ELDER - Innate Passage
Mehr über Elder
- Genre:
- Progressive Rock / Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Stickman Records
- Release:
- 25.11.2022
- Catastasis
- Endless Return
- Coalescence
- Merged In Dreams - Ne Plus Ultra
- The Purpose
Ein Gitarrenspiel zum Verneigen.
Ein bisschen krude Mathematik zum Einstieg: ELDER ist zu 3/4 deutsch und zu 3/4 US-amerikanisch. How come? Die ursprünglich in Massachusetts aus der Taufe gehobene Band besteht aktuell aus einem Deutschen und drei Amis, von denen allerdings zwei ebenfalls in Berlin leben. Insofern ist es dann auch recht naheliegend, dass die umtriebige Band zuletzt ja mit dem Gemeinschaftsprojekt ELDOVAR (zusammen mit den Berlinern KADAVAR) auf sich aufmerksam gemacht hat. Nicht mit einem normalen Split-Album, sondern tatsächlich gemeinsam komponierten und arrangierten Songs auf einer kompletten Full-length. Nach dieser ungewöhnlichen Nummer steht nun also wieder ein reguläres Langeisen, Album Numero sechs, an und das hört auf den Titel "Innate Passage".
Und soviel ist sicher: ELDER - das ist so eine Band, die man nicht nebenbei hören kann, vielmehr muss man in das Klampfengegniedel wirklich mit Zeit und Muße eintauchen, um die Musik des Vierers in sich aufzusaugen. Die Songs haben einen besonderen Drive, der überhaupt nicht vordergründig in Erscheinung tritt oder plakativ mit laut/leise- oder ruppig/soft-Kontrasten spielt. Da ist eine Menge Progressive Rock zu vernehmen, aber es ist noch mehr, was die mit eingängigen Harmonien gespickten Songs prägt. Schubladesk sind also noch Psychedelic, Post und auch ein bisschen Stoner Rock zu nennen. Vor allem aber haben wir mit "Innate Passage" eine Scheibe vorliegen, die wie aus einem Guss klingt, die gerade keine abrupten Brüche in des Hörers Ohr hineinmalträtiert, sondern die behutsam Spannungsbögen aufbaut und musikalische Finesse wie selbstverständlich in den Klangteppich einwebt. Der recht sparsam eingesetzte Gesang ist somit beinahe schmückendes Beiwerk, wäre er nicht so wunderbar einfühlsam intoniert.
Auf den ersten beiden Tracks 'Catastasis' und 'Endless Return' steuert im übrigen Behrang Alavi von SAMAVAYO Gastvocals bei und das klingt jetzt vielleicht komisch, aber das fällt kaum auf. Es ist also nicht so, dass da jetzt plötzlich jemand rumschreit, wie das bei Alavis Hauptband so formidabel zelebriert wird, sondern er passt sich quasi vollends in den ELDER-Kosmos ein. Fun Fact am Rande: ELDER-Fronter Nick DiSalvo hat sich dafür bei 'Afghan Sky' von SAMAVAYO gesanglich vortrefflich eingebracht - ein Gewinn für beide Seiten kann man also sagen.
Die Produktion des Albums ist glasklar und differenziert - sogar fast ein bisschen zu viel, wenn ich daran denke, dass die Live-Darbietung ELDERs auf der jüngsten Tour mit PALLBEARER und IRIST durchaus auch Wucht und Vehemenz in die Waagschale zu legen vermochte. In diese Kerbe schlägt vor allem der treibende Auftakt des Openers 'Catastasis', wobei hier schnell Synthie-Klänge hinzukommen, welche allerdings eher die Ausnahme sind und nur kurz zum Schluss von 'Coalescence' und beim finalen 'The Purpose' auch nochmal etwas deutlicher zum Tragen kommen. Dadurch - und diesen Eindruck habe ich auch bei manch anderem ruhigen Zwischenspiel - geht bei aller musikalischen Klasse ein klein wenig an Prägnanz verloren. Wunderbar ist es hingegen, wenn sich quasi in einen Rausch geklampft wird, wie am gekonntesten sicherlich in 'Endless Return' zelebriert. Und: Longtracks scheinen generell in der DNA von ELDER verankert zu sein (da ist es sogar eher bemerkenswert, dass auf "Innate Passage" drei der fünf Songs knapp unter der Zehn-Minuten-Grenze durchs Ziel gehen), aber wenn man eine knappe Viertelstunde lang 'Merged In Dreams - Ne Plus Ultra' gelauscht hat, kann man eigentlich kaum anders, als geflasht zu sein. Ob trotz oder wegen der langen Instrumentalpassagen, das liegt sicher im Auge des Betrachters bzw. Ohr des Hörers. Kurzweilig, vielseitig, mitreißend - einfach gut gemacht!
Da das Musizieren an manchen, wenigen Stellen etwas ziellos wirkt, aber das trotzdem allesamt sehr hörenswerte Songs sind, stehen am Ende acht Punkte und eine klare Reinhörempfehlung.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer