ENDSTILLE - Infektion 1813
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2011
Mehr über Endstille
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Season of Mist (Soulfood)
- Release:
- 20.05.2011
- Anomie
- Trenchgoat
- Bloody H (The Hurt-Gene)
- The Deepest Place On Earth
- When Kathaaria Falls
- Satananarchie
- World Aflame
- Wrecked
- Endstille (Völkerschlächter)
Trotz einer gewissen Einförmigkeit zelebriert dieses Album den Highspeed-Black-Metal in all seiner Pracht.
Obwohl ich seit bald zwanzig Jahren dem schwarzen Stahle anhänge und mir die deutsche Band ENDSTILLE seit langem von Hörproben und Festivalauftritten her ein Begriff ist, verspürte ich doch nie den Drang, mich näher mit dem Schaffen der martialischen Norddeutschen zu befassen. Daran änderte vor einigen Monaten auch der Auftritt beim Helion-Festival wenig, ging doch vieles vom Können der Band im Soundbrei unter. Jetzt wo mir das neue Album "Infektion 1813" ins Haus geflattert ist, bin ich dennoch gespannt, wie sich die Band im Jahr 2011 präsentieren wird, erstmals mit dem neuen Sänger Zingultus in ihren Reihen, den viele von euch sicher von Bands wie GRAUPEL oder vor allem NAGELFAR kennen dürften, war letztere doch eine der größten Kultbands des deutschen Black Metals.
So kann wenig schief gehen, und das bestätigt auch schon das eröffnende 'Anomie'. Rasend schnell, kurz und auf den Punkt gespielt, flirren Lars Wachtfels' Gitarrenriffs ums Haupt des Hörers, rattern Snare und Becken wie schwere Panzer über unsere Köpfe hinweg. Dazu kreischt Zingultus zwar in typischer Black-Metal-Manier, aber dennoch ausdrucksstark und sauber artikuliert. Etwas tiefer und weniger hysterisch als diejenigen seines Vorgängers und langjährigen ENDSTILLE-Fronters Iblis. Die Grundvoraussetzungen für eine gute Black-Metal-Scheibe sind also erfüllt. Stellt sich die Frage, ob daraus nun mehr wird oder nicht. Die Antwort liefern die Kieler bereits mit dem folgenden 'Trenchgoat', das in gleichermaßen infernalischem Tempo auch melodisch starke Akzente setzt. Die simplen aber effektiven Riffs können auf ganzer Linie punkten.
Ein bei leicht gedrosseltem Tempo recht wuchtig wirkender Groove prägt 'Bloody H', wobei ENDSTILLE bei mir mit der Raserei besser punkten kann. Andererseits fördert das Stück mit seinen Choransätzen im Refrain den Abwechslungsreichtum auf "Infektion 1813" nicht unerheblich, so dass das Stück durchaus als Bereicherung zu werten ist. Ein besonderes Glanzlicht ist aus meiner Sicht das klirrende 'The Deepest Place On Earth' mit seinen in den Hintergrund gemischten, aber doch gut vernehmbaren klassischen Thrash-Shouts im Refrain, die sich perfekt mit Zingultus' Leadgesang ergänzen. Bei 'When Kathaaria Falls' sorgt der regelmäßig wiederkehrende, verschobene, dissonante Akkord für Aufmerksamkeit.
Zwar kann ich mit dem experimentellen Abschlussstück, bei welchem zu einem über zehn Minuten monoton geloopten Riff die Namen blutrünstiger Diktatoren rezitiert werden, herzlich wenig anfangen, doch da mir die übrigen Stücke ziemlich gut gefallen, bleibt nur wenig Kritik übrig. Diese beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass hier und da etwas mehr Abwechslungsreichtum innerhalb eines Songs der Band mehr Prägnanz verleihen könnte. Im Fazit ist daher festzuhalten, dass sich ENDSTILLE hinter den schwedischen Flaggschiffen des pfeilschnellen Black Metals nicht verstecken muss. Mit den jüngeren Werken MARDUKs oder DARK FUNERALs können die Holsteiner durchaus mithalten, auch wenn sie andere Schwerpunkte setzen. Wo die Schweden gerne mit melodischen Doppelleads punkten, da setzt Wachtfels auf das klassische Black-Metal-Riff in all seiner kalten, martialischen Pracht. Für Genrefans ist "Infektion 1813" daher durchaus essentielle Kost.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle