ELECTRIC WIZARD - Black Masses
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2010
Mehr über Electric Wizard
- Genre:
- Doom
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Plastic Head (Soulfood)
- Release:
- 19.11.2010
- Black Mass
- Venus In Furs
- Night Child
- Patterns Of Evil
- Satyr IX
- Turn Off Your Mind
- Scorpio Curse
- Crypt Of Drugula
Für Doom-Fans mit psychedelischer Ader vielleicht interessanter als sie meinen.
Da sowohl der Doom als auch der Stoner Rock relativ nahtlos aus dem Sound der alten BLACK SABBATH hervor gegangen sind, ist es oft schwer, eine scharfe Grenze zwischen den beiden Genres zu ziehen, und doch sind die selbst ernannten wahren Doomköpfe kaum einem Genre feindseliger gesonnen als dem Stoner Rock. Eigentlich bizarr, doch ich muss gestehen, dass mich in den meisten Zweifelsfällen auch ein nicht näher beschreibliches Gefühl beschleicht, das dann doch den Ausschlag zu einer Einordnung gibt, ob ich die in Rede stehende Band mit ihrem Werk nun wirklich begeistern kann oder nicht. Den Stonern gelingt das meist nicht, den Doomstern fast immer.
Was ist also das wesentliche Kriterium? Ich gestehe, ich weiß es selber nicht. Meistens entscheidet die Frage, ob mir die Musik nölig vorkommt, über Wohl und Wehe, und nach wirklich etlichen Versuchen, mich mit dem neuen Werk von ELECTRIC WIZARD anzufreunden, komme ich dann leider doch zu dem Schluss, dass die Jungs aus England für mich auf der falschen Seite der dünnen Linie stehen. Zwar hat 'Black Masses' keinesfalls nur langweiliges Nölertum zu bieten, doch an der Theatralik, der Dramatik, charismatischem Gesang und beeindruckender Heaviness fehlt es eben in weiten Teilen. Somit also an den Hauptattributen, die für mich das Doom-Genre so reizvoll machen.
Dennoch kann ich den Stromhexern eine gewisse Magie nicht absprechen. Die Riffs des Openers 'Black Mass', die wie eine schicke Mixtur aus BLACK SABBATH und den Proto-Motörhead-Songs HAWKWINDs anmuten, der muffige und modrige Kellersound, die abgespaceten Synth-Elemente bei 'Venus In Furs', oder das monotone und perseverative Riffing bei 'Night Child', das auch gewisse Anklänge an alte NWoBHM-Doom-Recken nicht verhehlen kann, doch, das hat schon was. Jus Oborns Gesang - gleichwohl durchaus originell - ist mir allerdings in etlichen Songs zu zäh, zu sehr verhallt und in etlichen Songs auch spannungsarm. Es fällt mir an vielen Stellen sehr schwer, mich richtig auf die Stücke, die Stimmung oder die Lyrics einzulassen. Gerade, wenn ein Stück wie das abschließende 'Crypt Of Drugula' einfach zu monoton und quälend aus den Boxen fließt.
Dafür gibt es dann auch wieder richtig coole Refrain-Passagen und mächtig drückende Riffs, die 'Patterns Of Evil' oder das sehr starke und mit gigantischen und wohl von Dave Chandler inspirierten WahWah-Leads aufwartende 'Scorpio Curse' deutlich aufwerten. Ich kann mir gut vorstellen, dass mit besonders viel Muse und in der richtigen Stimmung auch eine bis zu anderthalb Zählern höhere Wertung möglich gewesen wäre, aber jetzt und hier treffen die Engländer meinen Nerv nur sehr eingeschränkt. Trotzdem will ich den Puristen entgegen treten, die ELECTRIC WIZARD als für die Doom-Szene uninteressant abstempeln. Denn wer sich in den zähen Longtracks von REVEREND BIZARRE zurecht findet oder die psychedelischeren Sachen der SABBATHschen Ozzy-Ära verehrt, der wird auch bei ELECTRIC WIZARD fündig werden, wenn er sich und der Band die nötige Zeit gönnt.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle