ELDPROV - Rift
Mehr über Eldprov
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal Devastation
- Release:
- 16.09.2022
- Affliction
- Vex
- Until Nightfall
- Silhouettes
- Third Crow
- We, The Unclean
- Hunt
Johann Heggs Bart wird schwarz eingefärbt!
Flirrende Leads leiten gleich zu Beginn von 'Affliction' in majestätische, schwarz brüllende Raserei ein, die den ungläubig auf das photogeshoppte, vermeintliche Computerspiel-Cover starrenden Hörer augenblicklich blutsabbernd mit imaginären Wikingerschwertern an die Wand spießt! Was für ein Brustkorb knackender Opener! Der Song streift inklusive opulenter Choräle im hinteren Drittel in weiten Teilen auch die musikalischen Kreise von AMON AMARTH, geht aber durch die beschriebene Klanggewalt einen ganz anderen Weg.
So kann die Annahme, neuer Wikinger-Sound aus Schweden müsse einen ebensolch langen Bart wie diejenigen der Musiker von AMON AMARTH haben, frohgemut als Trugschluss bezeichnet werden. Vielmehr schaffen es der Sänger Ante Zoergel, Jonas Backe an allen Gitarren sowie Simon Henell am Schlagzeug mit sehr geschmackvollen, wuchtigen und überaus melodiösen schwarzmetallischen Gitarren-, Gesangs- und Emotions-Eruptionen, den Sound von ELDPROV zu einer blutig frischen und sehr spannenden metallischen Klangmixtur zu verfärben. Der Bandname bedeutet passend dazu auf Deutsch frei übersetzt "Feuerprobe".
'Vex' bewegt sich etwas angethrasht weitaus mehr im Melodic-Death-Fahrwasser des Wikingerschiffs der genannten Überväter des Nordic Death Metal, von denen dieser Track auch stammen könnte. Die niveauvolle, im Refrain durch eine originelle Hookline überzeugende Melodieführung mit bei dieser Art Song nicht wegzudenkendem, erhaben stampfendem Mittelpart, lässt ihn ebenso wie den Album-Opener bereits beim ersten Hören im mittelfristigen Musikgedächtnis verweilen.
Das dritte Lied des 35-minütigen Debütalbums von ELDPROV aus Gällivare in der schwedischen Provinz Norbotten wurde bereits im Jahr 2020 als Single veröffentlicht und treibt episch ausufernd das auf die Spitze, was der Opener bereits verspricht: äußerst druckvollen, hochmotivierten und schwarz rasenden Wikinger Death Metal mit einer nicht von der Hand zuweisenden AMON AMARTH-Schlagseite. Das belegen die Melodien und die sich im Gehör selbsttätig festklebenden Gitarrenleads von 'Until Nightfall'. Grandiose Arbeit, die zu Recht bereits vor zwei Jahren erste positive Reaktionen erntete und so etwas wie eine kleine Fanbase erschaffen konnte.
True-metallischer beginnt 'Silhouettes'. Der Gesang klingt hier ähnlich wie bei der nun schon oft genannten gewissen anderen schwedischen Melodic-Death-Metal-Band. Mehrere virtuos instrumentierte Parts schaffen in nur dreieinhalb Minuten fast etwas zu hektische Kurzweil. Mit dem Lead-Solo könnte ich mich hier wieder einwickeln, so gut gefällt es mir!
'Third Crow' ist mit sieben Minuten der längste Song des Albums und fing sich in meiner Wahrnehmung fast das Prädikat "langatmig" ein. Aber eben nur fast...! Die Parts nach gediegen erhabenem Beginn kennt man inzwischen, doch dann folgt für wenige Momente angeschwärzte AMONAMARTHige Beliebigkeit. Bei Minute 4:30 tritt die Band auf einmal vollständig auf die Tempobremse und eine reife, klare Frauenstimme singt einige Worte. Danach funkelt absolut stimmige, geradezu AMORPHISische instrumentale Gitarrenmagie bis zum akustischen Ausklang aus den Boxen! Zauberhaft!
Die angerußte Melodic-Death-Metal-Kelle in Reinkultur donnert uns das schwedische Trio anschließend mit 'We, The Unclean' vor den Ranzen: melodisch, kraftvoll, mitreißend! Dieses Lied böte sich vortrefflich als Live-Set-Opener oder für die Zugaben an. Ausgerechnet das letzte Stück auf "Rift", namentlich 'Hunt', ist dann, obwohl bereits im letzten Jahr als Single veröffentlicht, ein kleiner Downer meiner Begeisterung für das Album. Hier klingt man nun wirklich wie, na ihr wisst schon, wer. Und das eher auf die langweilige, zig-mal gehörte, auch beim Original auf einigen älteren Alben schon vielfach kritisierte, stampfig-lethargische Art und Weise aus dem Hobby-Death-Metal-Wikinger-Baukasten eben.
Die Musiker von ELDPROV haben mich mit ihrem Debüt-Album tüchtig überrascht. Vielleicht können sich die im Bandinfo genannten, nicht wenigen Gastmusiker irgendwann einmal glücklich schätzen, hier mitgewirkt zu haben. Denn wenn ELDPROV dranbleibt und weiterhin so packende Lieder schreibt, wie über weite Strecken auf "Rift", den Aufnahmesound noch etwas runder hinbekommt und darüber hinaus noch ein wenig eigenständiger wird, kann die Band sicherlich noch viele Fans mehr hinzugewinnen, als sie in der schwedischen Szene anscheinend ohnehin schon hat.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timo Reiser