EMPYRIUM - The Turn Of The Tides
Mehr über Empyrium
- Genre:
- Dark Atmospheric Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Prophecy Producions
- Release:
- 18.07.2014
- Saviour
- Dead Winter Ways
- In The Gutter Of This Spring
- We Are Alone
- The Days Before The Fall
- With The Current Into Grey
- The Turn Of The Tides
Die Jahreszeiten ändern sich und EMPYRIUM gibt es wieder. Besser denn je?
F.F. Yugoth und Funghus Baldachin, das sind die Schöpfer hinter NOEKK, einer tollen deutschen Retro-Prog-Band mit elegischem Gesang, von der alle drei CDs bei mir im Regal stehen. Schwadorf und Helm sind indes dieselben Musiker und Schöpfer von EMPYRIUM, der Vorgängerband von NOEKK. Diese hatte sich sich erst dem melodischen Black Metal und später dunklen, folkigen Klängen verschrieben. Jedoch fehlen die CDs von EMPYRIUM bislang in meinem Billy-Regal - doch dies wird sich hoffentlich sehr schnell ändern, denn "The Turn Of The Tides", das erste EMPYRIUM-Album nach zwölf Jahren, ist ein wirklich tolles geworden.
Leider verhindert diese Wissenslücke eine konkrete Einordnung von "The Turn Of The Tides" in das EMPYRIUM-Gesamtwerk, doch eines ist gewiss: Die Musik hat so gut wie nichts mit dem gemein, was man unter "Metal" versteht, ebensowenig handelt es sich um akustische Folk-Musik, und auch das, was Markus Stock und Thomas Helm (so die echten Namen der Musiker) mit NOEKK gemacht haben, ist ganz weit weg. Mich erinnert EMPYRIUMs Musik anno 2014 am ehesten an eine dunklere Variante von DEAD CAN DANCE: Man hört düstere, naturmystische Weltmusik, bei der die Erschaffung einer dominanten Atmosphäre im Vordergrund steht. Diese wird meist durch großflächige Synthesizer-Klangteppiche erzeugt. Und natürlich durch Helms sakralen Gesang, der mich eher an einen klassisch ausgebildeten als an einen Rock-Sänger erinnert. Aber EMPYRIUM ist mit seinen breit orchestrierten Arrangements ja tatsächlich näher an der Klassik als am Rock, von daher passt das.
Ein Blick auf das Cover verrät indes mehr über die Musik als jedes Wort. EMPYRIUMs Musik transportiert die Wildnis und die Weite einer skandinavischen Küstenlandschaft, hat aber auch etwas Märchenhaftes. Bestes Beispiel ist 'Dead Winter Ways': Nach dem sehr ambienten Beginn vermischen sich hier am Ende die Grenzen zwischen Black-Metal (Gesang) und Post-/Art-Rock (flächige Strumming-Gitarren) und EMPYRIUM erzeugt damit eine gewaltige Urkraft. Ein ganz toller Track! 'Bei 'In The Gutter Of This Spring' werden dann wieder Parallelen zu DEAD CAN DANCE (vor allem beim Gesang, der hier Brendan Perry ähnelt) deutlich, während Helms Stimme bei 'We Are Alone' nur noch von einem einsamen Piano begleitet wird. Hierbei kann man auch langsam in den Schlaf gleiten, doch dann würde man die weit ausschweifenden Melodien von 'The Days Before The Fall' und 'With The Current Into Grey' verpassen.
Wie die isländischen Kollegen von SOLSTAFÍR versucht auch das EMPYRIUM-Duo, seine Musik mit den Naturgewalten in Einklang zu bringen. Und während die Isländer auf "Otta" die verschiedenen Stimmungen eines Tages versuchen einzufangen, geht es hier um die Gezeiten und die Wechsel der Jahreszeiten. Entsprechend handelt es sich hierbei auch um Musik, in der man versinken und sich selbst wieder finden kann. Beim sphärisch-verträumten Titeltrack darf man dann in der Tat in einen sanften, ruhigen Schlaf schweben. Sofern man das Album denn zum Schlafen gehen hört. Hierzu empfehle ich dringend den Kopfhörer, denn "The Turn Of The Tides" ist neben SOLSTAFIRs "Otta" und HER NAME IS CALLAs "Navigator" ein weiteres Beispiel für die große Macht der ruhigen Klänge. Top!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker