EMISSARY - Emissary
Mehr über Emissary
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Dying Victims Productions
- Release:
- 28.04.2023
- Galactic Overture
- Rising Order
- Tales From The Third Age
- Shattered Illusion
- Corrupt Champion
- The Attunement
Auf eine angenehme Weise verrückt.
Es gibt Bands, die, wären sie aus irgendeinem Grund in unserem Soundcheck vertreten, sich als heiße Kandidaten für den letzten Platz anböten. Ich könnte mir durchaus denken, dass das finnische Trio EMISSARY so ein Fall sein könnte. Die Drei servieren uns mit ihrem selbstbetitelten Debüt ein Mini-Album, das schon mit dem Synthie-schwangeren Intro 'Galactic Overture' eine gewisse Affinität zu Science Fiction und extraterrestrischen Wesenheiten erahnen lässt. Danach geht es mit 'Rising Order' in die Vollen, und klassischer Heavy Metal mit einem Hang zum Speed donnert uns um die Ohren. Das verrückte Solo im zweiten Teil des Songs sorgt erst einmal für Erfrischung. Ein Charakterzug der Musik von EMISSARY ist schon bei diesem ersten vollwertigen Stück klar erkennbar. Die Band überrascht ihre Hörer gerne, sei es mit unerwarteten Tempowechseln oder sei es mit ungewöhnlichen Drumfills. Trotz aller Verneigungen vor den Underground-Helden der 80er folgen die Finnen im Aufbau der Stücke keineswegs nur ausgetretenen Pfaden.
Was sich auch gleich aufdrängt, ist die Tatsache, dass die Qualität der Aufnahme ziemlich viel mit einem besseren Demo gemein hat. Die Rhythmusgitarre ist in den Hintergrund gemischt und klingt dennoch extrem kratzbürstig. Aus diesem Grund ist der Bass, zumindest wenn man Kopfhörer benutzt, ziemlich dominant. Aber das hat auch einen Vorteil. Es ist gut herauszuhören, dass Bass und Rhythmusgitarre oft gedoppelt sind.
Das Unausgereifte scheint zum Programm der Band zu gehören. Das ist prinzipiell nichts Verwerfliches, aber 'Tales From The Third Age' beispielsweise fehlt etwas die klare Linie, 'Shattered Illusion' hingegen, das mit Gangshouts angereichert ist, hat durch den Refrain einen ganz eigenen Charakter. 'Corrupt Champion' macht recht deutliche Anleihen beim Epic Metal und kann durchaus mit dem ersten Demo von DRIFTER verglichen werden. Mit dem eher straighten 'The Attunement' nähert sich das Trio dem frühen US Metal.
Die Kauzigkeit der Kompositionen ist mit Händen zu greifen, so dass sich wohl nur eine zahlenmäßig geringe Klientel angesprochen fühlen dürfte. Man muss schon ein eingefleischter Underground-Fan sein, um als potenzieller Hörer infrage zu kommen. Ich mag ja solch durchgeknalltes Zeugs mit einer derart vogelwilden Herangehensweise. Die wilden Kapriolen, die etwa die Leadgitarre schlägt, verleihen den Stücken Wiedererkennungswert. Die äußere Form, sprich: die klangliche Komponente, könnte allerdings etwas ansprechender sein.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens