ENDTIME PROPHECY - Cast Away
Mehr über Endtime Prophecy
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 09.03.2013
- Drowning
- Cast Away
- The Darkest Hour
- The Blood Of A Dying Man
- Ascending
- Äonenkind
- What Will Be Left
- Take My Misery
- The Rain Of Life
Eine Bereicherung im Untergrund zwischen Melodic Death und folkigem Power Metal.
Vor einigen Wochen ist mir das in Eigenregie vertriebene Debütalbum der oberfränkischen Metaller von ENDTIME PROPHECY ins Haus geflattert, das von einem wirkungsvollen nautischen Motiv geziert wird und uns eine ordentliche Dosis melodischen, stilistisch aber durchaus relativ extremen Metals serviert.
Wenn wir uns um eine Schubladisierung bemühen wollen, so sind die Eckpunkte recht schnell gefunden. Melodic Death Metal ist wohl das dominierende Fundament, denn wuchtige, doppelte Leadgitarren, die sich auf ein Tänzchen mit ballerndem Schlagzeug und einem nachvollziehbar und verständlich aber dennoch brutal keifenden und growlendem Gesang einlassen, sind das Grundgerüst des Sounds des Sextetts aus dem Frankenwald.
Da auch der Melo-Death inzwischen ein weit verzweigtes Genre geworden ist, können wir die Sache natürlich auch noch präzisieren, indem wir feststellen, dass sich die Truppe innerhalb dieses Spektrums eher weiter weg von den Core-lastigen Vertretern positioniert, auch wenn beispielsweise 'What Will Be Left' durchaus ein Stück weit erahnen lässt, dass die Bandmitglieder auch in diesem Bereich den einen oder anderen Einflussgeber haben dürften. Oder, wenn man sich das stampfende Riffing und den bellenden Gesang anhört, vielleicht auch bei ARCH ENEMY.
Dafür dominiert aber in weiten Teilen des Albums dann wieder eine spürbare Nähe zu folkig-episch orientierten Genrevertretern wie etwa EQUILIBRIUM. Zudem pflegt die Band eine gewisse Nähe zum europäischen Melodic Metal, die sich sowohl in einer starken Vorliebe für dominante, ausladend arrangierte Keyboards widerspiegelt, andererseits auch in sehr melodischen Soli und zu guter Letzt in clean gesungenen Refrains wie bei 'The Darkest Hour' und 'Take My Misery' oder folkig-beschwingten Riffs wie bei 'Äonenkind'.
Die von der Band selbst eingeräumten Black-Metal-Einflüsse, die in Anbetracht der durchaus als christlich-religiös zu wertenden Themen der Texte eher "unschwarz" zu nennen wären, sind für mich als ausgewiesenen Black-Metal-Freak eher unscheinbar geraten, finden sich jedoch in gewissen Momenten in Form mystischer, getragener Passagen mit ebenfalls starkem Keyboardeinsatz und beschwörender Stimme, so zum Beispiel in einem Spoken-Word-Part bei 'Take My Misery', das ich im Großen und Ganzen dennoch auch eher im Euro-Power mit Melo-Death-Schlagseite verorten würde. Diese Assoziation bestätigt letztlich auch das finale 'The Rain Of Life', das gar mit orchestralen Keyboards und Chorgesang aufwarten kann, und somit an einigen Stellen ein bisschen gen THERION und RHAPSODY schielt.
Alles in Allem bleibt eine wirklich hübsch aufgemachte und sehr angemessen produzierte Debütscheibe. Gut, vielleicht sind Gesang und Keyboards bisweilen etwas stark im Vordergrund, was hier und da ein bisschen zu Lasten der Präsenz der Riffs geht, die jedoch auch stellenweise das Heft komplett übernehmen können, wenn das Keyboard weniger zu tun hat. Die Band präsentiert sich musikalisch vielseitig beeinflusst und talentiert, hat einige prägnante Hooks, Riffs und Refrains auf der Pfanne, und so ist sie in jedem Fall eine Bereicherung für den Underground im Bereich zwischen Melodic Death Metal und folkigem Power Metal, die es verdient hat, eine Chance von Euch zu bekommen, auch wenn in diesem Karrierestadium natürlich noch das ganz große, markante eigene Profil fehlt. Aber das haben die wenigsten Bands auf ihrem ersten selbstfinanzierten Album.
Die Scheibe könnt ihr bei Interesse gerne direkt bei der Band ordern, welche ihr beispielsweise über Facebook kontaktieren könnt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle