ELVIS DELUXE - Favourite State Of Mind
Mehr über Elvis Deluxe
- Genre:
- Stoner Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Harmony Records
- Release:
- 04.02.2011
- Intro
- Let Yourself Free
- Out All Night
- We'll Never Fade Away
- This Time
- Out There
- Take It Slow
- The Apocalypse Blues
- To Tell You
- Break The Silence
- Fire (Loveboy)
- A Place To Stay
Die Polen geben sich gemusterter, gereift und gehärtet.
Im lange vergangenen Jahre 2007 schlenderten ELVIS DELUXE leichten Fußes mit ihrem ersten herausgeputzten Album auf die Bühne. Dabei legten die polnischen Rocker eine zünftig-chillige Ladung cooler Felsmusik hin, die zwar keine musikalischen Revolutionen auslöste, aber auf ihre eigene Weise das Rockerherz erfreute. Nun meldet sich die Band zurück mit dem unmissverständlich getauften Nachfolger "Favourite State Of Mind".
Der erste Eindruck ist nicht von der Hand zu weisen: Geschlendert wird immer noch, doch landet dabei der Fuß nicht immer so leicht und sorglos auf dem Boden wie beim Vorgänger. In der allgemeinen Herangehensweise der bandeigenen Songschmiede hat sich einiges getan. Die Truppe ist weiter gereift und auch in einer gewissen Hinsicht gehärtet. Nach wie vor sind Gitarren, Gesang, Songstrukturen und allgemeines geradeaus-der-untergehenden-Sonne-entgegen-Feeling richtig und gewohnt verschweißt. Doch bereits bei 'Let Yourself Free' findet sich relativ untypisches aggressives Riffing, das von punkigen Akkorden und quasi-gebrüllten Vocals bestärkt wird. Im späteren Liedfluss trifft man dann aber sofort wieder auf die bekannten zurückgelehnteren Elemente. Ich meine wegen dem riffzentrischen Alternative Rock-überzuckerten Geschmack ein bisschen unterschwelligen QUEENS OF THE STONE AGE-Einfluss heraushören zu können. Den Eintritt nach dem leichten Stilbruch unverwundet überstanden ist man gewappnet für den Rest des Albums. Dieser gibt sich nicht ganz so bissig und schraubt seine härteren Punk-Liebäugeleien wieder zurück. Ausnahmen bestätigen nichtsdestotrotz die Regel: 'Fire (Loveboy)' lässt den Fronter wieder kreischen und schneidet sich in Punk 'n' Roll-Manier durch das Trommelfell. Das rockt. 'Break The Silence' driftet sogar fast ins noisige Sludge-Territorium ab.
Gewohnte Stoner-Rotzrock-Grooves liefert dagegen 'Out All Night', während dick und catchy 'We'll Never Fade Away' und 'To Tell You' mit satten Riffs ins Ohr fahren. Um nochmal ausgiebig am Altar abgespaceter Gitarrenklängen zu beten, hat sich die Band 'This Time' auserkoren, den längsten Track des Albums, der gelegentliche Hooks, fetten Bass, sphärische Klänge und unscheinbare Beinahe-Jams unverfroren in den Mixer wirft. Ebenso 'Out There', ein Instrumental, das vor MONSTER MAGNET nur so trieft. Ständig glaubt man, dass sich jeden Moment Dave Wyndorfs nasale Coolness über die Bongo-Trommeln und die echogeladenen Licks legt.
Weg vom Wüstensand und hinein in den südlichen Sumpf wirft einen der - wenig überraschend - blues-rockige 'Apocalypse Blues'. Simplistisch, aber effektiv, als ob FU MANCHU die MASTERS OF REALITY covern würden. Vollends gechillt gibt sich die Band bei 'Take It Slow'. Der Name ist Programm.
Anhand dieser Stichproben ist die Soundlandschaft von "Favourite State Of Mind" gut beschrieben. Wie bereits beim Vorgänger zeigt die Band, dass sie in ihrem Feld weiß, wo links, rechts und der Verstärker-Line-In ist. Ich würde sogar sagen, man merkt im Vergleich zu früheren Bemühungen, dass das Songwriting flüssiger und in sich schlüssiger vonstatten gegangen ist. Das Liedmaterial hat eine gewisse Politur spendiert bekommen, die aber an der grundlegenden Rohheit nur bedingt Einfluss genommen hat. Was der Vorgänger aber besser meisterte, war die sofortige, unverfälschte, verspielte Eingängigkeit, die sich hier erst nach einigen Durchläufen vollends einstellt.
In Summe also bei aller Entwicklung nach wie vor ein ordentliches Rockalbum mit einem subtilen, aber merklichen Repertoire unterschiedlicher Stilrichtungen und den grundlegenden, benötigten Ingredienzen. ELVIS DELUXE bespannen ihr Desert-Rock-Gerüst dieses Mal mit einem überraschend bunt gemusterten Zelt. Wie beim Vorgänger gilt aber wieder: Freunde, Liebhaber und Anbeter des Rock liegen hier nicht verkehrt.
Anspieltipps: Let Yourself Free, We'll Never Fade Away, This Time, Take It Slow, Fire (Loveboy)
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Daniel Wimmer