ENDSTILLE - Verführer
Mehr über Endstille
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Regain Records
- Release:
- 08.05.2009
- ... Of Disorder
- Hate Me... God?
- Depressive/Abstract/Banished/Despised
- Ursprung
- Monotonus n
- Symptoms
- Suffer In Silence
- Dead
- Endstille (Verführer)
Das Kieler Abrisskommando bläst wieder zum Sturm. Provokant, räudig und kompromisslos wie eh und je.<br />
Einst wurden ENDSTILLE mit MARDUKs "Panzerdivision Marduk" verglichen. Doch dort, wo die Schweden irgendwann auf einprägsamere Orient-Riffs umstiegen, setzen die Norddeutschen weiter auf rasende Geschwindigkeit und einen sägenden Gitarrensound. Und der MARDUK-Vergleich ging Deutschlands bekanntester Schwarzblei-Truppe ja ohnehin schon immer am Allerwertesten vorbei. Auch mit den neun Hassbrocken auf dem neuen "Verführer" weichen sie keinen Millimeter von ihren eingeschlagenen Weg ab. Angefangen beim äußeren Erscheinungsbild der Platte, das diesmal den letzten Deutschen Kaiser Wilhelm II. in blutrünstiger Pose zeigt. Als Schlachtfeld ist diesmal also der Erste Weltkrieg abgesteckt, wobei der Wahnsinn an der Front und blinder Fanatismus beschrieben werden. Und natürlich finden auch wieder ketzerische sowie selbstzerstörerische Texte ihren Einzug.
"Das ist der Sieg!" tönt es aus den Boxen, und nicht nur wegen des wieder entdeckten Einsatzes von Samples, sondern vor allem wegen seiner rasanten Blastbeats und der Bienenschwarmartigen Gitarrenriffs erinnert der Opener '... Of Disorder' positiv an den Klassiker 'Frühlingserwachen'. Auch in 'Hate Me... God?', 'Monotonus n' und 'Symptoms' gibt Mayhemic Destructor hinter seiner Schießbude mächtig Gas, während Gitarrist L.Wachtfels seiner Gitarre wieder einmal die schrägsten Akkorde entlockt. Und diese klingen in 'Symptoms' oder 'Dead' fast ein wenig Hymnisch, trotz des sägenden Sounds, der eben auch erst einmal durchkämpft werden will. Das rotzige 'Depressive/Abstract/Banished/Despised' und das schleppende 'Ursprung' wiederum erinnern eher an Black Metal der alten Schule. Mit einem vergleichsweise hohen Midtempo-Anteil wird auch im Titelsong 'Endstille (Verführer)' und 'Suffer In Silence' immer mal wieder einen Gang runter geschaltet, wobei Mayhemic Destructor vereinzelt ansatzweise rhythmische Spielereien einbaut. Und der ein oder andere ältere Filmsoundtrack wird ebenfalls noch eingebaut.
Insgesamt drückt "Verführer" ohne Ende oder droht einen wahlweise auch in langsameren Gefilden zu überrollen. Hier und dort können ENDSTILLE auch – nunja, nicht unbedingt überraschen, dafür gehen sie viel zu direkt ans Werk. Aber sie können Akzente setzen. Dennoch tritt das Quartett in meinen Ohren ein wenig auf der Stelle. In Sachen Härte und Geschwindigkeit kann ihnen sicher keine Band hierzulande das Wasser reichen. Aber um der Internationalen Konkurrenz die Stirn zu bieten und auf Festivals nicht nach wie vor Nachmittags oder erst weit nach Mitternacht ran zu müssen, könnten es ruhig noch ein paar Wiedererkennungsmerkmale mehr sein. Zumindest hätte ich der Band seit ihrem nach wie vor besten Album "Navigator" einen größere Entwicklungsschub zugetraut. Aber wenn man dem Nordvierer eines zugestehen muss, dann seine absolute Kompromisslosigkeit. Und auch den eingangs erwähnten MARDUK hätte anfangs wohl niemand einen solchen Erfolg zugetraut. True-Black-Metaller sowie Die-Hard-Fans werden jedenfalls von diesem Album definitiv nicht enttäuscht sein. Und wer weiß: Vielleicht macht es bei mir erst richtig "Klick", wenn ich die neuen Songs live serviert bekomme. Denn hier wussten ENDSTILLE schon immer zu überzeugen.
Anspieltipps: ... Of Disorder, Depressive/Abstract/Banished/Despised, Symptoms
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Carsten Praeg