeralben gibt es auch auf dem aktuellen Output sowohl kurzweilige Abrissnummern (wie 'Ten Plagues' oder 'Mass Ignorance'), als auch gleichklingende Lückenfüller, denen heutzutage leider der rotzige Coolness-Faktor eines 'Fuck You All' oder 'I Know Them' abgeht.
Zu meiner Überraschung finden sich auf "Retribution" aber dennoch zwei, drei Highlights, die das enge Klangkorsett der Ungarn aufsprengen. Da wäre zum einen die Kooperation 'Numb And Sick' mit Cristian Machado von ILL NINO: Die Verse und Riffs von EKTOMORF, der Refrain samt Melodie und Effekten von den Amerikanern. Diese Mixtur geht wunderbar auf; Farkas und Machado ergänzen sich perfekt, und so sticht die Fusion aus Nu und Groove Metal deutlich aus dem wie gehabt recht humorlosen Geprügel heraus. Im Anschluss baut 'Lost And Destroyed' die nachdenkliche Stimmung der Koproduktion weiter aus: die Gitarren melancholisch, Farkas' Gesang im Wechsel zwischen gefühlvoll und aggressiv - schon diese kleine dynamische Variation wertet den trockenen EKTOMORF-Sound abermals auf. Die größte Überraschung hält "Retribution" jedoch ganz am Ende parat: Mit 'Collapsed Bridge' liefert Farkas eine astreine Ballade ab, die musikalisch und textlich voll unter die Haut geht. Ein solch gefühlvolles, ergreifendes Stück hätte ich den vier Wüstlingen tatsächlich nicht zugetraut.
Fazit: Die Fans werden sich freuen, die Kritiker weiternörgeln – "Retribution" ist natürlich ein durch und durch typisches EKTOMORF-Album geworden, und bietet die meiste Zeit die bekannte Auf-Die-Fresse-Mixtur, für die die Band seit vielen Jahren bekannt ist. Doch gerade die unerwarteten, melodischen Elemente vermögen den altbekannten EKTOMORF-Sound deutlich aufzuwerten. Hoffentlich zeigt sich die Band in dieser Richtung künftig noch experimentierfreudiger – dann könnte das nächste EKTOMORF-Album ein echtes Highlight werden.
Anspieltipps: Numb And Sick, Ten Plagues, Lost And Destroyed, Collapsed Bridge
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause